Eigentlich hätte er gerne Karriere als Fußballer beim FC Gundelfingen gemacht. Doch 1981 war es für Manfred Sing vorbei mit dem Kicken. Ein Autounfall als Beifahrer auf der Rückfahrt von einer Begegnung zwang den damals 18-jährigen Nachwuchsspieler in den Rollstuhl. Heute zieht der inzwischen 57-jährige „Rolli“ trotz seines körperlichen Handicaps eine positive Zwischenbilanz der Zeit nach seinem schweren Schicksalsschlag: „Sport war und ist für mich im Leben elementar wichtig. Ein Stück Selbstbestätigung.“ Im Rollstuhltennis und Rollstuhlbasketball hamsterte Sing über Jahrzehnte hinweg Titel und Pokale. In den 90er-Jahren wurde er im Drei-Jahres-Rhythmus viermal zum Landkreis-Sportler des Jahres gewählt – 1990, 1993, 1996 und 1999.
Es begann mit Tischtennis und Bogenschießen
Erste sportliche Erfahrungen vom Rollstuhl aus sammelte Manfred Sing beim Tischtennis und Bogenschießen: „Während einer Reha in Bad Wildbad bin ich dann mit Rollstuhlbasketball in Kontakt gekommen.“ Als Korbjäger war er von 1988 bis 1996 aktiv. 1991 entdeckte er zusätzlich Rollstuhltennis für sich, „in der Folge lief Basketball immer mehr auf Sparflamme“, so Sing: „Wenn man in einem Mannschaftssport öfter mal fehlt, ist man da dann halt schnell außen vor.“
Dennoch feierte er mit den Donauwörther Pandas etliche Rollstuhlbasketball-Erfolge: „Wir sind von der untersten Liga in die Zweite Bundesliga aufgestiegen. Auch gehörte ich für kurze Zeit der B-Nationalmannschaft an.“
Beim Basketball in Ulm lernte er Wolfgang Greck kennen, der ihn für Tennis begeisterte. Beide spielten ab 1991 gemeinsam bei vielen Turnieren und auch im Doppel. Für Manfred Sing begann eine lange, noch erfolgreichere Sportkarriere, die ihm bis auf Rang 30 der Rollstuhltennis-Weltrangliste führen sollte. 1998 war dieser Höhepunkt erreicht. Vordere Plätze bei internationalen Turniern und insgesamt 13 deutsche Meistertitel sammelte der Mann aus Zöschlingsweiler: „Vier im Einzel, sechs im Doppel und zwei im Mixed“, zählt er auf: „Und einmal in der Mannschaft mit dem damaligen Dillinger Hilscher-Reha-Team.“
Vor zwei Jahrzehnten fand diese deutsche Mannschaftsmeisterschaft in Berlin statt. Insgesamt hatten elf Teams gemeldet, darunter auch das Reha-Team Hilscher mit Manfred Sing, Peter Seidl, Wolfgang Greck und Patrick Deutschle. Im Finale trafen die Dillinger auf den RTC Heidelberg. Gegen den Favoriten hatten die Donaustädter zwar nichts zu bestellen und unterlagen mit 0:3, dennoch war Platz zwei am Ende eine starke Nummer.
2016 erreicht Sing noch das DM-Halbfinale
Auf nationaler Ebene schlug Manfred Sing zuletzt noch 2016 bei der DM in Burgau auf – und erreicht im Einzel das Halbfinale. Seine 25-jährige Turnierkarriere ging damit zu Ende. Aktuell lässt der 57-Jährige sein Berufsleben als Bankkaufmann bei der Sparkasse in Dillingen langsam ausklingen: „Bald bin ich Erwerbsunfähigkeitsrentner“, sagt Sing. Noch mehr Zeit für ihn, um weiter Sport zu treiben. Beim Badminton mit einer Donauwörther Freizeitgruppe im Winter – wenn nicht gerade Corona ist. Oder im Sommer bei langen Ausfahren mit seinem Rollstuhlbike, das er sogar mit Nordic-Walking-Stöcken vorantreibt.
„Sportlicher als Joggen“, urteilt er über diese Aktivität. Und spricht einen grundsätzlichen Rat aus: „Ich kann jedem, der in den Rollstuhl kommt, nur empfehlen, auch dann Sport zu treiben.“ Der Sport fördere soziale Kontakte, man erhalte sehr gute Tipps von erfahrenen Rollstuhlfahrern und erfahre – wie eingangs bereits erwähnt – ein ordentliches Stück Selbstbestätigung. Manfred Sing: „Außerdem ist es total vernünftig, auch als Rollstuhlfahrer körperliche aktiv zu sein.“
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