Selten war beim TSV Haunsheim die Vorfreude auf den Saisonstart so groß wie in diesen Tagen. Obwohl die Mannschaft mit lediglich zehn Punkten vergangene Saison sang- und klanglos aus der Kreisklasse West II abgestiegen ist, fiebern die Gelb-Schwarzen dem Auftaktspiel am morgigen Samstag, 17 Uhr, gegen den Ortsrivalen FC Unterbechingen regelrecht entgegen.
Der neue Abteilungsleiter Thomas Mödinger – er löste am 1. Juni Vorgängerin Nicole Brümmel ab – hat in den vergangenen Wochen schließlich die Werbetrommel für das „Spiel der Spiele“ kräftig gerührt. „Wir haben an die 650 Flyer in beiden Ortschaften verteilt, außerdem haben unsere Freunde vom SV Unterknöringen und TSV Offingen, mit denen wir in der Vorbereitung ein gemeinsames Trainingslager bestritten haben, ihren Besuch zugesagt“, hofft der 50-Jährige auf eine große Kulisse. Mödinger rechnet mit mehr als 300 Zuschauern. Diejenigen, die das erste Punktspiel zwischen den beiden Nachbarvereinen besuchen, entrichten ihren Obolus für einen guten Zweck: 75 Prozent der Einnahmen gehen an die Kartei der Not, das Leserhilfswerk unserer Zeitung, der Rest an die Stiftung des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV).
Derby gegen Unterbechingen hat besonderen Reiz
Duelle zwischen dem TSV Haunsheim und dem FC Unterbechingen haben seit Jahrzehnten ihren besondren Reiz. Wobei die Bilanz für das Team aus dem kleineren Ortsteil der Gemeinde Haunsheim spricht: 19 Mal ging der FCU als Sieger hervor, achtmal triumphierte der TSV, zehn Duelle endeten unentschieden. Das letzte Pflichtspiel beider Teams liegt bereits 14 Jahre zurück. Am 19. April 2009 gewann Haunsheim mit 1:0, Siegtorschütze war Stefan Mödinger, ein Bruder des jetzigen Abteilungsleiters.
Apropos Siegtor: Bei der Generalprobe des TSV Haunsheim gegen den Kreisligisten SSV Dillingen erzielte Thomas Mödinger in der Schlussminute in der Nachspielzeit das entscheidende 2:1. Und das als 50-Jähriger. Als Fußball-Methusalem sieht sich Mödinger trotz seines fortgeschrittenen Alters freilich noch nicht. „Ich fühle mich fit und liebe einfach diesen Sport“, hofft das Haunsheimer Urgestein, seinem TSV auch in dieser Saison auf dem Platz weiter helfen zu können. Und das womöglich gemeinsam mit seinem 17-jährigen Sohn Nikolas, der nach dreijähriger Pause wieder mit dem Fußballspielen begonnen hat und nach fünf Wochen Vorbereitung ein fester Bestandteil der Mannschaft geworden ist. „Nicolas ist ein Allrounder, der von der Abwehr bis zum Angriff überall eingesetzt werden kann“, ist Vater Thomas stolz auf seinen Filius. Mit der Vorbereitung ganz allgemein ist Papa Mödinger mehr als zufrieden. Schließlich konnten alle Testspiele gewonnen werden, zumal das neue Trainergespann Yves Krpic/Steffen Chlebovic einen guten Job mache und für eine neue Aufbruchstimmung sorge. Mödinger: Beide sind als Eigengewächse des TSV Haunsheim voll motiviert und geben dem Team viele Impulse.
Haunsheims Kader ist breit aufgestellt
Mit insgesamt 27 Spielern ist der Kader der Haunsheimer quantitativ gut bestückt, für die Meldung einer zweiten Mannschaft hat es aber nicht gereicht. Ob der TSV bald wieder eine Reservetruppe stellen kann, steht in den Sternen. Wahrscheinlicher, so Thomas Mödinger, ist es, dass es mittelfristig eventuell zu einer Fusion mit einem anderen Klub kommt. „Viele kleine Dorfvereine leiden unter Spielermangel, da geht es doch fast allen gleich“, sinniert der Haunsheimer Funktionär. Sollte irgendwann eine Spielgemeinschaft (SG) notwendig werden, wäre der FC Unterbechingen wohl der prädestinierte Partner. Schließlich trennen die Sportanlagen beider Vereine nur 1,8 Kilometer und bilden die F- und E-Junioren des TSV und des FCU schon jetzt eine SG.
An sportlich glorreiche Zeiten, wie sie die Haunsheimer mit dem Aufstieg in die Kreisliga 2016 erlebten, hofft man mittelfristig wieder anknüpfen zu können. Spätestens im Jahr 2027, wenn der Verein 100 Jahre alt wird, wünscht sich Thomas Mödinger, dass es zumindest eine Klasse wieder nach oben geht. In der Historie des TSV gibt es ein Datum, das in die Annalen eingegangen ist: Am 1. April 2017 siegte Haunsheim im Punktspiel der Kreisliga Nord bei der SSV Dillingen mit 2:1. Im Kasten des Gegners stand mit Tim Wiese ein ehemaliger Nationaltorhüter. Robin Hördegen schoss vor 2300 Zuschauern beide Tore für den TSV. Inzwischen steht der 29-Jährige selbst zwischen den Pfosten und hofft, dass er gegen Unterbechingen in der „Zwergbacharena“ vor erneut großer Kulisse seine Kasten sauber halten kann.