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Sport-Talente? (1)DZ: Nach dem Schießen: Hände waschen!

Sport-Talente? (1)DZ

Nach dem Schießen: Hände waschen!

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    Fachkundige Beratung: Christian Fischer (links) und Johann Schaudi (rechts) von der SG Wittislingen erklären Redakteur Günther Hödl, wie man mit der Luftpistole, einer Tesro PA10, umgeht. Die Szene ist übrigens mit leerer Waffe gestellt – es besteht keine Gefahr für den Fotografen.
    Fachkundige Beratung: Christian Fischer (links) und Johann Schaudi (rechts) von der SG Wittislingen erklären Redakteur Günther Hödl, wie man mit der Luftpistole, einer Tesro PA10, umgeht. Die Szene ist übrigens mit leerer Waffe gestellt – es besteht keine Gefahr für den Fotografen.

    Geburtstagsfeier bis in die späte Nacht. Nach vier Stunden Schlaf etwas heißer Kaffee und kalte Cola – die Voraussetzungen für eine ruhige Hand beim vormittäglichen Schießen mit der Luftpistole sind eher „suboptimal“. Sie taugen aber allemal als glaubhafte Erklärung (Ausrede), falls „der Schuss nach hinten losgeht“.

    Handball, Fußball, Tennis, Laufen, Werfen – all diese Sportarten und noch einige mehr hat der Autor dieser Zeilen schon betrieben. Warum jetzt Schießsport? Vordergründig ist Schießen bei Knie- und Bandscheibenproblemen für den Probanden deutlich besser geeignet als etwa Taekwondo oder Hürdensprint. Tatsächlich rührt das Interesse von den Übertragungen der vergangenen Olympischen Sommerspiele samt der Erfolge deutscher Schützen her.

    Spannung pur vermittelten die Wettbewerbe. Atemlose Stille, die Pistole geht hoch, senkt sich langsam ins Ziel. Peng! Nachhalten, die Pistole geht wieder in die Ruhestellung. Der Schütze blickt zu Boden, still, ohne Regung. Ganz in sich und seine Aufgabe versunken. Kein Zucken im Gesicht verrät das Ergebnis. Die Konzentration der Aktiven schwebt schier greifbar im Raum. Dann der entscheidende Schuss für „Gold“. Das Publikum jubelt – im Gegensatz dazu der neue Olympiasieger: Kurz die Faust geballt, ein glückliches Lächeln, nur ganz langsam fällt die enorme Anspannung von ihm ab. Faszinierend!

    Das persönliche Schießsport-Erleben beginnt mit einem Rundgang durch das Schützenheim der SG Wittislingen – unter fachkundiger Führung des Luftpistolen-Vereinsmeisters Christian Fischer (53) und des langjährigen SGW-Erfolgsschützen Johann Schaudi (61). Die Anlage der Egautaler verfügt über vier Stände für zehn bis 100 Meter Entfernung. Mit Luftpistole und -gewehr, über das Kleinkaliber („Sportpistole“) bis hin zu den großkalibrigen Waffen kann hier angelegt werden. Wir treffen auf Friedrich Wörner. Der 63-Jährige hält es mit den großen Kalibern. Bis zu 7000 Joule beträgt hier die Energie der nicht eben billigen Geschosse. Zum Vergleich: „Bis 1400 Joule sind es beim Kleinkaliber, maximal 7,5 Joule bei der Luftpistole“, erklärt Christian Fischer: „Aber selbst das kann böse enden, wenn der Schuss förmlich ins Auge geht“, mahnt er zur ständigen Vorsicht und Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen. Auch deshalb ist mein Eintrag ins Schießbuch unerlässlich.

    Der Ehrlichkeit halber sei an dieser Stelle festgehalten: Ganz ohne schießsportliche Erfahrung tritt der Schnupper-Schütze aus der DZ-Redaktion nicht an den Stand. Schon als kindlicher Cowboy hat er im Lauinger Fasching, mit dem Blättle-Revolver bewaffnet, die örtliche Volksbank-Bank „überfallen“. Peng, peng, peng! Die Begeisterung bei Kunden und Schalterpersonal hielt sich in Grenzen. Später dann, als schneidiger Soldat der Dillinger Fernmelder, feuerte er im nächtlichen Wachdienst sogar einen scharfen Schuss ab: beim Entladen und Sichern des G3-Gewehrs. Patrone im Lauf übersehen. Peng! Den Kameraden Namens Elmer knapp verfehlt. Hier galt: Gott sei Dank nichts „getroffen“! Und auch kein Feind in der Nähe – der hätte sich ob dieser unwürdigen Szene allenfalls totgelacht.

    Doch heute in Wittislingen soll alles besser werden. Bevor es aber an den Schießstand geht, ist eine ausführliche Einweisung zum richtigen Verhalten am Schießstand samt Erklärung der Waffe angesagt. Seine (und heute auch „meine“) Luftpistole, so erklärt mir Christian Fischer, kostet rund 1800 Euro und stammt sogar aus Landkreis-Produktion: eine Tesro PA10 der gleichnamigen Bächinger Sportwaffen-Schmiede. Es folgen Empfehlung für den korrekten Stand und den Ablauf eines Schussvorgangs.

    Also, dann los: Waffe mit dem kleinen Diabolo-Geschoss laden, Position einnehmen, anlegen – Schuss! Sieht gar nicht so schlecht aus. Meine Betreuer sind körperlich unversehrt, auf der Scheibe ist ein kleines Einschussloch zu sehen. Zehn solche Löchlein sollten es am Ende meiner 10er-Serie sein.

    Doch das Trefferbild nach einigen Schuss verrät: „Du hältst zu hoch an“, wie Christian Fischer feststellt. Tatsächlich, der Tipp hilft, die letzten Schüsse sitzen besser. Druck auf den Zugstand-Knopf, die Scheibe saust heran. Spannung. Fischer und Schaudi zählen. Ergebnis: 54 von 100 möglichen Ringen. Vier Schuss gingen ins Schwarze (6 Zentimeter Durchmesser), der Rest verteilt sich auf die insgesamt 16,5 Zentimeter Wertungs-Durchmesser der Scheibe. „Nicht schlecht“ und „darauf lässt sich aufbauen“ lautete das Urteil der beiden Experten. Sehr nett gesagt. „Na dann, was will der Anfänger mehr“, stelle ich halbwegs erleichtert fest. Gänzlich talentfrei bin ich scheinbar nicht.

    Und damit mich nicht das gleiche Schicksal ereilt wie die alten Römer, gilt das oberste Reinlichkeits-Gebot der Sportschützen: Nach dem Waffengang die Hände waschen! Wie die Trinkwasserleitungen vor 2000 Jahren sind nämlich die kleinen Diabolos aus Blei. Und all zu viel davon tut dem Menschen nicht gut – auch wenn der Körper nur oberflächlich damit in Berührung kommt.

    In unserer Serie „Sport-Talente?“ versuchen sich die Redakteurinnen/Redakteure der Donau-Zeitung und Wertinger Zeitung an für sie neuen Sportarten. Und die Leser erfahren, wie sich das schreibende Personal dabei angestellt hat.

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