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Ellerbach: Sehne gespannt, die Seele entspannt

Ellerbach

Sehne gespannt, die Seele entspannt

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    Ein Armschutz gegen die vorbeiflitzende Sehne empfiehlt sich beim Bogenschießen. Damit der Körper keinen Schaden nimmt, während der Geist entspannt.
    Ein Armschutz gegen die vorbeiflitzende Sehne empfiehlt sich beim Bogenschießen. Damit der Körper keinen Schaden nimmt, während der Geist entspannt. Foto: G. Stauch

    Pfeil und Bogen – diese Kombination führt Menschen aus der ganzen Region mit sehr unterschiedlichen Interessen zusammen. Hobbysportler und Ärzte, die Hausfrau, den Maurermeister, den Manager oder Künstler. In archaischen Zeiten zu Jagd- und Kriegszwecken eingesetzt, steht heutzutage der sportliche Gedanke im Vordergrund, wenn der Pfeil von der Sehne schnellt. Olympische wird auf Scheiben angehalten, Tier-Attrappen sind das Ziel im Ellerbacher Forst, wo eine Hochburg des Bogenschießens im Landkreis seine Heimat hat.

    In Ellerbach etabliert

    Dass aus der Gemeinde Holzheim Bogensportler seit Jahren mit Erfolgen von sich reden machen, stellt aber nur die eine Seite der Medaille dar, die der Schütze, Erfolgstrainer und Abteilungsleiter Gerd Bechtel vom TSV Ellerbach vorweisen kann. Denn der erfahrene Mentalcoach hat vor zwölf Jahren ins Schwarze, sportartspezifisch besser gesagt Goldene getroffen, als er sich mit dem mentalen Aspekt dieses immer beliebter werdenden Sports intensiv beschäftigte und sogar zu seinem Hauptberuf ausbaute. „Einen Bogen zu spannen, kann beim Entspannen helfen“, fasst der 54-jährige Wahl-Bayer aus Baden-Württemberg den nur vordergründigen Widerspruch zusammen und wirbt für das intuitive bzw. instinktive Schießen: „Man kann dabei einen Weg zu sich finden, im Einklang mit Natur, Körper, Geist und Seele.“

    Zwar gilt seit Langem als bekannt, dass die Sportart im Freien eine ganze Vielzahl an Muskeln trainiert. Arme und Schultern, heißt es, würden besonders in Anspruch genommen. Allerdings kommen beim Bogenschießen vor allem die Rückenregionen auf ihre Kosten: „Sie lernen wieder, gerade zu stehen“, betont der trainingsgestählte Fachmann Bechtel. Und: „Die Psyche profitiert.“ Neben der Motorik vom Aufbau des Schusses bis zum vollendeten Treffen seines Zieles lerne man auch, zu höchster Konzentration und innerer Ruhe zu gelangen.

    Das rein Technische zu begreifen, beruhigt Bechtel den Schützen-Neuling, sei nicht die große Herausforderung: „Das ist wie beim Radfahren.“ Auch was die Fitness angeht, gibt er Entwarnung: „Wir betreiben hier keinen Hochleistungssport, eine normale gesunde Mobilität reicht da schon aus.“ Anders verhält es sich bei der Kopfarbeit. „Das Bogenschießen beeinflusst maßgeblich unser Denk-, Fühl- und Verhaltensmuster und trägt dazu bei, die eigenen Selbstregulationsmechanismen in Gang zu bringen“, erklärt der Therapeutische Bogenlehrer.

    Mehr noch. Man sollte sich auch von der Vorstellung lösen, wonach man in dieser Disziplin wie ein Einzelkämpfer dasteht. Was zunächst auch stimmt. Aber: „Der vermeintliche Einzelgängersport kann auch Prozesse zur Teambildung anstoßen, etwa bei unseren Events mit Schießen, Gesprächen und viel Spaß“, betont Bechtel, der jedes Jahr bei rund 40 interessierten Firmen sein Wissen um Körper und Geist weitergibt. Etwa, wenn es in einem Arbeitsteam menschlich mal knirschen sollte und die Chefs dann seinen Rat suchen. Ein großzügig und bequem ausgebauter Dachboden in Ellerbach lädt zu Indoor-Veranstaltungen, bevor es an die frische Waldluft mit den 3D-Hartplastik-Tierzielen geht.

    Mit dabei sind viele weibliche „Schützen“. Kein Wunder, ist das weibliche Geschlecht doch schon 1904 bei den Olympischen Spielen teilnahmeberechtigt. Dabei gestehen selbst die Mannsbilder mit ihrer angeblich harten Schale, dass sie dem intuitiven Schießen mit Gefühl einiges abgewinnen können: „Für mich ist das die absolute Entspannung, ich kann völlig abschalten“, sagt der Hauptkassier des Vereins, Markus Litzel.

    Ähnliche Motive treiben Manfred J. Nittbaur ins Freie zu den „Duifadal Schnurrer“ – einer 30-köpfigen, bunt gemischten Bognergruppe – in den Wald von Eppisburg. Künstler Nittbaur, ein erfahrener Pfadfinder und „Lederstrumpf“-Leser, genießt das Herumstreifen in der Landschaft und zwischen dreidimensionalen Schießscheiben. Entschleunigung im Sinne von Gerd Bechtel inklusive.

    Bogen statt Fußball in Ellerbach

    Das Bogenschießen in einer eigenen Abteilung wurde beim TSV Ellerbach übrigens rund vor zehn Jahren gestartet, während König Fußball dort kurz danach sein „Endspiel“ wegen Personalmangel austrug.

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