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Fußball-Drama: Schicksalsspiel des FC Heidenheim: Verloren, aber nicht abgestürzt

Fußball-Drama

Schicksalsspiel des FC Heidenheim: Verloren, aber nicht abgestürzt

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    Kommt ein Sebastian Griesbeck geflogen: So sehr Heidenheims Mittelfeldspieler hier alles versucht, an den Ball zu kommen, Bielefelds Torhüter Stefan Ortega ließ dies im Spitzenspiel der 2. Bundesliga nicht zu.
    Kommt ein Sebastian Griesbeck geflogen: So sehr Heidenheims Mittelfeldspieler hier alles versucht, an den Ball zu kommen, Bielefelds Torhüter Stefan Ortega ließ dies im Spitzenspiel der 2. Bundesliga nicht zu. Foto: Matthias Weinelt

    Eine ganze Region hat am gestrigen Sonntag den Zweitligafußballern des 1. FC Heidenheim fest die Daumen gedrückt. Im letzten Saisonspiel beim bereits feststehenden Meister Armina Bielefeld ging es für die Truppe von Trainer Frank Schmidt um die Relegation zur Bundesliga. Aus eigener Kraft schafften es Kapitän Marc Schnatterer und seine Teamkollegen zwar nicht, doch dank der Schützenhilfe des SV Sandhausen spielt der 1. FCH nun am kommenden Donnerstag und am Montag, 6. Juli, zweimal gegen den SV Werder Bremen.

    Heidenheim begann gut, steckte den Doppel-Schlag aber lange nicht weg

    Die bereits als Aufsteiger feststehenden Bielefelder zeigten große Mentalität, obwohl sie ein Aufstieg des HSV statt der Heidenheimer rund zwei Millionen Euro Fernsehgeld hätte kosten können. Als Lohn sicherten sich die Ostwestfalen, die nach dem Spiel die Trophäe für den Meister erhielten, einige Bestmarken: 68 Punkte bedeuten für den Rekord-Aufsteiger in die Bundesliga einen Vereinsrekord, die Arminia blieb die gesamte Rückrunde über ungeschlagen. Und vor allem: Kapitän Fabian Klos sicherte sich mit seinem 21. Saisontor (14.) den Titel des Torschützenkönigs, der erstmals in der Zweitliga-Geschichte mit einer Torjäger-Kanone des Fachmagazins "Kicker" geehrt wird. Die Sturmpartner Andreas Voglsammer (17.) und Jonathan Clauss (53.) trafen auch.

    Trotz der 0:3-Niederlage bei Arminia Bielefeld gab es gestern für Syrgensteins Bürgermeisterin Mirjam Steiner, eine Anhängerin des 1. FC Heidenheim, etwas zu feiern. Gemeinsam mit Freunden und Bekannten freut sie sich über das Erreichen der Relegation
    Trotz der 0:3-Niederlage bei Arminia Bielefeld gab es gestern für Syrgensteins Bürgermeisterin Mirjam Steiner, eine Anhängerin des 1. FC Heidenheim, etwas zu feiern. Gemeinsam mit Freunden und Bekannten freut sie sich über das Erreichen der Relegation Foto: Matthias Weinelt

    Die Bielefelder hatten schon mit der bestmöglichen Aufstellung signalisiert, dass sie nichts abschenken. Heidenheim begann gut, steckte den Schock des Doppel-Schlags aber lange nicht weg. Schmidt reagierte zur Pause mit einem Dreifach-Wechsel, brachte unter anderem Urgestein Marc Schnatterer und setzte nun auf volle Offensive. Nach dem Konter zum 0:3 war die Hoffnung auf einen eigenen Punkt aber dahin. Doch Sandhausen leistete mit einem sensationellen 5:1-Sieg beim HSV Schützenhilfe.

    Aufgrund dieses Ergebnisses dürften etliche Heidenheimer Fans den Ligarivalen vor den Toren Heidelbergs in ihre Herzen geschlossen haben. So auch Syrgensteins Bürgermeisterin Mirjam Steiner, die mit Freunden und Bekannten die Partie vor dem Bildschirm verfolgte. Auf das gute alte Radio setzte hingegen Sven Lutz aus Altenberg. Der 23-Jährige bereitete sich gestern Nachmittag auf anstehende Prüfungen vor und hatte nicht die Zeit, die Partie vor dem Bildschirm zu verfolgen. Dass die Heidenheimer nun die Relegation gepackt haben, darüber ist Sven Lutz froh, wenngleich er einschränkt: „Mit einem Sieg in Bielefeld wäre dies natürlich ein noch schönerer Moment gewesen.“ Ob die Heidenheimer nun den Sprung ins Oberhaus in den beiden Spielen gegen Werder Bremen packen, sei schwer einzuschätzen, meint Lutz, der selbst beim SV Altenberg dem runden Leder nachjagt. Die erforderliche Infrastruktur mit dem neuen Stadion auf dem Schlossberg in der württembergischen Kreisstadt sei auf alle Hände vorhanden. Ganz im Gegensatz zum SSV Ulm, dessen einjährige Erstligazugehörigkeit Sven Lutz vor 20 Jahren intensiv verfolgte.

    Der Wertinger Stefan Schimmer hatte anfangs wenig Ballkontakt

    Ein ausgesprochener Fußball-Fachmann ist Peter Piak, Trainer beim Kreisligisten SV Kicklingen-Fristingen. Als gestern die Spiele in Bielefeld und Hamburg abgepfiffen wurden, war seine erste Reaktion: „So verrückt ist eben der Fußball.“ Die 1:5-Niederlage des HSV gegen den SV Sandhausen konnte er nicht so richtig begreifen. Keine Chance hätte aber auch der 1. FC Heidenheim gehabt. „Mit dem ersten Gegentor hatte Bielefeld dem Gegner bereits den Stecker gezogen“, war Piak vom Auftritt des Meisters beeindruckt. Der Gegner sei nach dem 1:0 kompakt hervorragend gestanden und habe nichts zugelassen. Dennoch ist Piak überzeugt, dass die Heidenheimer in den Spielen gegen Werder Bremen nicht chancenlos sind. Der Gegner verspüre in den beiden Spielen mehr Druck, während der FCH nichts zu verlieren habe. Und können die Heidenheimer das Spielglück auf ihre Seite ziehen, dann sei alles möglich.

    Wie Piak verfolgte auch Max Mordstein, Abteilungsleiter beim Kreisklassisten FC Pfaffenhofen-Untere Zusam, die Partie der Heidenheimer gespannt vor dem Bildschirm. Ein besonderes Augenmerk richtete der in Unterthürheim lebende Funktionär auf den eingewechselten Stefan Schimmer aus dem benachbarten Wertingen. „In den ersten 20 Minuten, in denen er auf dem Platz stand, hat er gerade mal zwei Ballkontakte gehabt“, führte Mordstein Statistik.

    Als in der letzten Viertelstunde beim Spielstand von 3:0 klar war, dass Bielefeld nichts anbrennen lassen würde, schaltete Mordstein auf das Parallelspiel in Hamburg um und hat sich darüber gefreut, dass der SV Sandhausen im Volksparkstadion groß auftrumpfte und mit seinem 5:1-Sieg den Heidenheimer die so wichtige Schützenhilfe leisten konnte. (mit dpa)

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