Auf den Kieler Patrick Wiencek muss Bundestrainer Alfred Gislason bei der seit Mittwoch laufenden Handball-Weltmeisterschaft in Ägypten verzichten. Der Kreisläufer kündigte als erster Spieler aus dem deutschen Kader an, zu Corona-Zeiten lieber daheim bei der Familie zu bleiben, anstatt nach Nordafrika zu reisen. Steffen Weinhold, Hendrik Pekeler und Finn Lemke schlossen sich ihm an. Vier wichtige Akteure fehlen also, wenn Deutschland am Freitag (18 Uhr), 15. Januar, zum ersten Gruppenspiel gegen Uruguay aufläuft. Während die Nationalspieler immerhin noch die Wahl hatten, gibt es für die Handball-Amateure im Landkreis Dillingen wegen der Pandemie-Beschränkungen keine Alternativen: Sie dürfen ihrem sportlichen Hobby weiterhin nicht nachgehen. Selbst wenn sie wollten. Handball-Abteilungen unterhalten regional der TV Gundelfingen, der TSV Wertingen sowie der TV Lauingen und TSV Wittislingen in der gemeinsamen HSG TVL-Wittislingen.
Es weht ein anderer Wind bei vielen Vereinen im Landkreis Dillingen
Exemplarisch für das Auf und Ab während und zwischen den beiden Lockdowns ist die Entwicklung beim Landesligisten TV Gundelfingen. Dort weht seit Beginn der Corona-Pandemie ein anderer Wind. Die alte Saison 2019/20 war wie berichtet im März vergangenen Jahres einige Spieltage vor dem regulären Ende abgebrochen worden.
Über die Wertung der Runde wurde damals viel diskutiert. Der Verband entschied sich schließlich, die führenden Teams mit dem Aufstieg zu belohnen, aber keine Absteiger eine Liga tiefer zu schicken. Von der getroffenen Regelung profitierten die Gärtnerstädter als Landesliga-Schlusslicht und dürfen eine weitere Spielzeit auf dieser Liga-Ebene auf Punktejagd gehen.
Ab Mai 2020 bereitete Bernd Dunstheimer – als Nachfolger des langjährigen Trainers Oliver Bleher – das Team auf die Saison 2020/21 vor. Die Schwarz-Roten hatten also rund fünf Monate Zeit, sich an den neuen Coach zu gewöhnen, die Neuzugänge zu integrieren und sich mit den Corona-Rahmenbedingungen zu arrangieren.
Gut vorbereitet wurde der Saisonstart der Landesliga Nord im September daheim gegen den MTV Stadeln knapp gewonnen. Auch in den beiden folgenden Partien gegen die Topteams Erlangen-Bruck II und HC Erlangen III enttäuschte die Mannschaft um Kapitän Tobias Bauer nicht. Einer denkbar knappen Niederlage bei Erlangen-Bruck folgte ein 26::26 gegen Erlangen III.
Kurzum, die Gundelfinger schienen auf einem guten Weg zu sein, ehe die Corana-Schutzmaßnahmen verschärft und der positive TVG-Trend beendet wurde. „Schnell folgte den ersten Trainingseinschränkungen ein generelles Hallennutzungsverbot“, erinnert sich Gundelfingens Linksaußenspieler Michael Schaarschmidt: „Der mögliche Re-Start war zunächst auf 15. November fixiert. Wenig später wurde der Spielbetrieb in den Amateurklassen im Jahr 2020 grundsätzlich für beendet erklärt. Seitdem erhalten wird regelmäßig Wasserstandsmeldung vorm Bayerischen Handball-Verband.“
Verschiedene Ideen zur Weiterführung der Saison stehen nun im Raum. Ein Re-Start ist dabei nur dann denkbar, wenn alle Spieler auch eine gewisse Vorbereitungszeit absolvieren konnten, um ansatzweise einen notwendigen Fitness-Level zu erhalten. Als „Best-Case-Lösung“ wird noch immer eine Saisonfortsetzung Februar 2021 erhofft. Dies setzt aber voraus, dass die Handballer spätestens am 1. Februar ein geregeltes Hallentraining starten können. Mit Blick auf die aktuellen Corona-Zahlen und den auf Ende Januar verlängerten zweiten Lockdown erscheint dieses Szenario jedoch zunehmend unrealistisch.
Turnierspieltage für den Landkreis Dillingen im Gespräch
Als Alternative hat der Verband Turnierspieltage vorgeschlagen: Im Rahmen von vier Großveranstaltungen würde eine Restsaison in Kurzform abgewickelt werden. Doch auch dieser Vorschlag ist stark abhängig von der Corona-Entwicklung und der notwendigen Vorbereitungszeit.
„Unterm Strich ist die derzeitige Lage – wie für alle anderen Indoor- und Mannschaftssportler auch – stark beeinträchtigt. Und der Erhalt des Fitness-Levels erfordert sehr viel Eigeninitiative und Selbstdisziplin“, stellt Schaarschmidt fest: „Erschwerend kommt die fehlende Perspektive dazu. Das einzig Positive, das man der derzeitigen Situation abgewinnen kann, ist das ausgiebige Auskurieren der angesammelten Verletzungen und das Besinnen auf die wesentlichen Dinge“, sagt Michael Schaarschmidt – und kann wie alle Handballer im Landkreis – seine Sportart live vorerst nur bei den WM-Spielen im TV erleben.
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