Startseite
Icon Pfeil nach unten
Dillingen
Icon Pfeil nach unten
Lokalsport
Icon Pfeil nach unten

Ausdauersport: Über die Leidensfähigkeit des Erich G.

Ausdauersport

Über die Leidensfähigkeit des Erich G.

    • |
    Die Verantwortlichen in den Sportvereinen kämpfen seit über einem Jahr mit den Restriktionen, die ihnen wegen der Corona-Pandemie auferlegt wurden. Erich Gruber (Bild), Chef der Triathlon-Abteilung des TV Lauingen, blickt mit Sorge auf die weitere Entwicklung und die Gefahr, dass der 15. Triathlon am 13. Juni erneut abgesagt werden muss.
    Die Verantwortlichen in den Sportvereinen kämpfen seit über einem Jahr mit den Restriktionen, die ihnen wegen der Corona-Pandemie auferlegt wurden. Erich Gruber (Bild), Chef der Triathlon-Abteilung des TV Lauingen, blickt mit Sorge auf die weitere Entwicklung und die Gefahr, dass der 15. Triathlon am 13. Juni erneut abgesagt werden muss. Foto: Gusbeth

    Samstag, 20. März 2021, 10 Uhr. Am Auwaldstadion Lauingen bläst eisiger Wind aus Nordwest. Ein Grad Außentemperatur. Erich Gruber steht auf der Aluleiter, die er von daheim mitgebracht hat, und bindet das analoge Startbanner für den virtuellen Duathlon fest. Allein auf weiter Flur weiß er, dass an diesem trüben Frühlingsanfang niemand erscheinen wird – fast niemand. Der Chef der Lauinger Triathleten schaut auf die Uhr, deutet erleichtert rüber zur Landstraße: „Da hinten kommt Harald Winter auf dem Rennrad“, später braust Bernhard Seitz auf seinem neuesten, mit Radar ausgerüsteten Rad-Boliden heran. Daniela Unger und Sohn Sem aus Gundelfingen sind schon da. Das kleine Fähnlein der aufrechten Triathleten hat Gruber extra „dienstverpflichtet“. Denn ein Fotograf der Zeitung kommt, für ein „Symbolfoto“ mit den Sportlern unter dem Banner des Sponsors.

    Gruber allein auf der Leiter

    Doch viel symbolträchtiger als das offizielle „Symbolfoto“ ist ein Moment, noch bevor der Fotograf von der Zeitung erscheint. Es ist der Augenblick, als Gruber mutterseelenallein auf der Leiter steht, ins Donautal blickt und hofft, dass er nicht allein gelassen wird.

    Denn allein ist er oft, wie so viele Verantwortliche, Trainer, Jugendleiter in den Sportvereinen zur Corona-Zeit, in der sich eine Art Lähmung wie Mehltau über das Land gelegt hat. Keine gemeinsamen Übungsstunden, keine Trainings, keine öffentlichen Veranstaltungen, kein Zusammensein. Vom herkömmlichen Vereinsleben ist in diesen Tagen nicht viel zu spüren. Vieles ist nur noch „virtuell“, ein digitales zweites Leben entstand.

    Einfallsreich und engagiert

    Doch es gibt auch Vorteile. Statt vollständiger Lähmung förderte der erzwungene Rückzug in die eigenen vier Wände neue Ideen zutage. Einfallsreiche Sportvereine, Sportschulen, Fitness-Studios bieten Gymnastik an, sogar Taekwondo-Training, virtuell, per Streaming, auf Youtube. Der TV Lauingen lud im Januar zum ersten virtuellen Dreikönigslauf. Erich Gruber ließ jetzt den ersten virtuellen Duathlon folgen. Der Bedarf ist da, der Andrang groß. Hunderte aus ganz Schwaben und darüber hinaus machten bei diesen Veranstaltungen mit. Beim Duathlon, den Gruber wetterbedingt bis Sonntag verlängerte, steigen die Teilnehmerzahlen weiter. Bald sind es 300, man kann sich immer noch anmelden. Das nennt man Flexibilität. Am Montagvormittag werden die Ergebnisse auf der Homepage der TVL-Triathleten stehen.

    Gruber bangt um "seinen" Triathlon

    Als Erich Gruber am Samstag das Startbanner am Stadion abbaut, ist er schon wieder allein. Die Triathleten sind weg, der Fotograf ist weg. Und Gruber denkt an Inzidenzwerte, Lock- und Shutdowns – und vor allem an das mögliche Verbot für Sportveranstaltungen wie den Triathlon am 13. Juni. Seinen Triathlon, den er sich virtuell „überhaupt nicht vorstellen“ kann. Ihn musste er schon vergangenes Jahr wegen Corona ganz absagen. Noch einmal annullieren – daran mag er gar nicht denken.

    Dass Triathleten leiden müssen, ist eine Binse. Doch die aktuellen Entwicklungen lassen nichts Gutes ahnen. Die Leiden des Erich Gruber und vieler Verantwortlicher, Macher, Trainer, Jugendleiter in den Sportvereinen im Landkreis und anderswo werden weitergehen, solange das Virus „regiert“.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden