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Wertingen: Josef Caesar: Ein Wertinger Mehrkämpfer für die Gesellschaft

Wertingen

Josef Caesar: Ein Wertinger Mehrkämpfer für die Gesellschaft

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    Zwei bärenstarke Typen: der Gründer der LG Zusam, Josef Caesar (rechts), im Jahr 1984 mit seinem Nachfolger Werner Friedel (links).
    Zwei bärenstarke Typen: der Gründer der LG Zusam, Josef Caesar (rechts), im Jahr 1984 mit seinem Nachfolger Werner Friedel (links). Foto: Friedel

    „Stellen Sie sich vor, ein Sportverein bildet eine Eishockeymannschaft, ohne eine Eisfläche zu haben.“ So heißt es auf der Homepage einer bekannten Organisation, von der noch die Rede sein wird. Jedenfalls geht es keineswegs um den EC Dillingen, der einst als Viertligist für die gleichnamige Stadt an der Saar auf die rutschige Fläche stieg. An Donau und Zusam sucht man diese Sportart ohnehin vergebens. Vielmehr macht die vor viereinhalb Jahrzehnten gegründete Leichtathletikgemeinschaft LG Zusamschaft auf drastische Weise ihre Misere deutlich: Das Fehlen einer adäquaten Leichtathletik-Sportarena von Beginn an, ein Zustand, der bis zum heutigen Tag anhält.

    Und das, obwohl sich die Gründung einer speziellen Abteilung beim TSV Lauterbach zu einem vollen Erfolg entwickelt und die 1977 aufgestellte Gemeinschaft mit dem TSV Wertingen Spitzensportler auf Landes- und Bundesebene hervorgebracht hat. Am Startblock stand Josef Caesar. Der Mann aus Lauterbach mit Jahrgang 1948 gilt als „Vater“ der Idee, die Wadenmuskeln im unteren Zusamtal zu bündeln und vereint in den Arenen dieses Landes und der Nachbarstaaten anzutreten. Ziel: Siege und Rekorde beim Laufen, Springen, Werfen und Stoßen. Auch ohne eigene Sportanlage. „Es fing alles auf einer Wiese beim Schulspielplatz an, bei der eine provisorische Weitsprunggrube ausgeschaufelt und von einem Schreiner die Latte für den Hochsprung gezimmert wurde“, erinnert sich Caesar, der bei der Umsetzung seiner Idee von Ingrid Schneider und Manfred Schmid unterstützt wurde und dabei die eigenen Beine ins Spiel brachte.

    11,4 Sekunden auf der Aschenbahn

    Als 100-Meter-Sprinter wusste sich der stets zurückhaltend wie freundlich auftretende Zusamtaler in die Bestenlisten der Gemeinschaft zu rennen und als persönliche Bestzeit imposante 11,4 Sekunden hinzulegen: „Handgestoppt, mit Turnschuhen und auf der Aschenbahn“, wie der heute 73-jährige lachend hinzufügt. Zwar mag der zeitliche Abstand zu den 9,85 Sekunden des Jamaikaners Usain Bolt dem außenstehenden Laien höchstens wie ein paar menschliche Wimpernschläge vorkommen. Die Branchen-Cracks wissen: Dazwischen liegen Lichtjahre.

    Doch der Kampf um die Zehntelsekunden stellte für den begeisterten Sportler nie das erstrebenswerte Nonplusultra dar. Dem echten Teamplayer („Ich will immer alles gemeinsam im Team machen!“) ging es in erster Linie darum, einer Randsportart im Zusamtal Beine zu machen: Als Akteur, führender Kopf oder Übungsleiter. Als Trainer und Organisator. Der Kurzstreckler, der sich vor langen ausgedehnten Laufdistanzen stets fürchtete, behielt über die vielen Jahre an der Spitze der LG Zusam einen langen Atem. Und übergab 1990 den Staffelstab Werner Friedel, der ihm einst als Jugendlicher begegnete. Dabei merkte der damals studierte Lehrer und spätere Konrektor an der Dillinger Theresia-Haselmayr-Schule bald, dass diesem jungen Schüler einiges zuzutrauen war: „Er hat von Anfang an gewissenhaft Aufgaben übernommen – ich bin bis heute glücklich, jemand wie ihn kennengelernt zu haben.“

    Zusammen mit seinen Enkeln Luis und Ella beim Schlittenfahren: Josef Caesar.
    Zusammen mit seinen Enkeln Luis und Ella beim Schlittenfahren: Josef Caesar. Foto: Friedel

    Die beiden dicken Freunde zeitigen auch große Erfolge: Die Frauen und Männer mit dem LG-Emblem auf dem Trikot kommen stets hoch motiviert daher, räumen bei Wettkämpfen landauf, landab mächtig ab und schaffen es etwa wie der Ausnahmeathlet Tobias Gröbl überregional in die sportlichen Schlagzeilen. In der Heimat drückt dagegen der höchst gesellige „Caesar-Sepp“, wie der Absolvent einer landwirtschaftlichen Ausbildung mitunter genannt wird, so richtig aufs Tempo. Außerhalb der Laufbahnen. Da es vor einigen Jahrzehnten normal war, als junger Kerl sich für die Gemeinschaft zu engagieren, schien ein Engagement als Bürgervertreter im Rathaus wie selbstverständlich. Als zuständiger Sportreferent drehte der vom Athleten zum Gemeinderat Gewandelte auf der kommunalpolitischen Bühne seine Runden. Insgesamt 30 Jahre lang, um „das Zusammenwachsen von sieben Ortsteilen zu einer Einheitskommune hautnah miterleben zu können.“

    Caesar, der "Brettlmacher"

    Apropos: Der Name des mit zahlreichen gesellschaftspolitischen Auszeichnungen und Medaillen geehrten Ex-Athleten bleibt eng verbunden mit der Kleinkunstbühne, die im Jahr 1983 aufgestellt wurde. Zusammen mit seinen Mitstreitern und Mitstreiterinnen holte der „Brettlmacher“ herausragende Kabarettisten, Musikgruppen, Schriftsteller und weitere Künstler auf die Schaubretter. Ohnehin kein Kind vor Traurigkeit, mischte das umtriebige, allseits beliebte Lauterbacher Original auch bei Festivitäten wie dem Fasching, wobei vor allem das Organisationstalent gefragt war. Sein besonderer Wunsch: „Dass ich im kommenden November bei den Planungen für den Umzug 2022 mitwirken kann.“

    Könnte eine tolle Sache im wahrsten Sinne des Wortes werden, zumal die humorvollen Texte von Caesar, dessen sympathisches Dauerlächeln stets von einem mächtigen Vollbart umrahmt wird, sehr gefragt sind. Der Hobby-Waldarbeiter, der zwischendurch gern mal in die Küche einzieht, kann aber auch Ernst. Etwa beim Blick auf den Schulsport: „Ich bedaure, dass die Leichtathletik dort immer mehr an Bedeutung verliert, das macht es für die Talentsichtung sehr schwer.“ Zum Glück gibt es ja noch „seine“ LG Zusam.

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