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Osterbuch: Osterbucher Fußballer und Schlagzeuger mit Herz

Osterbuch

Osterbucher Fußballer und Schlagzeuger mit Herz

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    Jahrzehntelang war Fußballer Michael Graber beim FC Osterbuch in vielen Funktionen tätig. Außerdem spielte er beim örtlichen Musikverein Schlagzeug.
    Jahrzehntelang war Fußballer Michael Graber beim FC Osterbuch in vielen Funktionen tätig. Außerdem spielte er beim örtlichen Musikverein Schlagzeug. Foto: Herdin

    Seit er Probleme mit seinem linken Knie hat, leidet Michael Graber unter Bewegungsmangel, wie er freimütig eingesteht. Die knapp 500 Meter von seinem Eigenheim in der Straße „Am Schmitterberg“ zum Sportplatz in Osterbuch kann der 77-Jährige neuerdings nicht mehr zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen. „Dazu brauche ich das Auto“, lamentiert der ehemalige Busfahrer bei den Stadtwerken in Augsburg und jetzige Ruheständler. Zum Sportgelände des FC Osterbuch, das Michael Graber als eines der schönsten in der Region bezeichnet, hat es ihn in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder getrieben. Und das soll so bleiben. Der vierfache Vater und Opa von fünf Enkeln ist Fan der FCO-Kicker und gleichzeitig Anhänger der Nachwuchsmannschaften, in denen drei seiner Enkel spielen.

    In der Osterbucher Blaskapelle

    Nicht nur der Fußball spielte bei Michael Graber in seinem bisherigen Leben eine wichtige Rolle. „Ich war mit Leib und Seele auch gerne Musiker“, blickt er auf viele Jahre Vereinsleben in der Osterbucher Blaskapelle zurück, für die er am Schlagzeug stets für den richtigen Takt sorgte. Dass sich Fußball und Musik nicht in die Quere kamen, dafür sorgten die Verantwortlichen beider Vereine. Während er als aktiver Spieler für den FCO am Dienstag und Donnerstag auf dem Trainingsplatz stand, war Musikprobe immer am Freitag angesagt. Und wenn es im Frühjahr oder Sommer an Sonntagen doch mal zu Terminüberschneidungen kam, hatte Michael Graber meist eine Lösung parat: Er erinnert sich da an einen Festumzug mit der Musikkapelle in Genderkingen. Dieser begann um 13 Uhr und endete knapp eine Stunde später. Nachdem er zum letzten Schlag auf seiner Trommel angesetzt hatte, spurtete er zum Auto und war rechtzeitig vor Spielbeginn um 15 Uhr zurück in Osterbuch und konnte somit das geliebte FCO-Trikot überstreifen.

    Das Fußballspielen erlernte Graber nicht im jetzigen Ortsteil der Gemeinde Laugna, sondern beim DJK Sportbund in Augsburg. Als er sieben Jahre alt war, starb seine Mutter, plötzlich war Michael Graber Vollwaise. Seinen Vater hatte er nie gesehen. Er starb wenige Monate nach Kriegsende. Bis zu seinem 18. Lebensjahr war Graber in einem Waisenhaus in Augsburg untergebracht, die Wochenenden verbrachte er bei seiner 13 Jahre älteren Schwester in Osterbuch. „Sie war wie eine Ersatzmutter für mich“, erinnert sich an diese nicht ganz einfachen Zeiten.

    Auch für Wertingen am Ball

    Knapp 18 Jahre alt, kehrte Michael Graber als gelernter Mechaniker ganz nach Osterbuch zurück und war mit die treibende Kraft, als 1967 im Gasthaus Wiedemann der örtliche Sportverein gegründet wurde. Bereits ein Jahr später stieg der FC Osterbuch in den Spielbetrieb ein. Die Heimspiele wurden damals noch auf einer provisorisch hergerichteten Wiese zwischen Osterbuch und Affaltern ausgetragen. Graber, der nach seiner Rückkehr aus Augsburg und bis zur Gründung einer Fußballmannschaft beim FCO für den TSV Wertingen die Kickstiefel schnürte, gehörte zu den Leistungsträgern bei den Grün-Weißen. An drei spezielle Spiele erinnert er sich ganz besonders: „Wir haben im Landkreispokal den TSV Meitingen mit 3:2 geschlagen, gegen den SC Altenmünster sind mir bei einem 10:2-Testspielsieg sechs Tore gelungen, und beim 14:2 gegen Nordheim erzielte ich fünf meiner sechs Treffer per Kopf“. Unvergessen sind für Michael Graber im AH-Alter freilich auch einige gemeinsamen Spiele in der Betriebsmannschaft der Augsburger Stadtwerke gemeinsam mit Helmut Haller. Vor allem bei Gastspielen in Italien war der Vizeweltmeister von 1966 gerne dabei.

    Beim FC Osterbuch übernahm Graber nicht nur als Spieler auf dem Platz Verantwortung, er war bei allen Baumaßnahmen, welche der Verein in den vergangenen Jahrzehnten durchführte, eine treibende Kraft. Ob beim Sportplatzbau, bei der Errichtung des Vereinsheimes oder beim Bau der Halle – auf Michael Graber war stets Verlass. Dass er etliche Jahre auch als Beisitzer in der Vorstandschaft tätig war und als Fußball-Jugendleiter fungierte, erwähnt der 77-Jährige nur am Rande.

    Viel mehr spricht Graber über die Zeit, als er gemeinsam mit Ehefrau Frieda insgesamt 15 Jahre als Sportheimwirt tätig war. Nach den Trainingsabenden und nach den Spielen am Sonntag seien Spieler und Fans nicht nur wegen der guten Brotzeiten einige Stunden sitzen geblieben. „Die Kameradschaft und der Zusammenhalt waren einfach klasse“, lacht Graber. Dies habe sich total geändert, fährt der Senior fort: Kaum sei in der heutigen Zeit ein Spiel aus, trennen sich die Wege von Zuschauern und Spielern. Bei den Aktiven seien es oft die Freundinnen, welche nach dem Abpfiff schon warten, um aus der Fußballwelt auszuscheren. Für Graber kommt so etwas nicht in Frage. Im bevorstehenden Herbst freut er sich nicht nur auf die Spiele seines FCO, sondern auch auf zahlreiche Übertragungen im TV. Probleme mit dem Knie gebe es da eher nicht. Da sitze er im Fernsehsessel und müsse nicht radeln oder laufen“, scherzt der Osterbucher.

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