Wenn die zweite Mannschaft eines Landesligisten „deutscher Vizemeister“ wird, müssen besondere Umstände vorliegen. In der Kombination der Sportart Tischtennis mit dem TV Dillingen zum Beispiel. In Gütersloh erlebten die Donaustädter ihr ganz spezielles Pokalmärchen. Bei einem Wettbewerb, der sich deutsche Meisterschaft der Verbandsklassen nennt. Nicht Borussia Düsseldorf und Timo Boll sind dort die Gegner, sondern niederklassige Teams aus allen Bundesländern „auf Augenhöhe“.
Nach bereits drei Pokalerfolgen und der ständigen Weiterqualifikation zu den weiterführenden Turniere, durften sich die TVDler Joel Mittel, Helmut Kapp, Fabian Wittke und Felix Riggenmann nun im deutschlandweiten Vergleich messen. Die Gruppenauslosung war vielversprechend (Modus: maximal sechs Einzel und ein Doppel). Mit dem SSC Hagen-Ahrensburg (Verband Schleswig-Holstein) hatten die Dillinger gleich den stärksten Gruppengegner am Tisch. Joel Mittel (2), Helmut Kapp und das Doppel Mittel/Wittke sorgten mit dem 4:1-Sieg für einen verheißungsvollen Einstand. Die weiteren Vorrundenspiele wurden jeweils 4:0 gegen den SC Vöhringen (Württemberg-Hohenzollern) und SC Vorwärts/Wacker 04 (Hamburg) gewonnen – der Gruppensieg war eingetütet.
Im Viertelfinale wartete mit der TTG Spöck (Baden) ein Gruppenzweiter. Kapp fand nie so richtig in das Spiel und musste seine Eröffnungspartie abgeben. Der gewohnt starke Mittel sorgte für das 1:1. Wittke war die Nervosität anzumerken. Er konnte jedoch nach 0:2-Satzrückstand nochmals ausgleichen, ehe er mit 9:11 den Entscheidungssatz verlor. Das Doppel verlief ähnlich eng. Am Ende behielten Mittel/Wittke mit 12:10 aber die Oberhand und die Dillinger im Spiel – 2:2. Mittel spielte seinen Gegner zunächst in zwei Sätzen an die Wand, verlor dann den Faden und sorgte erst im letzten Satz für eine positive Entscheidung aus Dillinger Sicht. Wittke, immer noch nervös, verlor erneut. Somit musste die letzte Partie die Entscheidung bringen: Kapp gewann nach 1:2-Satzrückstand den Entscheidungssatz klar (11:3) und sorgte für den Halbfinaleinzug.
Kontrahent war hier der TV Nauheim – Dillingen wieder Außenseiter. Nur Mittel konnte dann auch in der ersten Einzelrunde punkten. Im Doppel boten Mittel/Wittke eine starke spielerische und kämpferische Leistung, mussten sich jedoch mit 2:3 geschlagen geben. Beim 1:3-Gesamtstand zeichnete sich eine Niederlage ab. Mittel konnte dann überraschend den besten Spieler der Gegner klar 3:0 schlagen. Auch Wittke fand jetzt besser in die Partie und dominierte (3:0). An Kapp lag es nun, beim Stand von 3:3 für den entscheidenden Punkt zu sorgen. Beide Akteure spielten sensationelle Ballwechsel. Kapp siegte dank seiner starken taktischen Leistung 3:1 und sorgte für den überraschenden Finaleinzug.
Der mit ehemaligen Zweit- und Regionalligaspielern gespickte Endspielgegner vom SV Windhagen (Rheinland-Pfalz) hatte das gesamte Turnier über dominiert. Auch der TVD konnte beim 0:4 nichts ausrichten. Die Freude über den Vizemeistertitel war jedoch groß. Bei Ankunft in Dillingen sorgten Abteilungsleiter Martin Lodner und eine kleinere Gruppe des Vereins für einen Empfang ihrer „Dillinger Helden“. Lodner: „Der größte Mannschaftserfolg der Vereinsgeschichte.“ (FAWI/gül)