Des Öfteren haben andere Fußball-Fans nur ein müdes Lächeln übrig, wenn Andreas Doktor erzählt, für welchen Verein er die Daumen drückt. In seinem persönlichen Umfeld hat es der Zusamaltheimer meistens mit Anhängern des FC Bayern, des FC Augsburg oder der Münchner Löwen zu tun. Das Herz des zweifachen Familienvaters schlägt seit seiner Kindheit für den 1. FC Magdeburg, dem abstiegsgefährdeten Drittligisten aus der Landeshauptstadt Sachsen Anhalts.
Das kommt freilich nicht von ungefähr: Aufgewachsen ist der heute 37-Jährige nämlich in einem Vorort Magdeburgs, ehe er 2003 nach Bayern umgezogen und seit 2007 mit einer Zusamaltheimerin verheiratet ist. In der kleinen Landkreis-Gemeinde vor den Toren Wertingens fühlt sich Andreas Doktor pudelwohl. Zumal er im örtlichen Sportverein schnell und gut integriert wurde und von 2007 bis 2014 insgesamt acht Jahre lang als aktiver Spieler aus der ersten Mannschaft des VfL Zusamaltheim nicht wegzudenken war. Wenn Not am Mann ist, hilft der im bayerischen Innenministerium beschäftigte Wahl-Zusamtaler auch im fortgeschrittenen Fußballalter noch ab und zu in der zweiten Mannschaft aus.
Infiziert vom Fieber des 1. FC Magdeburg wurde Andreas Doktor zu Beginn der 1990er Jahre, als er seinen Vater fast zu jedem Heimspiel des dreimaligen Meisters und siebenmaligen Pokalsiegers der ehemaligen DDR ins Stadion begleiten durfte. Nach der Wiedervereinigung war die Hoffnung in Magdeburg groß, dass dem Verein die Qualifikation für die Erste oder Zweite Bundesliga gelingt. Doch der Abgang von Trainer Joachim Streich sowie zahlreicher Spieler zu Vereinen in den alten Bundesländern konnte nicht kompensiert werden. So spielte der Verein ab der Saison 1994/95 in der viertklassigen Oberliga Nordost-Nord. Diese Saison war der vorläufige Tiefpunkt, sowohl sportlich als auch vom Zuschauerinteresse. Der Zuschauerschnitt betrug 444, und der Abstieg in die Verbandsliga wurde nur knapp abgewendet.
Goldene Zeiten mit Pokalsieger-Triumph
Dabei erlebten die Magdeburger ganz andere Zeiten. Vor allem in der Saison 1973/74. Da gewannen die Kicker von der Elbe als einzige Mannschaft der ehemaligen DDR einen Europapokalwettbewerb. Und zwar den der Pokalsieger durch einen 2:0-Endspielsieg in Rotterdam gegen den Titelverteidiger AC Mailand. Von diesem Husarenstreich weiß Andreas Doktor (Jahrgang 1984) allerdings nur vom Hörensagen. Ebenso vom wohl berühmtesten Spieler, der je das Magdeburger Trikot getragen hat: Jürgen Sparwasser. Er stand 1974 nicht nur im Team des Europapokalsiegers der Pokalsieger, sondern gehörte auch der DDR-Nationalmannschaft an, die bei der WM im gleichen Jahr das innerdeutsche Gruppenduell gegen die Bundesrepublik mit 1:0 gewann. Sparwasser schoss das siegbringende Tor in Hamburg. Ein Treffer für die Geschichtsbücher.
Doktor erinnert sich an Spiele gegen den FC Augsburg
Viele entscheidende Tore für den 1. FCM schoss in den vergangenen Jahren auch Christian Beck. Bei Andreas Doktor sind vor allem dessen Treffer in zwei DFB-Pokalspielen gegen den FC Augsburg in Erinnerung geblieben. In der ersten Hauptrunde der Saison 2014/15 gewann der damalige Regionalligist ebenso mit 1:0 wie drei Jahre später als Drittligist. Andreas Doktor konnte sich das Grinsen nicht verkneifen, hatte er sich diese Partie gemeinsam mit zahlreichen Anhängern des FCA-Fanklubs „Schienbachtal 07“ im Vereinsheim in Rieblingen angeschaut. Punktspielduelle gegen den Erstligisten FC Augsburg sind für Andreas Doktor derzeit allerdings nur ein Traum. „Wir müssen schauen, dass wir nicht aus der dritten Liga absteigen“, macht sich der Zusamaltheimer Sorgen um seinen Lieblingsverein, für den er als A-Jugendlicher einst zwei Jahre lang selbst als Spieler aufgelaufen ist. Als der 1. FC Magdeburg 2018 in die Zweite Bundesliga aufgestiegen ist, da war die Stimmung in der 240 000 Einwohner zählenden Stadt an der Elbe „gigantisch“, schwärmt Andreas Doktor noch heute. Es schien, als ob der Traditionsklub im Profifußball so richtig Fuß fassen könnte, zumal neben dem Aufstieg auch gleichzeitig die Infrastruktur (Stadionausbau/Nachwuchsleistungszentrum) auf ein hohes Niveau gebracht wurde. Doch es folgten der sofortige Abstieg und schwere Zeiten in der dritten Liga. „Da müssen wir einfach durch“, sinniert Andreas Doktor, der sich schon jetzt auf seinen nächsten Stadionbesuch in Magdeburg freut.
Fan-Tipp: Auch mit dem neuen Trainer Christian Titz (seit zwei Wochen im Amt) hat der Tabellenvorletzte der dritten Liga die Wende noch nicht geschafft. Jetzt geht es zum wiedererstarkten SV Wehen-Wiesbaden. „Spielstarke Teams liegen uns, deshalb gewinnen wir 2:1“, prognostiziert der Magdeburg-Fan.
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