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Fußball-Geisterspiele: Vorfreude und Skepsis

Fußball-Geisterspiele

Vorfreude und Skepsis

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    Sieht die Fortsetzung der Bundesligasaison in Coronazeiten kritisch: Spieler Christoph Prestel vom TSV Wertingen.
    Sieht die Fortsetzung der Bundesligasaison in Coronazeiten kritisch: Spieler Christoph Prestel vom TSV Wertingen.

    Nach der erfolgten Freigabe durch Bund und Länder für die sogenannten Geisterspiele in der 1. und 2. Fußball-Bundesliga fiebern die einen dem Start am 16. Mai entgegen, für andere wiederum ist der Neubeginn nicht so wichtig. Wir haben uns bei Spielern, Trainern und Funktionären im Landkreis umgehört, was sie über die Wiederaufnahme des Spielbetriebs im Profibereich denken, und sie gefragt, ob sie nun die Wochenenden vor der Glotze verbringen werden.

    Als vor Corona der Spielbetrieb in den Bundesligen noch in normalen Bahnen verlief, hat Christoph Nowak mitunter zwei oder drei Spiele an einem Wochenende live im Stadion verfolgt. Dabei pendelte er oft unter anderem zwischen den Arenen in Augsburg, München, Heidenheim, Fürth oder Nürnberg. Der Vorsitzende der SSV Dillingen ist beruflich für die Firma POPE’s tätig und stattet als sogenannter „Chief Operating Officer“ Goalkeeper mit Torwarthandschuhen aus. Kontakte zu den Profis sind für den 46-Jährigen besonders wichtig. Die Geisterspiele im Fernsehen wird sich Nowak ab der nächsten Woche als Fußball-Fan natürlich anschauen, wie viele es von Freitag bis Sonntag sein werden, das kann er momentan noch nicht einschätzen. „Einige Stunden vor der Glotze werden da aber sicherlich zusammenkommen“, schmunzelt der Dillinger SSV-Funktionär. Insgeheim hat Nowak die Hoffnung, dass sehr bald etwas mehr als die derzeit knapp 300 erlaubten Menschen (Spieler, Trainer, Betreuer, Physiotherapeuten, Mediziner, Journalisten etc.) in die Stadien gelassen werden. „Vielleicht noch in dieser Saison“, sinniert er angesichts der positiven Entwicklung der Pandemie in Deutschland.

    Eine ganz andere Meinung hat Bezirksligaspieler Christoph Prestel vom TSV Wertingen. Wenn Spieler, Verantwortliche und Fans nicht vorsichtig mit den auferlegten Sicherheitsmaßnahmen umgehen, könnte es sehr schnell zu einem Abbruch kommen. Er befürchtet, dass zum Beispiel bei Fan-Ansammlungen die Zahl der Neu-Infektionen steigen könnte und die DFL deshalb den Spielbetrieb wieder einstellen muss. Die Geisterspiele erzeugen bei dem 26-Jährigen alles andere als Fußball-Fieber. Prestel: „Darauf bin ich nicht so heiß und werde mir wohl kaum ein Spiel anschauen.“ Der Amateurkicker hofft vielmehr darauf, dass er in absehbarer Zeit wieder mit seinem Teamkollegen vom TSV Wertingen trainieren kann und dann auch die vielen sozialen Kontakte, die er bis vor der Corona-Krise aufgebaut hat, wieder so richtig pflegen kann.

    Die Entscheidung, den Re-Start in der Bundesliga in einer Woche zu genehmigen, war für Stefan Schneider „alternativlos“. Dabei geht es nach Ansicht des Trainers des Kreisligisten SSV Glött in erster Linie nicht um das große Geld, sondern darum, „den Profifußball zu erhalten“. Die fußballlose Zeit ist für Schneider so schlimm gar nicht gewesen, „doch jetzt wird es Zeit, dass es endlich wieder losgeht“, freut sich der 31-Jährige als Fan von Borussia Dortmund vor allem auf die Spiele seines Lieblingsvereins. Doch nicht nur wenn der BVB spielt, möchte Stefan Schneider vor dem Bildschirm sitzen. Die Samstagnachmittagskonferenz bei Sky und das Top-Spiel am Samstagabend seien für ihn ebenfalls Pflichttermine. Und auch bei manchem Zweitligaspiel will Schneider das TV-Gerät einschalten.

    Kein Freund von Geisterspielen ist der BLSV-Kreisvorsitzende Alfons Strasser. „Ich bin nicht erpicht auf Fußball vor leeren Rängen“, gesteht der Schretzheimer. Und dennoch will Strasser hin und wieder den Fernseher einschalten und sich das ein oder andere Spiel anschauen. Auch deswegen, um an den Wochenenden etwas Abwechslung zum Corona-Alltag der vergangenen Monate zu bekommen. (her)

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