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Gundelfingen: Mehr als 1000 Spiele von Thomas Jahn in Grün-Weiß für den FC Gundelfingen

Gundelfingen

Mehr als 1000 Spiele von Thomas Jahn in Grün-Weiß für den FC Gundelfingen

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    Beim 3:0-Heimsieg über den TSV Grünwald im August der Landesliga-Saison 1991/92 erzielte Thomas Jahn (links) den Führungstreffer. Nach 34 Spieltagen war sein FC Gundelfingen Vizemeister– so wie in der Spielzeit davor und in der Saison danach.
    Beim 3:0-Heimsieg über den TSV Grünwald im August der Landesliga-Saison 1991/92 erzielte Thomas Jahn (links) den Führungstreffer. Nach 34 Spieltagen war sein FC Gundelfingen Vizemeister– so wie in der Spielzeit davor und in der Saison danach. Foto: Hödl

    Wenn Thomas Jahn dieser Tage aus dem Fenster schaut, dann kommt etwas Wehmut auf. Über Jahrzehnte betätigte sich der 56-Jährige selbst im Winter sportlich. Als Fußballer steckte er zu dieser Zeit über Jahrzehnte hinweg mitten in der Vorbereitung – und wenn er nicht mit der Ballarbeit beschäftigt war, dann zog es ihn auf die Skipiste. „Das ist in der Pandemie leider nicht möglich“, blickt der Skifahrer in erster Linie auf die Situation mit geschlossenen Liften. Auch seine neu entwickelten Tennis-Aktivitäten muss er ruhen lassen. Und aus dem Fußball-Tagesgeschäft hat sich Jahn eh längst verabschiedet.

    Jahns letzter Punktspieleinsatz im Trikot seines Heimatvereins FC Gundelfingen liegt knapp sieben Jahre zurück, als der Allrounder im Kreisliga-Team der Grün-Weißen noch ein paar Mal zwischen den Pfosten stand. Seitdem ist „Thommy“, wie er nur gerufen wird, nur noch mit den Senioren auf dem Platz oder kickt mit Freunden wie seit Kindertagen. Sofern es die Corona-Beschränkungen zulassen.

    Drei Jahrzehnte für Gundelfingen aktiv

    Für den FCG absolvierte Jahn 661 Punktspiele, dazu kommen in den mehr als drei Jahrzehnten, in denen er für die Grün-Weißen im Erwachsenenlager auflief, nochmals rund 400 Einsätze in Pokal-, Relegations- und Vorbereitungsspielen oder Hallenturnieren. Mehr hat nach den vorliegenden Archivdaten kein anderer Akteur vorzuweisen. Wobei Jahn über die meiste Zeit wahrlich nicht mit dem Zusatz „Torhüter“ in Verbindung gebracht wurde. Vielmehr lautete das Prädikat „Torjäger“. Allein in der Landesliga „knipste“ der Stürmer 208 Mal, wobei das zwischen seinem Debüt als A-Jugendlicher im März 1982 beim 1:1 gegen den SV 1880 München bis zum Bayernliga-Aufstieg elf Jahre später die vierthöchste Liga war.

    Auch wenn Thomas Jahn aktuell wegen Corona nicht Skilaufen oder Tennisspielen kann, strahlt er auf unserem Bild mit der Sonne um die Wette.
    Auch wenn Thomas Jahn aktuell wegen Corona nicht Skilaufen oder Tennisspielen kann, strahlt er auf unserem Bild mit der Sonne um die Wette. Foto: Brugger

    Er trat damit nahtlos in die großen Fußstapfen eines Wolfgang Dreßen, der bis dahin als Gundelfinger Torgarant bei den Gegnern gefürchtet war. Doch obwohl Jahn einen Treffer nach dem anderen erzielte, Torschützenkönig war er in seiner langen Stürmerkarriere nie. Als Makel sieht er das nicht. „Es war wichtiger, dass ich jedes Jahr meine Tore beisteuern konnte und wir so als Mannschaft erfolgreich waren“, setzt Jahn für sich Schwerpunkte.

    Über fehlende Titel mit den Grün-Weißen kann er keineswegs klagen, zweimal holte er den schwäbischen Pokal durch die Endspielsiege gegen den TSV Dasing (1991) und ein Jahr später gegen den heutigen Bundesligisten FC Augsburg. In beiden Endspielen verewigte sich Jahn übrigens als Torschütze. Dazu kommt noch der schwäbische Hallentitel 1991 – und der Bayernliga-Aufstieg 1993, als die Gärtnerstädter nach drei Landesliga-Vizemeisterschaften in Folge doch noch die Relegationsspiele erfolgreich gestalten konnte. „Das war sicherlich der Höhepunkt. Vor allem, wenn man die Hintergründe kennt. Wir waren eine Mannschaft mit lauter Spielern aus der Region, der harte Kern waren alles Gundelfinger“, so Jahn und erinnert sich dann wieder an die Kindertage, als er etwa mit Peter Lohner, Ralf Wirth oder Stefan Anderl nicht nur im Vereinstrikot zusammenspielte, sondern sich in der Freizeit traf und bei jeder sich bietenden Gelegenheit Fußball spielte.

    Das Talent von Papa Kurt Jahn geerbt

    Das Talent hatte Thomas Jahn regelrecht in die Wiege gelegt bekommen. Sein Vater Kurt spielte in der Oberliga, die bis zur Einführung der Bundesliga 1963 die höchste deutsche Liga war. „Erst kürzlich habe ich wieder das Mannschaftsfoto vom VfB Leipzig mit ihm in den Händen gehalten“, verrät Thomas Jahn, „nach dem Krieg kam er dann zum BC Augsburg und hat dort auch Oberliga gespielt.“ Dort geriet Jahn senior in den Fokus von Theo Flemisch, dem legendären FCG-Vorsitzenden und Werksleiter der Firma Gartner, der gute Fußballer schon mal mit einer Arbeitsstelle ködern konnte. Das klappte bei Kurt Jahn, der nach Gundelfingen zog, dort heimisch wurde und bis zum Karriereende für den FCG auflief. Dass Thomas Jahn darüber Unterlagen hat, liegt an seiner Mutter Gerda. Die hat viel aufgehoben und reichlich Material über ihren Sohn fein säuberlich in Alben gesammelt. „Da ist alles dokumentiert bis in die Jugendzeit“, verrät Thomas Jahn mit einem Lächeln.

    Beim 3:0-Heimsieg über den TSV Grünwald im August der Landesliga-Saison 1991/92 erzielte Thomas Jahn (links) den Führungstreffer. Nach 34 Spieltagen war sein FC Gundelfingen Vizemeister– so wie in der Spielzeit davor und in der Saison danach.
    Beim 3:0-Heimsieg über den TSV Grünwald im August der Landesliga-Saison 1991/92 erzielte Thomas Jahn (links) den Führungstreffer. Nach 34 Spieltagen war sein FC Gundelfingen Vizemeister– so wie in der Spielzeit davor und in der Saison danach. Foto: Hödl

    So sind selbst die Anfänge des kleinen Thommy dokumentiert. „Ich hatte erst spät einen Wachstumsschub. Als Zwölfjähriger stand ich im großen Tor und kam nicht an den Ball, wenn die Gegner hoch geschossen haben. Irgendwann hatten wir dann mal keinen Stürmer, also bin ich vorne rein und habe beim 7:0-Sieg gleich sechs Tore geschossen.“ Das war in der C-Jugend und Jahn blieb nun ganz vorne, zumal hinten bald Ersatz parat war. Alfred Weh, genannt Freddy, hatte sich den Grün-Weißen angeschlossen. „Ein Verrückter“, wie sich Jahn lachend erinnert, denn Freddy Weh kannte auf dem Fußballplatz keine Freunde und schonte weder sich noch Gegner. Dieser Ehrgeiz hätte Weh fast ins Profigeschäft gebracht, mit Hertha BSC Berlin, dem SSV Ulm 1846 und FC Augsburg stand Weh als Oberliga-Meister mehrmals in den Aufstiegsrunden zur Zweiten Bundesliga, mit Hertha schaffte er sogar den Sprung nach oben. Doch da hatte Weh mit dem ehemaligen Bayern-Keeper Walter Junghans einen prominenten Konkurrenten, der den Vorzug erhielt.

    Thomas Jahn hatte derweil die Torhüterzeit nahezu vergessen, bis im März 1987 plötzlich Not am Mann war. Stammkeeper Josef Steidle hatte sich vor dem Landesliga-Spiel beim BC Aichach während des Aufwärmens verletzt, ein Ersatzmann war nicht mitgefahren. Also ging Jahn zwischen die Pfosten und machte seine Sache ausgesprochen gut. Die Aichacher konnten ihn einfach nicht überwinden, nur FCG-Verteidiger Peter Ruchti gelang das Kunststück mit einem Eigentor. Nach dem Ausgleich durch Peter Schmid durften Jahn & Co. trotzdem von einem Punkt träumen, ehe Libero Ralf Wirth unmittelbar vor dem Schlusspfiff mit der Hand zum Ball ging: Elfmeter, den die Aichacher zum Siegtor verwerteten. Erfolgserlebnisse als Schlussmann sollte Jahn dann 16 Jahre später doch noch sammeln, als er für den verletzten Rafael Kiebler in der Bezirksoberliga einspringen musste. In vier Partien sammelte der FCG mit Torhüter Jahn sieben Punkte und kassierte lediglich zwei Gegentreffer.

