Dieses Sportfeld könnte auch in einer Kleinstadt irgendwo in den amerikanischen Great Planes liegen. Rote Sandkreise mit weißen Markierungen verteilen sich über die Grasfläche, ein hoher Gitterzaun dient als Abgrenzung zur „Außenwelt“. Das Baseballfeld der Moskitos ist aber nicht in den USA, sondern mitten in Schwaben angesiedelt. Genauer gesagt an der Haunsheimer Straße zu Gundelfingen. Baseballschläger und Bälle, Bases, Spieler mit langen Stoffhosen, Stollenschuhe und Helmen prägen das Bild – wenn nicht dieses nicht gerade von „Corona“ getrübt wird.
Da wo sonst Turner, Handballer oder Fußballer im Vordergrund stehen, nahm diese schwäbisch-amerikanische Baseball-Liebe ab 1992 ihren Lauf: Wolfgang Lindenthal hatte von seinem Vater, der über 40 Jahre bei der US-Army beschäftigt war, Baseball-Handschuhe und einen Schläger geschenkt bekommen – und spielte damit auf der Straße. Allein ist das der halbe Spaß, Mitspieler mussten her. Mit auffälligen Plakaten „Baseball – wir gründen ein Team“ warb der junge Mann für seine neue Leidenschaft. Mit Erfolg, die Gundelfinger Moskitos waren geboren.
Die Baseball-Abteilung ist eine der kleinsten Abteilungen des TVG, zählt im Moment 45 Mitglieder. Seit 2017 ist Tim Wiedemann der Spartenchef und mit erst 23 Jahre ein sehr junger. Unterstützt wird er von seinem Bruder und Stellvertreter Peter, der 2003 als Jugendspieler mit dem Baseballspielen begann. Tim hat 2011 angefangen, Homeruns zu schlagen. „Baseball ist eine Besonderheit, weil die verteidigende Mannschaft den Ball und damit die Spielgeschwindigkeit kontrolliert“, sagt Tim Wiedemann und erklärt seine Begeisterung für diesen US-Sport: „Man kann relativ schnell lernen, den Ball zu werfen, zu fangen und auch mit dem Schläger zu treffen. Allerdings kann man auch immer besser werden, denn es gibt keine Grenze nach oben. Jede Position ist verschieden und anspruchsvoll. Der facettenreiche Sport verlangt einem alles ab.“
Etliche seiner Mitspieler haben amerikanische, dominikanische oder sogar schottische Wurzeln. „Gemeinsam verfolgen wir aber alle das gleiche Ziel, nämlich, dass wir einfach nur Bälle schlagen und fangen wollen“, sagt der Abteilungsleiter: „Und nach dem Training oder Spiel sitzen wir gerne zusammen, um auch das ein oder andere Bier zu genießen“. Bei Heimspielen sind zudem viele Spielerfamilien und Kinder auf das Gelände.
Kameradschaft und Spaß
Überhaupt legen die Moskitos viel Wert auf Kameradschaft und Spaß am Sport. Wiedemann: „Eigentlich ist es uns nicht so wichtig, jedes Spiel zu gewinnen, solange wir nur gemeinsam auf dem Feld stehen und diesen amerikanischen Sport leben können. In unserem Team ist jeder willkommen, egal ob dick oder dünn, jung oder alt. Das zeigt auch, dass unser bunter Haufen aus Frauen und Männer besteht, die Jüngste gerade 18 ist und der älteste Spieler schon Richtung Rente geht.“
Zu größeren Ausgaben kommt es bei jedem Heimspiel für die Moskitos, da immer zwei Schiedsrichter bezahlt zu entlohnen sind – mit je 50 Euro. Zusätzlich müssen immer frische Bälle zur Verfügung gestellt werden. Deshalb würden sich die Moskitos über den ein oder anderen Sponsor sehr freuen. „Wir Baseballer freuen uns aber auch immer über zahlreiche Zuschauer, die vielleicht die Vereinskasse mit dem Kauf eines Biers oder der amerikanische Spezialität Donat auffüllen“, so Tim Wiedemann.
Die Moskitos absolvieren in der bayrischen Landesliga Gruppe Südwest ihre Innings, wie die Spielabschnitte heißen. Gegner dort sind die Augsburg Gators II, die Steinheim Red Phantoms, die Füssen Royal Bavarians II, Gauting Indians II und die Landsberg Crusaders. In der Regel sind die Moskitos ein bis zwei Stunden zu ihren Auswärtsspielen unterwegs.
"Trainer-Schub" in Gundelfingen
Seit zwei Jahren werden die Gundelfinger Baseballspieler von Florian Rothbrust trainiert. Der Coach hat bereits Bundesliga-Erfahrung in Mannheim und Bad Homburg gesammelt. „Seit der Trainer in Gundelfingen ist, hat sich die Mannschaft kontinuierlich verbessert und somit ist der sportliche Erfolg eingekehrt“, stellt Tim Wiedemann fest.
Dabei standen die Moskitos Mitte der 90er-Jahre schon kurz vor ihrer Auflösung – zu viele gute Spieler hatten wegen Beruf oder Familie aufgehört. Auch aktuell bleibt das Baseballfeld leer: die Corona-Krise. Richtiges Training ist im Moment unmöglich, da der Platz noch nicht freigegeben ist. „Aktuell stimmen wir uns mit unserem Hauptverein TV Gundelfingen über die nötigen Hygienebestimmungen ab und starten unser Training in Kleingruppen. Wieder zu den gewohnten Zeiten am Montag und Freitag jeweils ab 18 Uhr“, sagt der Abteilungsleiter: „Wie es mit der Saison weitergeht, steht noch in den Sternen. Keiner kann im Moment sagen, wie sich die Lage in Sachen Corona-Beschränkungen entwickelt.“