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Schicksal: Die gestrandeten Zirkusleute verzweifeln

Schicksal

Die gestrandeten Zirkusleute verzweifeln

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    In Buttenwiesen gestrandet sind Georgia Frank, Christine Heilig und Charly Blum vom Zirkus Barany, hier zu sehen auf einem Foto, das im März gemacht wurde. Die Zirkusleute wollen unbedingt wieder auftreten und Geld verdienen, doch ein Ende der Restriktionen ist für sie noch nicht so bald in Sicht.
    In Buttenwiesen gestrandet sind Georgia Frank, Christine Heilig und Charly Blum vom Zirkus Barany, hier zu sehen auf einem Foto, das im März gemacht wurde. Die Zirkusleute wollen unbedingt wieder auftreten und Geld verdienen, doch ein Ende der Restriktionen ist für sie noch nicht so bald in Sicht. Foto: Benjamin Reif

    Seine Zirkusfamilie und er selbst üben eines der ältesten Gewerbe der Welt aus, sagt Charly Blum. Kinder und Erwachsene zum Lachen und Staunen bringen, das ist es, was er sein Leben lang machen wollte und will. Doch seit rund drei Monaten können es er und die anderen acht Mitglieder des Zirkus Barany nicht mehr. Sie sitzen auf dem Buttenwiesener Festplatz fest. Sie können nicht weiterziehen, denn woanders wäre es ja genauso schlimm. Hierbleiben können Sie aber eigentlich auch nicht mehr, sagt Blum. „Uns steht das Wasser bis zum Hals“, sagt er. „Eigentlich noch höher.“

    Die Schausteller müssen seit Monaten von ihren Ersparnissen leben, sagt Blum, doch die sind aufgebraucht. Selbst in „normalen“ Zeiten können Zirkusdarsteller nicht in Saus und Braus leben. Die Soforthilfen, die es von staatlicher Seite geben soll, gehen in Blums Augen aber völlig am Ziel vorbei. „Ich dürfte das Geld nur für den Betrieb meines Zirkus benutzen“, sagt er. „Jede Rechnung müsste ich einschicken, Essen dürfte ich davon nicht kaufen. Ich kann das Geld ja aber nicht für etwas benutzen, das ich gar nicht ausüben kann.“ Und zudem wäre das Geld nur geliehen. Er steht in Kontakt mit anderen Schaustellern und darstellenden Künstlern. „Die haben jetzt Briefe erhalten, wann sie denn planen, das Geld zurück zu zahlen“, sagt Blum.

    Hartz 4 beantragen würde bedeuten, das Zirkusleben aufzugeben

    Hartz 4 zu beantragen, ist für den lebhaften Mann, dem man den Frust anmerkt, aber auch keine Option. „Dann müssten wir erst alles, was mit dem Zirkusbetrieb zusammenhängt, verkaufen und das Geld aufbrauchen, bevor wir Hilfe bekämen“, sagt Blum. Ihn macht es wütend, dass Freizeitparks wieder aufmachen dürfen, sie als Schausteller aber nicht damit rechnen könnten, vor August wieder auftreten zu können. „Das finde ich einfach nur ungerecht“, sagt Blum. Die Zirkusfamilie hat nun begonnen, lokale Firmen abzuklappern und um überschüssigen Schrott zu bitten, den sie dann zum Schrotthändler bringen und verkaufen können. „So kommt wenigstens ein bisschen Geld herein“, sagt er. Doch auch das ist jetzt schwierig geworden. Die Firmen seien diesbezüglich nun „leer“, es kommt kaum noch Geld herein.

    Das Schicksal des gestrandeten Zirkus’ lässt Eva-Marie Springer, Bundesvorstandsmitglied der V-Partei, nicht unberührt. Sie hat eine Spendenaktion für den Zirkus gestartet. Mit dieser könne sie helfen, „zumindest die größte Not der Familie zu lindern“, sagt sie gegenüber unserer Zeitung. Die Sonderheimerin, die bei den Kommunalwahlen den Einzug in den Höchstädter Stadtrat knapp verpasste, wurde durch den Umstand auf den Zirkus Barany aufmerksam, dass dieser keine Tiere in seinen Aufführungen verwendet. „Wir fordern immer den Zirkus ohne Tiere“, sagt Springer, „deshalb war es mir von Beginn an ein Anliegen, hier eine Spendenaktion zu starten.“ Es zeige sich deutlich, dass für den kleinen Zirkus, der seine Zuschauer rein mit artistischen Darbietungen und Clownerie verzaubere, das soziale Netz nicht greifen würde.

    Die Veganerpartei unterstützt den Zirkus nach Kräften

    Sie sei dankbar, dass die Mitglieder ihrer Partei auch in Zeiten von Corona, nicht allein ein Herz für Tiere, sondern auch für ihre Mitmenschen zeigten, sagt Springer. Bereits zum fünften Mal habe sie eine kleine Finanzspritze nach Buttenwiesen bringen können. Insgesamt seien durch die Spendenaktion schon mehr als 1500 Euro zusammengekommen, sagt Springer. Die Sonderheimerin hat den Zirkusleuten auch schon mit Lebensmittelspenden geholfen – bestehend natürlich nur aus veganen Produkten. Sie und die Zirkusfamilie hoffen, dass die Spendenbereitschaft weiter gegeben ist. Charlie Blum sagt, die Familie könne kaum die laufenden Kosten bezahlen.

    Nicht nur die Tatsache, dass die Zirkusleute keine Tiere halten und für ihre Auftritte verwenden, gefällt der überzeugten Veganerin. Springer will auch auf das Problem weggeworfener Zigarettenkippen aufmerksam machen. Sie selbst bemalt deshalb Steine und verteilt diese an Plätzen, an denen notorisch viele Kippenstummel herumliegen. Und trifft sie Raucher in „freier Wildbahn“, verteilt sie auch schon mal kleine Aschenbecher für die Hosentasche. Sie freut es, dass die Familie darauf achte, keine Zigarettenstummel herumliegen zu lassen. Bei ihrem letzten Besuch habe sie erlebt, wie eine Zirkusfrau die Zeit genutzt habe, um den Festplatz von Zigarettenkippen zu befreien.

    Info: Wer spenden will, kann dies unter www.paypal.me/vpartei oder per Überweisung an Empfänger: V-Partei/Bank: GLS Bank/IBAN: DE20430609678234765600 tun. Als Verwendungszweck muss „Zirkus ohne Tiere“ angegeben werden. Auch Lebensmittelspenden sind willkommen. Die Handynummer von Charly Blum vom Zirkus Barany ist 0178/4530928.

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