    Torjäger und Torhüter

    Jahn war aber nicht nur Torjäger oder Torhüter, er hatte auch andere Rollen übernommen. Aber erst nach seinem einjährigen Gastspiel beim SC Bubesheim. 1995/96 hatte sich Thomas Jahn den Günzburger Vorstädtern angeschlossen, die seinen Jugendfreund Ralf Wirth als Spielertrainer verpflichtet hatten. „Der Wechsel lag nicht zwingend an Ralf. Ich war beruflich einfach sehr stark eingespannt, in Bubesheim war der Aufwand deutlich geringer als mit Gundelfingen in der Bayernliga“, so Jahn. Doch in Bubesheim lief es nicht wie gewünscht, also zog es das FCG-Urgestein zurück zu den Grün-Weißen.

    Dort wollte Jahn eigentlich in der „Zweiten“ spielen, doch schon bald war er wieder ein Thema fürs Bayernliga-Team. „Aber nicht mehr als Stürmer“, lautete seine Bedingung. Also rückte der Routinier weiter nach hinten. Bis Jahn nach zwei Abstiegen in Folge beim Wiederaufbau unter Spielertrainer Stefan Anderl eine neue Position gefunden hatte. Als Innenverteidiger. „Das war noch mal eine richtig tolle Zeit an der Seite des blutjungen Michael Sprengart, der später in Fürth, Ulm und Memmingen kickte“, erinnert sich Jahn. Um ein Haar wären die Gundelfinger mit Jahn als Innenverteidiger nach dem Wiederaufstieg in die Landesliga 2002 sogar noch einmal in der Bayernliga aufgetaucht. Am Ende fehlte dem FCG ein Sieg zum Sprung nach oben.

    Jahn hatte sich fortan endgültig in die „Zweite“ zurückgezogen, fungierte dort zweimal als Spielertrainer und war schließlich 2013/14 auch noch als Co-Trainer beim Landesliga-Team tätig. „Letztlich fehlte mir aus beruflichen Gründen einfach die nötige Zeit“, nennt der Gundelfinger als Grund, warum er trotz mehrerer Anfragen die Trainerlaufbahn nicht weiter verfolgte. Das ist selbst heute noch so, weil der gelernte Werkzeugmacher der Branche treu geblieben ist und mittlerweile im Außendienst für ein österreichisches Unternehmen tätig ist. „Mein Einsatzgebiet ist überschaubar, ich habe viel in Heidenheim und dem Großraum Ulm zu tun“, verrät der Vater zweier erwachsener Töchter, der mit seiner zweiten Frau Silvia in Echenbrunn lebt. Denn durch den Beruf kommt er raus und hat Kontakt zu Kunden, während er als Fußballer zur Untätigkeit verdammt wäre.

    Jahn schwelgt in Erinnerungen

    Bis Thomas Jahn mit seinen alten Kumpels selbst wieder mal gegen den Ball treten darf, kann er vorerst nur in Erinnerungen schwelgen und an die Erfolge mit dem FCG denken – oder an ein „Länderspiel“. 1991/92 hatte ihn der damalige Coach Alexander Schroder erstmals in die Schwaben-Auswahl berufen, die den Bayerischen Fußball-Verband bei den Spielen um den Bodenseecup vertrat. „Wir waren fünf Gundelfinger, angefangen bei Hubert Renzhofer im Tor bis zu mir in der Spitze“, denkt Jahn gerne an den Auftritt in Vaduz zurück.

    Denn dort erzielte er beim 7:0-Sieg gegen die A-Nationalmannschaft des Fürstentums Liechtenstein vier Treffer. „Die wollten damals eigentlich für die EM-Qualifikation melden, haben den Plan nach der Klatsche gegen uns dann noch einmal verschoben“, erzählt Jahn nicht ohne Stolz und ist schon jetzt gespannt, wie sich die deutsche Nationalmannschaft im September schlagen wird. Dann trifft die Auswahl von Joachim Löw in der WM-Qualifikation auf Liechtenstein. Ob es dann im DFB-Trikot ein Stürmer Thomas Jahn nachmacht und auch viermal trifft?

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