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FC Gundelfingen: FC Gundelfingen: Vom Wald- und Wiesenklub zum Aushängeschild

FC Gundelfingen

FC Gundelfingen: Vom Wald- und Wiesenklub zum Aushängeschild

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    Seit 1989 ist Viktor Merenda ununterbrochen Vorsitzender des FC Gundelfingen und dabei nicht nur wegen des 100-jährigen Vereinsjubiläums vor allem an seinem Schreibtisch gefordert.
    Seit 1989 ist Viktor Merenda ununterbrochen Vorsitzender des FC Gundelfingen und dabei nicht nur wegen des 100-jährigen Vereinsjubiläums vor allem an seinem Schreibtisch gefordert. Foto: Brugger

    Das Gasthaus „Zum Kreuz“ war am 27. Februar 1921 Treffpunkt 20 junger Gundelfinger, die schon längere Zeit den damals eher verpönten Fußballsport betrieben. Gemeinsam gründeten sie an diesem Abend den FC Gundelfingen, der in den folgenden 100 Jahren weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt werden sollte. Als historisch erster Vorsitzender der Vereinsgeschichte wurde Adolf Achtziger gewählt. Allzu lange blieb Achtziger nicht im Amt, die Führungspersonen wechselten fast jährlich. Längere Zeit an der Vereinsspitze standen vor allem Mitbegründer Hermann Gartner, Theo Flemisch, der 21 Jahre das Sagen hatte – und der einsame „Rekordhalter“ Viktor Merenda. Seit 1989 führt er die Geschicke des Vereins und blickt rechtzeitig zum Jubiläum nicht nur zurück, sondern gibt Einblicke ins Tagesgeschäft und schaut ein Stück weit in die Zukunft.

    Herr Merenda, der offizielle Vereinsname lautet FC 1920 Gundelfingen Verein für Leibesübungen. Die Gründung erfolgte aber 1921. Wie erklären Sie dieses Kuriosum?

    Merenda: Die Vereinsgeschichte beginnt tatsächlich 1920, allerdings war es eine Art „Wald- und Wiesenclub“ ohne feste Organisation und wildem Spielbetrieb. Das änderte sich erst an dem 27. Februar 1921.

    Vorübergehend unter dem Dach des TV Gundelfingen

    Den ersten „Bruch“ in der Geschichte gab es schon wenige Monate später ...

    Merenda: Richtig, im Dezember 1921 schlossen sich die FC-Fußballer dem TV Gundelfingen an und gewannen dort im Februar 1924 ihren ersten Meistertitel in der C-Klasse. Kurz darauf lösten sich die Kicker wieder vom TVG und starteten endgültig ihre Erfolgsgeschichte als eigenständiger Verein.

    Sie haben seit ihrem Vereinseintritt 1958 selbst Jahrzehnte dieser Geschichte geschrieben, auch als Aktiver.

    Merenda: Ich hatte beim TVG als Turner begonnen und kann mich noch gut an Gauturnfeste erinnern, bei denen ich starten durfte. Als Elfjähriger bin ich dann zum Fußball und somit zum FCG gekommen. Mein Interesse galt auch immer anderen Sportarten, also habe ich den Verein in all seinen Facetten kennengelernt. Schach, Tischtennis, Leichtathletik, Tennis – ich habe mich überall wohlgefühlt.

    In jungen Jahren war Viktor Merenda ein guter Leichtathlet.
    In jungen Jahren war Viktor Merenda ein guter Leichtathlet. Foto: pamer

    Zumal sich dabei überall Erfolge einstellten ...

    Merenda: Ja, im Schach war ich Jugend-Vereinsmeister, im Tennis später Kreismeister der B-Gruppe und als Leichtathlet holte ich die schwäbischen Titel über 400 Meter sowie 300 Meter Hürden und konnte ich mich drei Mal für die deutschen Meisterschaften qualifizieren.

    Wie lief es bei den nationalen Titelkämpfen?

    Merenda: Zwei Mal nicht so gut, obwohl ich als Jugendlicher Zweiter der bayerischen Rangliste über 300 Meter Hürden war. Das beste Ergebnis war dann 1967 der vierte Platz beim Mannschaftsmehrkampf der Junioren im westfälischen Hamm. Damals studierte ich in der Landeshauptstadt und ging für den Post-SV München an den Start.

    Leichtathletik führt ein Schattendasein

    Schmerzt es Sie angesichts der eigenen Vergangenheit, dass die Leichtathletik nicht nur beim FCG mittlerweile ein Schattendasein führt?

