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Porträt: Der Traum von schwarz-rot-gold

Porträt

Der Traum von schwarz-rot-gold

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    „Die einen Familien waren sonntags im Zoo, bei uns gab es einen Ausflug, um mir beim Fußballspielen zuzuschauen.“Anika Höß
    „Die einen Familien waren sonntags im Zoo, bei uns gab es einen Ausflug, um mir beim Fußballspielen zuzuschauen.“Anika Höß

    673 Kilometer sind es von Lutzingen nach Hamburg – nicht gerade mal eben ums Eck. Doch das hat Anika Höß nicht davon abgehalten, vor einem Jahr in die Hansestadt zu ziehen. „Ich hab hier meine Zelte abgebrochen, meine Freunde und Familie stehen lassen“, erzählt Höß. Doch was zieht eine damals 19-Jährige so weit von Zuhause weg – ganz klar, der Sport. Denn Anika Höß ist Profi-Fußballerin beim Hamburger SV. Den Schritt in die Großstadt hat sie nicht bereut, auch wenn manches anders ist, als im beschaulichen Lutzingen, mit knapp 1000 Einwohnern. „Zu Hause kennt jeder jeden, in der Stadt ist man völlig anonym.“ Doch für soziale Kontakte hat sie im vergangenen Jahr ohnehin wenig Zeit gehabt. Denn bei sieben bis acht Trainingseinheiten pro Woche, einem eigenen Haushalt und einem Acht-Stunden-Arbeitstag bleibt nicht mehr allzu viel Freizeit. Denn ganz kann Anika Höß von ihrem Beruf nicht leben: „Wir verdienen eine Art Taschengeld.“ Das reiche zwar zum Leben, aber man könne nichts zur Seite legen. Darum und weil sie nach ihrer Profi-Zeit nicht mit leeren Händen dastehen möchte, macht sie nebenher eine Ausbildung zur Personaldienstleistungskauffrau.

    Doch für Anika Höß ist ein volles Tagesprogramm nichts Neues. Seit sie vier Jahre alt war, spielt sie Fußball. Zuerst bei den Jungs in Lutzingen, dann mit 14 in der Mädchenmannschaft in Nördlingen. Mit 16 ging es nach Crailsheim in die Bundesliga. „Es war schon Stress, Schule und Fußball organisatorisch auf die Reihe zu bringen.“ Lernen musste sie oft im Auto – auf dem Weg zu den Spielen. Doch die Familie hat sie immer unterstützt: „Die einen Familien waren sonntags im Zoo, bei uns gab es einen Ausflug, um mir beim Fußballspielen zuzuschauen“, erzählt Höß und lacht. Aber schließlich bringt die gesamte Familie die nötigen Fußball-Kenntnisse mit: Beide Schwestern waren mal aktiv und Papa und Opa waren oder sind selbst Trainer.

    Momentan hat Anika Höß zwar Saison-Pause, dennoch ist es für sie eine spannende Zeit, denn natürlich verfolgt sie gespannt die Fußball-Frauen-WM – und das nicht nur zum Spaß: „Mein Ziel ist es, in die A-Nationalmannschaft zu kommen.“ Gute Chancen hat sie, schließlich hat sie bei den DFB-Jugendnationalmannschaften U15 bis U20 gespielt. Dann kamen aber diverse Verletzungen. So riss sich Höß unter anderem das Syndismoseband – fast so schlimm wie ein Kreuzbandriss – und aus war erst einmal der Traum vom schwarz-rot-goldenen Trikot. „Ich musste ewig mit Krücken und Gips laufen.“ Nun hofft sie, dass sie verletzungsfrei bleibt und wieder angreifen kann.

    Neue Herausforderung

    Für einen Neuanfang wäre jetzt die richtige Zeit, denn Anika Höß, die im offensiven Mittelfeld spielt, wechselt zur kommenden Saison den Verein. „Ich war vergangenes Jahr so lange verletzt, dass ich in Hamburg nur in der 2. Mannschaft gespielt habe.“ Mit der sei sie zwar Meister der 2. Bundesliga Nord geworden, dennoch sucht sie jetzt eine neue Herausforderung – und zwar beim ETSV-Würzburg.

    Doch Anika Höß denkt nicht nur an ihre eigene Karriere, sie hofft, dass sich durch die WM in Deutschland auch das Standing des Frauen-Fußballs weiter verbessert. Denn zwar hätten auch die Frauen-Spiele zahlreiche Zuschauer, aber Vorurteile gebe es immer noch. „Aber kurze Haare sind nun einmal praktisch, lange stören nur beim Spielen“, sagt Höß und grinst.

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