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Fußball-Reportage: Wiese-Comeback vor einer Traumkulisse

Fußball-Reportage

Wiese-Comeback vor einer Traumkulisse

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    Dicht gedrängt standen die Zuschauer am späten Samstagnachmittag auf den Rängen im Dillinger Donaustadion. Die meisten von ihnen waren wegen Tim Wiese gekommen.
    Dicht gedrängt standen die Zuschauer am späten Samstagnachmittag auf den Rängen im Dillinger Donaustadion. Die meisten von ihnen waren wegen Tim Wiese gekommen.

    Das hat sich Tim Wiese anders vorgestellt. Bei seinem Kurzzeit-Comeback als Torhüter kassiert der sechsfache Ex-Nationalspieler im Kasten der SSV Dillingen zwei Gegentore im Kreisliga-Spiel gegen den TSV Haunsheim. Zweimal lässt sich der 35-Jährige von Robin Hördegen bezwingen. Endstand 1:2. Der Matchwinner für die Gastmannschaft freut sich nach dem Schlusspfiff riesig: Es sei für ihn und sein Team ein „geiles Gefühl“ vor so einer Traumkulisse als Sieger dazustehen.

    Für den im pinkfarbenen Trikot mit der Nummer 99 im Tor stehenden Wiese ist nach dem Abpfiff freilich noch lange nicht Schluss. Er gibt ein Interview nach dem anderen, eines auch an der Seite von Dr. Rainer Koch, dem Präsidenten des Bayerischen Fußball-Verbandes. Er spricht von einem „Highlight für den gesamten Amateurfußball, das man aber nicht jede Woche haben kann. Dass das Derby in der achten Liga so großen Zuspruch erfährt, dafür haben die Verantwortlichen der SSV Dillingen um ihren Präsidenten Christoph Nowak gesorgt und kräftig die Werbetrommel gerührt. Ob Internet, Rundfunk, Fernsehen oder Print – Tim Wiese und die Fußballer aus der schwäbischen Kreisstadt waren in den vergangenen Tagen omnipräsent.

    Schon 30 Minuten vor dem Anpfiff bildet sich am späten Samstagnachmittag im Donaustadion die erste Schlange vor dem Kassenhäuschen. Am Ende sind es gar 2300 Fans, die für einen mehr als gelungenen Rahmen sorgen. Unter den Zuschauern sind auch der 20-jährige Abiturient Thomas Müller und die um sieben Jahre ältere Sofie Bihler. Beide wohnen in Dillingen, zum Fußball in ihrer Heimatstadt gehen sie aber selten. „Meistens bin ich dort, wo der TSV Binswangen spielt“, verrät die junge Frau. Bei den Binswangern kickt nämlich ihr Freund. Wie Thomas Müller ist sie deshalb gekommen, um Freunde zu treffen. Aber auch live zu erleben, wie gut Tim Wiese noch in Form ist und welch ein Typ er sei.

    Auf der Haupttribüne skandiert beim Warmmachen der Mannschaften ein Fan lautstark „Wiese Fußballgott“. Thomas Mödinger gehört freilich nicht zu denen, die sich von dem „Wiese-Wahnsinn“ inspirieren lassen. Der aktuelle Trainer des TV Gundelfingen, der von 2011 bis 2014 den TSV Haunsheim coachte, drückt nicht seinem Ex-Verein die Daumen. „Heute soll Dillingen gewinnen, die benötigen die Punkte dringender“, verrät er, für wen sein Herz in diesem „besonderen Spiel“ schlägt. Als die Partie angepfiffen wird, richten sich natürlich fast alle Blicke auf den Promi im Kasten der SSV. Es dauert gerade einmal 95 Sekunden, als Tim Wiese die erste Ballberührung hat. Einen Eckball von Denis Böhm pflückt er sicher herunter. Und schon in der vierten Minute muss der 35-Jährige mit einer Fußabwehr gegen Haunsheims Stürmer Yves Krpic dazwischenfahren. Die Zuschauer merken, dass der zuletzt als Wrestler in den Fokus gerückte Sportler nicht viel verlernt hat, wenn er wieder zwischen den Pfosten gefordert wird. Wenige Augenblicke später kommt es mit Robin Hördegen zu einem kleinen verbalen Schlagabtausch an der Strafraumgrenze. Schiedsrichter Tobias Heuberger vom TSV Möttingen beruhigt sehr schnell die Gemüter der beiden Kontrahenten. Für den Referee, der insgesamt zehn Gelbe Karten zücken muss, und seine beiden Assistenten hat dieses Spiel einen besonderen Stellenwert. Vor so vielen Zuschauern pfeifen zu dürfen, sei schon ein ganz besonderer Moment, schwärmt Heuberger.

    Auch SSV-Präsident Christoph Nowak freut sich über den großen Andrang. Ein wenig enttäuscht ist er allerdings über die Dillinger Wirtschaftsvereinigung. Diese habe er im Vorfeld in einer E-Mail vergeblich um finanzielles Engagement gebeten. Nowak: „Es sind letztlich immer die gleichen Firmen, die uns da unter die Arme greifen.“ "Seite 25

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