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Wittislingen: Wenn Beine und Lunge brennen

Wittislingen

Wenn Beine und Lunge brennen

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    Technische und schnelle Abfahrten: „So mag ich‘s am liebsten!“, sagt Theresia Schwenk. Auch ein schwerer Sturz bremste ihre Mountainbike-Karriere nicht dauerhaft ein.
    Technische und schnelle Abfahrten: „So mag ich‘s am liebsten!“, sagt Theresia Schwenk. Auch ein schwerer Sturz bremste ihre Mountainbike-Karriere nicht dauerhaft ein. Foto: Naima Wieczorreck

    Theresia Schwenk drückt jetzt noch mehr aufs Gas: Nach den erfolgreichen Leistungen in den vergangenen beiden Jahren und positiven Erfahrungen beim Cross Country (XCO) letztes Wochenende im baden-württembergischen Albstadt will sie schon an diesem Sonntag weiter kräftig in die Pedale treten. Später stehen die deutschen Meisterschaften in Lohr am Main an, dann die Enduro World Series – der internationale wie ultimative Test für den Mountainbiker. Und selbst im Veranstaltungsjahr der ersten Weltmeisterschaft bei den E-Bikes verlässt sich die vielseitige Sportlerin mit dem hübschen Pferdeschwänzchen lieber auf ihren eigenen Ein-PS-„Motor“. Der immer beliebter werdenden maschinellen Anschubhilfe erteilt die Wittislingerin eine klare Absage.

    Der Stromer auf zwei Rädern zieht derzeit landauf, landab so viele Anhänger bei Jung und Alt an wie nie zuvor. Vor allem junggebliebene Senioren schwingen sich gern aufs E-Bike. Über die Fans der Hilfsantriebe würde die sympathische 23-Jährige aber niemals ein böses Wort verlieren: „Schließlich ist es zu begrüßen, wenn sich die Leute sportlich auf den Weg machen.“ Die deutsche MB-Hochschulmeisterin aus dem Jahr 2017 setzt dagegen auf den eigenen durchtrainierten Körper und vor allem klaren Kopf, den sich die kluge Studentin der Wirtschaftspädagogik stets zu bewahren weiß: „Als Mountainbikerin, immer draußen in Wald und Flur sein zu können, das ist für mich die pure Erholung.“ Dieses Wellness-Erlebnis kommt der ehemaligen Leichtathletin und Bogenschützin selbst dann zugute, wenn sich bei einem harten Renn-Duell die Situation in gegenteiliger Form darstellen sollte: „Man ringt nach Atem, die Beine brennen, die Lunge brennt“, gesteht die junge Frau auch mal bei ihren zahlreichen mitfiebernden Co-Bloggern. Wenn es unterwegs mitunter sehr weh tun würde, vergesse man schon mal, „wir schön es doch ist, diesen Sport auf höchstem Niveau ausüben zu können.“

    Der ungeübte Beobachter an den äußerst holprigen Renntracks mit jähen Uphill-Aufstiegen und atemberaubenden Downhill-Wänden, dürfte diesen „Spaß“ kaum teilen wollen. Aber Theresia entwickelte schon als fünfjähriges Kid eine besondere Beziehung zu dieser Art der Fortbewegung. Schon bald schwenkte sie auf Leistungskurs ein und brachte viele Rennen hinter sich – Gleichaltrige spielten derweil auf der Straße Fangerles. Selbst ein schwerer Sturz vor rund zehn Jahren im Schwarzwald konnte das Biker-Talent nicht dauerhaft aus dem Sattel reißen. Nach einer vierjährigen Auszeit setzte Theresia wieder ihren Sturzhelm auf. Und nach dem Abschied von der Nachwuchsklasse traf sie im vergangenen Jahr gemeinsam mit ihrem erfolgreichen Bruder Robert bereits auf die schnellsten Mountainbiker bei den Worldcups. „Jetzt ist es endlich soweit und ich darf mit Ikonen wie Sabine Spitz, Jolanda Neff und Anika Langvad an der Startlinie stehen“, beschrieb sie ihre Gefühle bei der damaligen Premiere. Das spornt an.

    Die junge Dame aus Wittislingen trainiert 20 Stunden pro Woche

    Doch der Leistungsgedanke ist beim mindestens 20 Stunden pro Woche umfassenden Training der Nordschwäbin mit Wohnsitz Heidelberg das eine, das Vergnügen an der Sache das andere: Spaß ist ein Wort, das bei Schwenk häufig über die Lippen kommt. Egal ob im Studium, der Arbeit oder dem Sport - meine Motivation ist am größten, wenn ich Spaß an der Sache habe.“ Nach einer schwierigen Cross-Tour zog sie diese für einen Vollblut-Sportler typische Bilanz: „Besonders die technischen Passagen haben mir viel Spaß bereitet, aber auch bergauf habe ich mich gerne gequält.“ Sie genießt während eines Drei-Nationen-Cups nicht nur den spannenden Wettkampf, sondern das ganze familiäre Wochenende, bei denen zusammen gekocht, gegessen und gelacht wird. So erklärte die Athletin nach der Teilnahme beim engkurvigen Parcours von Solingen einmal augenzwinkernd: „Allein der Apfelkuchen nach dem Rennen ist es schon Wert, im nächsten Jahr wiederzukommen.“

    Freude und Leidenschaft für den Bike-Sport stehen nun mal im Vordergrund. „Natürlich ist es am Ende des Tages nicht egal, welche Platzierungen sich die Athleten erkämpft haben.“ Auch könnte sich Theresia Schwenk eine olympische Karriere vorstellen. „Aber ich muss das nicht machen.“ Und das Ergebnis der Anstrengungen kann sich sehen lassen: Theresia Schwenk zählt zu den fünf besten Mountainbikerinnen des Landes und nimmt auf der Weltrangliste aktuell Rang 455 ein.

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