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Fußball: Die Lieblinge eines Wertingers kickten mal mit Bayern auf Augenhöhe

Fußball

Die Lieblinge eines Wertingers kickten mal mit Bayern auf Augenhöhe

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    Seit mehr als vier Jahrzehnten ein Anhänger des Hamburger SV: Jürgen Wiedemann aus Wertingen.
    Seit mehr als vier Jahrzehnten ein Anhänger des Hamburger SV: Jürgen Wiedemann aus Wertingen. Foto: L. Wiedemann

    Wer am vergangenen Wochenende als Spaziergänger im Wertinger Gießeweg stadtauswärts unterwegs war, der konnte zwei riesige Fahnen von Sportvereinen nicht übersehen. Auf der rechten Seite flatterte die rot-weiß-grüne des FC Augsburg im Winterwind durch die Luft, direkt gegenüber die schwarz-blaue mit der HSV-Raute in der Mitte der Textilie. Gehisst hatten sie, wie immer bei Erfolgen ihrer Lieblingsvereine, zwei fußballbegeisterte Brüder: Gerhard Wiedemann, verlieh dem 2:1-Erfolg des FC Augsburg über Union Berlin im deutschen Oberhaus Ausdruck, Jürgen Wiedemann freute sich mit seiner Beflaggung über die Halbzeit-Meisterschaft der Hamburger Kicker in der Zweiten Bundesliga. Bis der 4:2-Erfolg des HSV im letzten Vorrundenspiel bei Eintracht Braunschweig in trockenen Tüchern war, musste der 50-Jährige – wie so oft in dieser Saison – jedoch mächtig zittern.

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    Nur bei einem einzigen der 17 Hinrundenspiele konnte sich Jürgen Wiedemann vor dem Fernseher gemütlich zurücklehnen und das Spiel seines HSV genießen. „Das war beim 5:0-Heimerfolg gegen den VfL Osnabrück vor gut einer Woche“, erzählt der Familienvater von zwei Kindern. Auch wenn die Hamburger aktuell die Tabelle anführen, so richtig mag Jürgen Wiedemann an den Wiederaufstieg des einstigen Bundesliga-Dinos in die Beletage des deutschen Fußballs noch nicht glauben. Er erinnert dabei an die beiden letzten Spielrunden, als dem HSV jeweils im Schlussspurt die Puste ausging und am Ende nur der undankbare Platz vier heraussprang. Dass die Hamburger zum dritten Mal in Folge Vierter werden könnten – der Wertinger schließt dieses Schreckensszenario nicht aus. „Das Problem könnte Trainer Daniel Thioune werden“, hat der gelernte Maurer und jetzige Monteur so seine Bedenken.

    Namhafte Trainer auf der Bank

    Den richtigen Trainer für den HSV zu finden – das sei in den vergangenen Jahren das Problem des Großstadtklubs gewesen. Dabei gab es Zeiten, als viele Bundesligisten die Hamburger ob ihrer Übungsleiter beneideten. Wiedemann nennt da beispielsweise Thomas Doll, Frank Pagelsdorf, in erster Linie aber Ernst Happel und Branko Zebec.

    Als die beiden Letztgenannten an der Elbe das Sagen hatten, da war Wiedemann noch ein kleiner Junge, der gerade anfing, sich für Fußball zu interessieren. Sein Onkel Robert Wiedemann, der inzwischen in Höchstädt lebt, war HSV-Fan und konnte seinen Neffen überzeugen, auch ein solcher zu werden. Mit seinem Vater Michael saß Jürgen Wiedemann im Frühjahr 1982 dem Spiel FC Bayern München - Hamburger SV im Olympiastadion. Als Horst Hrubesch in der Nachspielzeit den 4:3-Siegtreffer für die Gäste erzielte, war der Sohnemann völlig aus dem Häuschen. „Diesen Moment werde ich nie vergessen“, schwärmt der Wertinger noch heute von diesem Spiel. Ende der 1970er- und Anfang der 1980er Jahre lieferten sich Bayern München und der HSV so manches packende Duell auf Augenhöhe. „Wir hatten ein bärenstarkes Team“, zählt Jürgen Wiedemann Namen wie Uli Stein, Manfred Kaltz, Kevin Keegan, Dietmar Jakobs, Felix Magath, Thomas von Heesen, Horst Hrubesch und Lars Bastrup auf und erinnert an den Gewinn der Meisterschaften von 1979, 1982 und 1983.

    Pokalsieg 1987 gegen Stuttgarter Kickers

    Seinen letzten Titel gewann der sechsmalige Deutsche Meister und dreimalige Pokalsieger 1987 durch einen 3:1-Endspielsieg im Pokal gegen die Stuttgarter Kickers. Der größte Erfolg gelang dem HSV allerdings im Europapokal der Landesmeister. 1983 bezwangen die Hamburger im Endspiel durch ein Tor von Felix Magath Juventus Turin mit 1:0. Bereits 1977 sicherten sich die Norddeutschen einen europäischen Titel, als es im Finale des damaligen Endspiels im Wettbewerb der Pokalsieger einen 2:0-Erfolg gegen den RSC Anderlecht gab.

    Wiedemann ist nicht alleine

    Kein Wunder, dass es angesichts einer solchen Historie in der Region zahlreiche Anhänger wie Jürgen Wiedemann gibt. „Wir sind ungefähr 25, die sich immer wieder mal treffen und sich über den HSV austauschen. Die Gründung eines eigenen Fanklubs stand schon einige Male zur Debatte. „Wenn Corona vorüber ist, werden wir einen neuen Anlauf nehmen“, kann sich Jürgen Wiedemann gut vorstellen, dass ein HSV-Fanklub im Zusamtal ins Leben gerufen wird. Doch unabhängig davon, wünscht sich der 50-Jährige die baldige Rückkehr des Dinos in die Erste Bundesliga. Auch möchte er noch einige Titel des HSV miterleben.

    Den ersten am liebsten schon im kommenden Mai, „auch wenn es dann nur die Zweitligameisterschaft wäre“, fügt er schmunzelnd an. Und wenn dann gleichzeitig der FCA den Klassenerhalt im Oberhaus in der Tasche hat, dann hissen die Wiedemanns im Wertinger Gießeweg wie am vergangenen Wochenende garantiert wieder gemeinsam die Fahnen ihrer Lieblingsvereine.

    Fan-Tipp: Zum Auftakt der Zweitliga-Rückrunde gastiert der Vorrundenmeister Hamburger SV am heutigen Dienstag beim Fortuna Düsseldorf. „Das wird schwer“, mutmaßt Jürgen Wiedemann und tippt auf ein 2:2.

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