1985 sorgt ein 17-Jähriger aus dem bis dahin ziemlichen unbekannten Städtchen Leimen für eine sportliche Sensation: Der jugendliche Rotschopf Boris Becker gewinnt das Grand-Slam-Tennisturnier von Wimbledon – und wird anschließend in seiner Heimat groß gefeiert. Jubelstimmung herrschte vor 35 Jahren aber auch im nördlichen Landkreis Dillingen. Die Kicker des SC Unterliezheim kletterten von der untersten Liga eine Klasse höher und ließen es entsprechend krachen. Im Team damals: Peter Schneller, eher mit ruhigerem Naturell ausgestattet, dafür aber mit einem ausgeprägten Riecher für Tore. Und mit Gerd Müller als Vorbild.
29 Treffer erzielte der 27-jährige SCU-Stürmer während der Punktrunde 84/85 und war damit liga-übergreifend erfolgreichster Angreifer der Saison im Landkreis Dillingen. Schneller sicherte sich die von der Schiedsrichter-Gruppe Donau ausgelobte „Torjäger-Kanone“ und wurde auch zum Landkreis-Sportler des Jahres 1985 gewählt.
Die Unterliezheimer stellten damals eine starke Truppe talentierter Kicker. Im Angriff unter anderem mit Peter Schneller und in der Abwehr mit seinem Schwager – einem gewissen Leo Schrell. Genau: der Leo Schrell, seines Zeichens aktueller Dillinger Landrat. Wer denn der bessere Fußballer gewesen sei? Bei der Antwort auf diese Frage muss Schneller schmunzeln und meint politisch ganz korrekt: „Jeder war auf seiner Position stark. Ich ganz vorne, Leo ganz hinten als Libero.“
Heute ist Peter Schneller 62 Jahre alt und Betriebswirt bei der Sparkasse in Dillingen. Gebürtig in Fronhofen bei Bissingen, ist er seiner heimatlichen Region immer treu geblieben. Seinem Wohnort Oberliezheim ebenso wie seinem Verein SC Unterliezheim. Anfragen anderer Klubs habe zwar es schon gegeben. Etwa von der damals noch höherklassigen SSV Dillingen. „Aber ich bin heimatverbunden, deshalb Unterliezheim“, sagt Peter Schneller.
In der Jugend bei Dillingen und Unterringingen
Für Dillingen und den TSV Unterriningen hat er in der Jugend gekickt. 1978 zog es ihn mit einigen Kumpeln zum SC Unterliezheim: „Dort war ich dann 20 Jahre aktiv am Ball. 17 davon in der ersten Mannschaft, drei in der Reserve.“
Zweimal gelang Schneller mit seinen Unterliezheimern der Aufstieg aus der damaligen C-Klasse Donau I: 1979 direkt und eben 1985 als Vizemeister hinter dem FC Gundeflingen II. Beim siegreichen Entscheidungsspiel gegen den C-II-Zweiten TSV Buttenwiesen vor Hunderten von Zuschauern in Steinheim kam der Stürmer freilich nur 15 Minuten zum Einsatz, weil er sich im Vorfeld eine Verletzung zugezogen hatte. „Ich habe da auch kein Tor gemacht“, erinnert sich Peter Schneller an den Erfolg: „Franz Hurler und Wolfgang Girstenbrei trafen zum 2:0.“
Vorbereitung mit Vereinsausflug
Vorbereitet hatten sich die Unterliezheimer Fußballer damals auf das Topspiel übrigens mit einem zweitägigen Vereinsausflug in den Schwarzwald samt Abstecher nach Basel/Schweiz. Der Triumph wurde anschließen, wie es sich beim SC Unterliezheim gehört, ordentlich gefeiert. Schneller war beim Aufstiegsfest zwar dabei, versichert aber, sich – seinem Naturell entsprechend – eher ruhiger verhalten zu haben.
Bei Heimspielen des SCU auf dem Riedlesberg ist Peter Schneller heute immer noch vor Ort: als Platzkassierer. Seit 23 ist er Kassenwart des Vereins, der aktuell mit großem Vorsprung die wegen Corona unterbrochene Saison in der B-Klasse West III anführt.
Auswärts fährt Schneller nur selten
Auswärtsfahrten zu Fußball-Spielen unternimmt Schneller dagegen eher selten. Einmal im Jahr geht es freilich nach München in die Allianz Arena. Dort schaut sich des Ex-Torjäger seinen Lieblingsverein an – den FC Bayern. Und einen anderen Topstürmer: Robert Lewandowski. Der ist gerade auf gutem Weg, den Bundesliga-Rekord von Gerd Müller zu knacken, der in der Spielzeit 1971/72 sagenhafte 40 Tore erzielte.
Ob er dem Polen dafür die Daumen drückt? Peter Schneller: „Lewandowski ist der beste Stürmer seit Gerd Müller. Aber ganz ehrlich? Eigentlich wäre es mir schon lieber, wenn Gerd Müller diesen Rekord behält.“
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