Obwohl der „große Bruder“ FC Gundelfingen direkt vor der Haustür entweder in der Bayern- oder Landesliga spielte beziehungsweise spielt – ein Schattendasein haben die Fußballer der SSV Peterswörth in den letzten Jahrzehnten nie geführt. Ganz im Gegenteil: Als kleiner Verein an der Grenze zum Landkreis Günzburg gelang den Kickern aus dem Ortsteil mancher Husarenstreich. Davon weiß auch der VfB Bächingen ein Lied zu singen. Mit 1:0 gewannen die Bächinger am sechstletzten Spieltag der Saison 2007/08 in der Kreisklasse West II beim Tabellenzweiten Peterswörth und bauten den Vorsprung in der Tabelle auf sieben Zähler aus. „Ich glaube, die haben damals schon die Meisterschaft gefeiert“, blickt Zweiter SSV-Vorsitzender Georg Winkler mit einem Schmunzeln zurück. Doch dann begann eine nicht mehr für möglich gehaltene Aufholjagd des SSV.
Cunha hebt das spielerische Niveau
Großen Anteil daran hatte der zur Winterpause gekommene Carlos Cunha. Für den Deutsch-Portugiesen war es nach Stationen beim FC Lauingen und der SSV Höchstädt die erste Trainerstelle. Cunha, damals 31 Jahre alt, löste Interimscoach Erwin Feroudj ab, der wiederum im Herbst für den entlassenen Trainer Georg Jaser in die Bresche gesprungen war. Als Tabellenfünfter starteten die Peterswörther mit Cunha aus der Winterpause. Dass es sofort richtig rund lief, lag nach Ansicht Cunhas an der Ausgeglichenheit des Kaders. Vorgänger Feroudj, jetzt Erster Vorsitzender des Vereins, ergänzt: „Carlos hat natürlich das spielerische Niveau innerhalb der Mannschaft nochmals angehoben.“
Punkt für Punkt holten die Peterswörther nach dem 0:1 gegen Bächingen in den folgenden Partien auf. Vor dem letzten Spieltag betrug der Rückstand nur noch einen Zähler. Bächingen musste in Unterringingen antreten, der SSV beim BSC Unterglauheim. Gemeinsam mit den Fans ging es mit dem Bus zum BSCU. Feroudj fuhr nicht mit. Er „spionierte“ beim Spiel des Konkurrenten Bächingen in Unterringingen und konnte zur Halbzeit einen 1:1-Zwischenstand telefonisch übermitteln. Sein Team führte zu diesem Zeitpunkt nach Toren der beiden Angreifer Thomas Mödinger (2) und Rainer Lerch bereits mit 3:0. Das Interesse der SSV-Fans während der zweiten 45 Minuten galt mehr dem Spielstand in Unterringingen als dem Spiel der eigenen Mannschaft. Diese hatte keine Mühe und traf durch Andreas Stadler weitere zweimal. Die Gegentreffer der Unterglauheimer Bernhard Feistle und Daniel Reiser änderten nichts am verdienten 5:2-Erfolg der Gäste.
Was würde dieses Ergebnis bedeuten? Rang eins oder doch nur die Vizemeisterschaft? Das Warten auf das Endergebnis aus Unterringingen – dort hatte die Partie etwas später begonnen – nahm schier kein Ende, ehe endlich der erlösende Anruf von Erwin Feroudj kam: Es blieb beim 1:1 – Peterswörth zog mit einem Punkt Vorsprung an Bächingen vorbei und war happy. So happy, dass Trainer, Team und Fans spontan beschlossen, bei der Bus-Heimfahrt von Unterglauheim einen Umweg über Unterringingen zu fahren. Der frisch gekürte Meister wollte sich für die Schützenhilfe bedanken. „Ich glaube, wir haben denen auch ein paar Kisten Freibier dagelassen“, sagt Georg Winkler lachend.
Der damalige Abteilungsleiter Volker Schamberger und die Mannschaftsbetreuerin Monika Unger hatten rote T-Shirts beschafft und mit einer selbst gefertigten Schablone nach dem Spiel in Unterglauheim die Meistershirts besprüht. Konkurrent Bächingen habe angeblich schon lange vor dem letzten Spieltag solche drucken lassen, musste diese dann aber gut verpackt in den Kartons lassen. Die Heimfahrt am 1. Juni 2008 von Unterringingen nach Peterswörth wurde zu einer Triumphfahrt. Eine Feier im Sportheim und auf dem Sportplatz wurde spontan improvisiert. Fans wie der heutige Schriftführer Steffen Fritz erinnert sich: „Zu später Stunde gab es dann noch einen Ortswechsel. Die Mannschaft kehrte bei Abteilungsleiter Schamberger ein, wo es auch noch eine Pool-Party gegeben hat.“
In der folgenden Kreisliga-Saison lief es für den SSV Peterswörth nicht so gut. Als Dreizehnter der Tabelle ging es wieder runter in die Kreisklasse. Und Carlos Cunha beendete seine kurze Trainerkarriere. Doch die eineinhalb Jahre beim SSV möchte er nicht missen.
BSC Unterglauheim – Peterswörth 2:5
SSV Peterswörth: Oliver Fritz, Martin Feldengut, Alexander Förstl (60. Stefan Bauer), Benjamin Völkel, Andreas Stadler, Carlos Cunha (26. Michael Jankowetz), Tobias Hattler, Alexander Reichherzer, Johannes Winkler, Rainer Lerch, Thomas Mödinger (60. Roman Schoupa).
Tore: 0:1 (16.) Mödinger, 0:2 (21.) Mödinger, 0:3 (39.) Lerch, 0:4 (54.) Stadler, 1:4 (80.) Feistle, 1:5 (81.) Stadler, 2:5 (83.) Daniel Reiser. – Zuschauer: 130