Staatsanwältin Birgit Milzarek ist mit ihrem Plädoyer zu Ende und will sich gerade wieder hinsetzen, da wird es laut im Gerichtssaal des Dillinger Amtsgerichts. Der Sohn der Angeklagten springt wutentbrannt auf, stürmt aus dem Raum und schlägt die Türe hinter sich mit einem lauten Knall zu. Die Angeklagte hält sich die Hände vors Gesicht und bricht in Tränen aus. „Ich hab das nicht gemacht“, wimmert sie. Staatsanwältin Milzarek hatte soeben eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren und zehn Monaten gefordert – ab zwei Jahren kann eine Freiheitsstrafe nicht mehr zur Bewährung ausgesetzt werden. Es ist der Moment des Prozesses, an dem den Beteiligten klar wird, was auf dem Spiel steht. Es geht nicht nur um ein paar Gramm Gras, mit denen die Angeklagte gehandelt hat. Es geht darum, dass sie die Drogen an Minderjährige verkauft hat, mitunter an ein erst 14-jähriges Mädchen.
Prozess