    Merenda: Sicher, ich sehe allerdings wenig Chancen, dass sich gerade in ländlichen Regionen etwas daran ändert. Nur dort, wo es weiterführende Schulen oder Universitäten gibt, stimmen auf Dauer die Rahmenbedingungen für diesen trainingsintensiven Sport.

    Als Fußballer haben sie 178 Mal in der ersten Mannschaft gespielt.

    Merenda: Es hätten sicher noch mehr Spiele werden können, nach einem Beinbruch 1974 musste ich meine höherklassige Karriere beenden und habe noch ein paar Jahre in der Reserve gekickt. Der größte Erfolg als Fußballer war sicherlich die Bezirksliga-Meisterschaft 1971 und der Aufstieg in die Landesliga, damals die vierthöchste Spielklasse.

    Dann gleich zu den schönsten Momenten als Vorsitzender ...

    Merenda: Da gibt es auch viele. Herausragend war sicherlich der Bayernliga-Aufstieg unserer Fußballer 1993, womit der FCG drittklassig war und sich mit großen Traditionsklubs wie dem FC Augsburg oder der SpVgg Fürth messen durfte. Unvergesslich ist auch, dass in Gundelfingen 2000 das Spiel Russland gegen Frankreich im Rahmen der U17-Europameisterschaft stattfand. Trainingslager des Europapokalstarters Dinamo Bukarest oder der Nationalmannschaften Thailands und Kenias auf unserem Gelände waren ebenfalls außergewöhnlich.

    Das sind die strammen Fußballer des FC Gundelfingen im Gründungsjahr des Vereins 1921.
    Das sind die strammen Fußballer des FC Gundelfingen im Gründungsjahr des Vereins 1921. Foto: fcg

    Sie sprechen das Vereinsgelände an. Das liegt Ihnen durchaus am Herzen.

    Merenda: Stimmt. Mein letztes großes Ziel als Vereinsvorsitzender ist, dass wir die 2009 begonnenen Sanierungsmaßnahmen unter meiner Regie abschließen. Meine Erfahrung sagt mir, dass der Neubau von Sportanlagen deutlich einfacher ist als der langfristige Unterhalt. Uns gehört ja nicht nur das Schwabenstadion mit seinen den Funktionsgebäuden, auch die Tennisplätze mit dem dazugehörigen Heim, die Anlage der Eisstockschützen und die Tennishalle mit Stadiongaststätte müssen in Schuss gehalten werden. Als Verein haben wir in der jüngeren Vergangenheit insgesamt rund 1,4 Millionen Euro in die Gebäude und Anlagen gesteckt. Die nächste große, noch anstehende Maßnahme wird die Erneuerung der Heizungsanlage der Tennishalle sein.

    Wie viel Zeit stecken Sie eigentlich in die Vereinsarbeit?

    Merenda: Es sind täglich vier bis sechs Stunden – und dabei geht es so gut wie gar nicht um den Sport. Allein der Aufwand für die Bearbeitung staatlicher Zuschüsse frisst unendlich viel Zeit.

    Sie waren bis vor kurzem auch 2. Bürgermeister der Stadt Gundelfingen, saßen im Kreisrat und haben reichlich politische Verbindungen. Haben diese dem FC Gundelfingen genutzt?

    Merenda: Letztlich ja, wobei ich mich nie für etwas Unrechtmäßiges eingesetzt habe. Nehmen wir mal das Beispiel Nördlingen. Da sind die Sportanlagen städtisch, die Vereine zahlen dafür nur eine geringe Gebühr. Wir unterhalten unsere Anlagen in Eigenregie und brauchen einfach die Unterstützung der öffentlichen Hand. Das geht ja nicht nur uns so, auch unsere Nachbarn sind davon betroffen. Und da möchte ich betonen, dass wir grundsätzlich ein sehr gutes Verhältnis untereinanderhaben und sehr gerne mit dem TV in Sportgemeinschaften zusammenarbeiten, wie die Beispiele Volleyball, Ski oder Schwimmen über viele Jahre zeigen.

    Mitgliederrückgang auch in Gundelfingen

    Apropos Großverein: Der FCG hat rund 1050 Mitglieder, es waren schon mal weit über 1500. Woran liegt das?

    Merenda: In erster Linie daran, dass Sportler nach ihrer aktiven Zeit oder bei einem Vereinswechsel austreten. Früher gab es einfach mehr passive Mitglieder. Die Abteilungen Tennis, Gymnastik oder Ski haben seit den Boom-Jahren etwa die Hälfte ihrer Mitglieder verloren. Dazu kommt, dass beispielsweise die Sparten Faustball oder Kegeln längst nicht mehr aktiv sind oder dass etwa bei der Leichtathletik das Sportangebot enorm geschrumpft ist.

    Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf den FCG?

    Merenda: Dass der Sportbetrieb ruht und dass wir allein dadurch, dass die Tennishalle in der wichtigen Wintersaison nicht öffnen darf, jede Woche etwa 1300 Euro verlieren und nicht wissen, ob wir entschädigt werden. Mit diesen Einnahmen finanzieren wir eigentlich unsere ganzen Sanierungsmaßnahmen und wissen nicht.

    Die Erneuerungsarbeiten gehen trotzdem weiter ...

    Merenda: Ja, wir haben die Zeit genutzt, um die Flutlichtanlage auf dem Trainings- und Nebenspielfeld auf LED umzustellen, die in die Jahre gekommene Beregnungsanlage der Fußballfelder haben wir mit viel ehrenamtlichen Engagement erneuert. Ich bin begeistert, dass rund 70 Leute mitgeholfen haben, die teilweise nicht mal Mitglieder sind. Aktuell laufen die Arbeiten für einen Ballfangzaun rund um das Gelände.

    Ein Zaun gegen Vandalismus

    Will sich der Verein damit abschotten?

    Merenda: Nein, das hat damit nichts zu tun. Leider hat es in der jüngeren Vergangenheit immer wieder Vandalismus gegeben, speziell die Beregnungsanlage war Opfer mutwilliger Beschädigungen. Außerdem gibt es den Sicherheitsaspekt. Um beispielsweise Mähroboter einsetzen zu können, muss das Gelände komplett umzäunt sein – oder ich brauche eine Aufsichtsperson. Außerdem sind unsere Nachwuchssportler besser vor dem Verkehr geschützt, wenn beispielsweise der Ball mal verschossen wird.

    Kommen wir zurück zu Ihnen. 1983 wurden Sie als Jugendleiter in den Vereinsvorstand gewählt, sechs Jahre später traten Sie die Nachfolge von Edelbert Reile an. Hätten sie gedacht, dass sie so lange Vorsitzender im Amt bleiben?

    Merenda: Garantiert nicht. Wobei mir der Einstieg relativ leicht gemacht wurde. Reile unterstützte mich noch viele Jahre als Schatzmeister und war ein Vollprofi in Finanzfragen, was extrem wichtig war. Unser aktueller Steuerberater sagt immer wieder, dass er lieber zehn Wirtschaftsbetriebe betreut als einen größeren Sportverein. Das Steuerrecht ist so kompliziert geworden, dass es die ehrenamtliche Arbeit im Prinzip unmöglich macht. Zum Glück haben wir funktionierende Abteilungen mit sehr guten Leuten an der Spitze, die mir den Rücken freihalten. Dankbar bin auch den Verantwortlichen in der Stadt Gundelfingen, dem Landkreis oder dem Bayerischen Landes-Sportverband, die immer wieder versuchen, uns im Ehrenamt zu helfen und zu unterstützen. Nicht ausschließlich, aber eben doch auch in finanzieller Hinsicht.

    Die Vereinsarbeit hält Merenda geistig fit

    Ist ein Ende Ihrer Amtszeit in Sicht?

    Merenda: Erst kürzlich haben mich meine Frau und meine Tochter ins Gebet genommen und gemeint, dass nächstes Jahr doch ein guter Zeitpunkt zum Abtreten sei. Da werde ich 75 und irgendwann sei genug. Andererseits merke ich, dass mich die Vereinsarbeit geistig fit hält – und nur rumsitzen ist nichts für mich. Was ich mir vorstellen könnte, dass ich den Vorsitz und damit einen Großteil der Verantwortung abgebe, einen Nachfolger aber tatkräftig unterstütze. Soweit das gewünscht ist. Allerdings ist aktuell kein Kandidat in Sicht, und es wird mit Sicherheit nicht einfach, jemanden für diese Aufgabe zu gewinnen.

    Jetzt beginnt das Jubiläumsjahr. Welche Feierlichkeiten sind geplant?

    Merenda: Konkrete Planungen gibt es aufgrund der Pandemie nicht. Ob ein Sommerfest stattfindet, ein Tag der offenen Tür oder ein Festabend, bei der sich der FCG in seiner ganzen sportlichen Vielfalt vom Segeln über Eissport bis zur Gymnastikgruppe präsentieren kann, ist komplett offen. Manuela Uhl aus der Tanzsportabteilung hatte schon ein paar gute Anregungen, es steht und fällt aber alles mit der weiteren Entwicklung der Pandemie.

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