Es zählt zu den vermeintlichen Widersprüchen der Corona-Gegenwart, dass die Bundesregierung gerade zwar zu einer nationalen Kraftanstrengung aufruft, im gleichen Moment aber Orte, an welchen Menschen einer körperlichen Kraftanstrengung nachgehen wollen, nicht geöffnet werden dürfen: Schwimmbäder, Sportstätten und Fitnessstudios bleiben vorerst weiter dicht. Im Amateursport wird immer noch nicht trainiert. So können Vereine auch keine gemeinsamen Trainingseinheiten anbieten. Einerseits. Andererseits zeigt auch der zweite Lockdown dieser Pandemie, dass auch die Sportvereine im Landkreis Dillingen findig sind, wenn es gilt, die Mitglieder fit zu halten. So hat die SSV Höchstädt eine sechswöchige „Beweg-Di-Challenge“ ins Leben gerufen – um Corona einfach „davonzulaufen“.
Schon Teil eins war ein Erfolg
Dies gelang bereits beim ersten Teil der Challenge von November bis Weihnachten des vergangenen Jahres. 2200 Kilometer wurden da von rund 80 Teilnehmern zurückgelegt. Die Anforderung damals war, sechs Strecken möglichst schnell zu laufen. Seit dem 20. Januar geht die Veranstaltung in ihre zweite Runde.
Dabei steht im Vordergrund, dass sich die Menschen wieder mehr sportlich bewegen, wie es sich aus dem Challenge-Namen bereits schließen lässt. Die kostenlose Teilnahme ist für jeden möglich, auch für Nichtmitglieder der SSV Höchstädt. „Auf der Homepage der Rothosen ist alles beschrieben. Und es gibt sogar ein Video, auf welchem die Challenge erklärt wird“, erklärt Sebastian Prange. Er ist Mitglied der Abteilungsleitung Ski- und Rad bei der SSV Höchstädt.
Verschiedene Strecken zwischen Höchstädt und Dillingen
Bei der Challenge wird wöchentlich eine neue, interessante Laufroute ausgeschrieben, die sich rund um Höchstädt, Steinheim, Lutzingen und Dillingen befindet. Diese Strecke kann innerhalb einer Woche zurückgelegt werden. Die Teilnehmer seinen zwischen 18 und 80 Jahre alt, so Prange. Das Ergebnis jedes einzelnen Läufers wird auf die SSV-Website rückgemeldet, indem man die gewählte Strecke bestimmt, den Laufstil wie Wandern, Walken oder Joggen eingibt und die benötigte Zeit nennt. Letzteres ist allerdings keine Pflicht, da ja nur die Kilometer relevant sind. Die zurückgelegten Kilometer fließen in die Wertung ein.
Wie schnell die Distanz absolviert wird, ist nicht entscheidend. „Egal ob Joggen oder Wandern, jeder soll und kann mitmachen. Es geht drum, sich zu bewegen, aktiv zu sein, die frische Luft zu genießen und dabei seinen Kopf in dieser turbulenten Zeit mit frischen Gedanken zu füllen“, sagt Sebastian Prange.
Idee entstand bei Prange am Küchentisch
Die Idee für die Beweg-Di-Challenge entstand sitzend: am Küchentisch der Familie Prange – aus Frust über den Lockdown und die abgesagten Skikurse. Die Pranges waren auf der Suche nach einer Inspiration für Bewegung sowie der Möglichkeit, trotz Coronaeinschränkungen ein Gruppengefühl zu schaffen.
Nun ist bei der Veranstaltung von Kinderwagenschieber über Walker bis hin zum Wettkampfläufer alles vertreten. „Das Ziel bei der zweiten Ausgabe der Challenge ist, dass wir diesmal 5000 Kilometer in sechs Wochen knacken. In den ersten drei Wochen wurden bereits 3200 Kilometer zurückgelegt“, erzählte Prange bereits vor einigen Tagen unserer Zeitung: „Es ist toll zu sehen, dass trotz Platzregen rund 15 Rückmeldungen am Tag von Läufern eingehen. Die Challenge motiviert mehr als wir angenommen haben.“ Es sei auch spannend, die Strecken mal bei Sonne, aber auch bei Regen oder Schnee zu laufen. Beim jüngsten Hochwasser seien sogar Läufer überflutete Wege gelaufen, bis über die Knöchel tief im Wasser.
Tägliche Rückmeldungen
„Wenn man die wöchentliche Liste ansieht und der Freund ein paar Kilometer vorne liegt, steigt die Motivation“, berichtet Prange. Mit den täglichen Rückmeldungen gehen Bilder, Texte und sogar Spenden der Teilnehmer ein, die sich durch die Challenge frisch motiviert fühlen. „Am meisten freut es uns, dass wir alle Altersklassen erreichen und die tollen Strecken im Landkreis für alle Leute sichtbar machen. Hier bei uns in der Region ist es sehr schön“, sagt Sebastian Prange nicht ohne Stolz. Inzwischen seien einige Teilnehmer von der Challenge so begeistert, dass sie am Ostermontag einen Halbmarathon laufen wollen.
„Wir nehmen aus der Beweg-Di-Challenge sehr viel mit. Es gibt viele gute Dinge, die man umsetzen und mit denen man Menschen motivieren kann“, zieht Sebastian Prange schon mal eine kleine Zwischenbilanz und fügt hinzu: „An der frischen Luft sein und sich bewegen tut immer gut. Lieber ein gutes Gefühl mit dreckigen Schuhen, als saubere Schuhe und schweren Atem.“ In der heutigen Zeit muss man als Person und Verein „am Ball bleiben“. Wenn dies gelinge, hat der 30-Jährige die berechtigte Hoffnung, dass auch nach Corona „Vereine bestehen und das Ehrenamt weiter geschätzt wird.“
Infos gibt es über die Startseite des Gesamtvereins: www.ssv-hoechstaedt.de
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