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Baseball: Teamgeist im Herzen und Pitchen im Blut

Baseball

Teamgeist im Herzen und Pitchen im Blut

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    Gut gelaunt an der Home Plate: Spartenchef Tim Wiedemann (hier als Catcher), Trainer Dustin Forrer (Batter) und Co-Trainer David Karycki (Pitcher) demonstrieren Baseball-Schlüsselpositionen.
    Gut gelaunt an der Home Plate: Spartenchef Tim Wiedemann (hier als Catcher), Trainer Dustin Forrer (Batter) und Co-Trainer David Karycki (Pitcher) demonstrieren Baseball-Schlüsselpositionen. Foto: Ernst Mayer

    Was muss man mitbringen, um Baseballspieler zu werden? Die Antwort kommt blitzschnell und mit amerikanischem Akzent: „Eine Kiste Bier“, ruft David Karycki aus und lacht. Die Randnotiz sagt viel aus über den gleichermaßen lockeren wie respektvollen Umgang, den sie hier bei den Gundelfingen Moskitos untereinander pflegen. Baseball-Landesliga, das ist reinster Amateursport und gleichzeitig ein in deutschen Landen nur an wenigen Orten gepflegter Zeitvertreib.

    Doch zurück zur Frage, die selbstredend in eine andere Richtung zielte. Dustin Forrer betont denn auch gleich, dass durchaus ein gewisses Mindset vonnöten ist, um hier mitzumachen. Teamgeist nennt er an erster Stelle. Der in den USA geborene Coach, der auf dem Spielfeld als Pitcher (Ballwerfer) agiert, kam als Bub wegen seiner aus Günzburg stammenden Mutter in die Region, über seinen Dad landete er als Jugendlicher bei den Moskitos.

    Gundelfingens "Gründungsvater" Lindenthal

    1992 wurde Baseball als Abteilung des TV Gundelfingen aus der Taufe gehoben. Gründungsvater war Wolfgang Lindenthal. Der hatte von seinem Vater Handschuh und Schläger geschenkt bekommen – und verlor irgendwann die Lust daran, allein auf der Straße zu trainieren. Er warb erfolgreich um Mitspieler. So begann die Baseballgeschichte in Gundelfinger. Auch heute, 32 Jahre später, mischen Spieler aus der ganzen Region mit. Forrer lebt in Leipheim, sein Co-Trainer und Catcher (Ballfänger) Karycki in Ichenhausen, Abteilungsleiter Tim Wiedemann (auf dem Feld besetzt er die dritte Base) ist in Günzburg zu Hause. Die drei sind in bester Gesellschaft. Ungefähr ein Drittel des aktuell 19 Spieler umfassenden Kaders kommt aus dem Nachbar-Landkreis nach Gundelfingen. 

    Und es ist ein bunter Schwarm, der sich hier einfindet. Eine Frau ist im Team, ein 63-Jähriger, ein Schotte war zwischendurch mal dabei, große und kleine Sportskameraden tummeln sich und auch solche, die selbst auf den zweiten Blick nicht den Eindruck erwecken, als würden sie sich groß sportlich betätigen. Sie alle finden ihr Heim bei den Moskitos. Rein sportlich, versichern die unisono, sei die Einstiegshürde eher niedrig.

    Karycki kam dazu, nachdem er 2008 der Liebe wegen aus seiner Heimat in die Gegend übergesiedelt war und Forrer am Arbeitsplatz kennenlernte. Aufgewachsen im US-Bundesstaat Pennsylvania, liegt ihm der Sport quasi im Blut. „Jeder kann das Spiel lernen, es ist Spaß“, sagt er über Baseball. Und dann erzählt der Mittvierziger genau jene Geschichte, die haargenau der deutschen Straßenfußballer-Legende entspricht: „Jeden Tag haben wir als Kinder gespielt, im Sommer warst du mit deinen Kumpels ab 9 Uhr den ganzen Tag auf dem Platz.“

    Gundelfinger Baseballer in der "Nische"

    Ihr sportliches Zuhause, das sie einst vom Hauptverein zur Verfügung gestellt bekamen und das sie seither in Eigenregie pflegen, haben sich die Moskitos hübsch eingerichtet. Eine kleine Tribüne haben sie nahe der Home Plate hochgezogen, also dort, wo es am spektakulärsten zugeht in diesem uramerikanischen Spiel, das Unkundigen zunächst sperrig erscheinen mag. Und viele – selbst Ortsansässige, wie Wiedemann betont – wissen bis heute nicht, dass es in Gundelfingen ein Baseball-Team gibt. Dieses Dasein in der Nische führt unter anderem dazu, dass potenzielle Geldgeber nicht gerade Schlange stehen.

    Womöglich ändert sich das in Zukunft. Ein paar Neugierige kommen ja doch immer wieder vorbei, um sich Baseball anzusehen oder um ein Probetraining zu absolvieren. Und manche kommen dann auch ein zweites und ein drittes Mal. Um die 50 Fans sind es bei Heimspielen; wie viele von ihnen in der Hauptsache wegen der liga-weit gerühmten Hamburger da sind, lässt sich schwer sagen.

    Wer ganz neu ist, dürfte im ersten Moment erstaunt sein über die Dimensionen des Spielfelds. So ist der Pitcher (Ballwerfer) etwa 18 Meter entfernt vom Catcher (Ballfänger). Profispieler erzielen über diese Distanz Wurfgeschwindigkeiten jenseits der 140 Stundenkilometer – und treffen dabei zentimetergenau.

    Die Moskitos sind nicht nur stark beim Zustechen, sie zeigen auch gesellschaftliches Engagement. Für ihre Courage, ein Turnier im Blindenbaseball auszurichten, erhielten sie im März 2024 den „Fair Ball Award“ des Landesverbands BBSV. Und weil Baseballspieler auch gut im Anpacken sind, betätigten sich viele Spieler während der gerade überstandenen Hochwasserkatastrophe in der Region fleißig bei den Aufräumaktionen. „Wir haben uns extra Urlaub und Überstunden genommen, um beim schaufeln von Sandsäcken oder Hausausräumen zu helfen“, bestätigt Forrer.

    Aktuell belegen die Gundelfingen Moskitos Platz vier in der Gruppe Südwest der bayerischen Landesliga. Sechs Teams treten hier gegeneinander an. Am Ende der Runde qualifizieren sich die beiden besten für die Play-offs, wo sie auf die Topteams aus den beiden anderen Regionalgruppen treffen. Genau da wollen die Moskitos hin – und die Chancen sind laut Forrer durchaus intakt. Wegweisend auf dem Weg zum Saisonziel werden an diesem Sonntag, 16. Juni (ab 13 Uhr), die beiden Heimspiele gegen Ranglisten-Schlusslicht Füssen Royal Bavarians II. Einen weiteren sogenannten Doubleheader auf dem eigenen Baseball-Gelände bestreiten die Gundelfinger dann am Sonntag, 28. Juli, gegen die Landsberg Crusaders.

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