Glücklich über den Erfolg, aber auch platt nach den Anstrengungen – so lässt sich der Gemütszustand der Oberliezheimer Theaterspieler beschreiben. 150 von 190 Bewohnern des Kesseltal-Dorfs standen bei den Aufführungen des Stücks „Europadorf Oberliezheim“ auf der Bühne im eigens aufgebauten Theaterzelt. Rund 2000 Besucher und Besucherinnen haben die sieben Theateraufführungen gesehen. Nur die erste Vorstellung sei nicht ausverkauft gewesen, teilt Leonhard Veh mit. „Wir sind glücklich, aber auch erschöpft“, sagt der Autor und Regisseur des Stücks. Der „überwältigende Erfolg“ mache alle Mühen wett.
Die Laienschauspieler erhielten Standing Ovations. Insbesondere nach der spektakulären Schlussszene. Da wurde nämlich das Theaterzelt geöffnet, und die Figur des heiligen Leonhard – der Autor erstarrte hier sage und schreibe acht Minuten lang zu einer Säule – stieg in einem Ballon zum Himmel. Dazu hatte eine Höchstädter Firma eigens einen Kran aufgestellt.
150 von 190 Oberliezheimerinnen und Oberliezheimern spielen beim Theater mit
Es war insgesamt ein Riesenaufwand, den die Oberliezheimer und Oberliezheimerinnen betrieben. Um die Geschichte – Oberliezheim will Bayerns erstes Europadorf werden – authentisch erscheinen zu lassen, reisten die Kesseltaler mit einem Antrag zur Europäischen Kommission und zum Bayerischen Landtag nach München und filmten die Aktion. Und dort spielten alle mit. Die EU-Kommission mit Renke Deckarm und Jürgen Gmelch beschied den Antrag in ihrem Prüfbericht für das Europadorf positiv. Die Landtagsabgeordneten Fabian Mehring, Manuel Knoll, Wolfgang Fackler und Staatskanzlei-Leiter Florian Herrmann unterstützten den Antrag, obwohl der gar nicht in die Kompetenz eines Landtags fällt. Und sie kamen fast alle zu den Aufführungen nach Oberliezheim, sodass viele Theaterbesucher am Ende gar nicht mehr wussten, ob die Sache mit dem Europadorf Wirklichkeit oder Erfindung ist.
Die Gäste feierten jedenfalls die Theaterspieler. „Wir hatten viele euphorische Rückmeldungen und Einträge ins Goldene Buch, das Feedback war zu 100 Prozent positiv“, freut sich der Autor. Für ihn sei das eine Bestätigung, dass es sich am Ende lohne, mit Begeisterung gemeinsam Projekte anzugehen. Beim großen Finale sangen alle gemeinsam die Europahymne „Freude, schöner Götterfunken“. Die Begeisterung für Europa war einer der Nebeneffekte des Stücks.
„Wir legen die Sache selbstverständlich dem Bissinger Gemeinderat vor“
Das Zelt ist inzwischen wieder abgebaut. Aber ist Oberliezheim jetzt wirklich Europadorf? „Der Titel Europadorf ist nicht geschützt, jede Kommune kann sich so nennen“, sagt Leonhard Veh. Das Oberliezheimer Ortsschild soll jetzt aber mit dem Zusatz „Erstes Europadorf Bayerns“ versehen werden. „Wir legen die Sache selbstverständlich dem Bissinger Gemeinderat vor“, sagt Leonhard Veh. Bürgermeister Stephan Herreiner habe im Vorfeld bereits eine wohlwollende Prüfung signalisiert.
Große Klasse, was die Oberliezheimer Gutes auf die Bühne gebracht haben! Kleiner Hinweis: Im Augsburger Stadtteil Hochzoll gibt es seit den 1950er Jahren ein Europadorf. Es hat vielen nach der Nazizeit gestrandeten Menschen Schutz und Heimat geboten. https://de.wikipedia.org/wiki/Europadorf Dominikanerpater haben dies bewerkstelligt. Augsburger Menschenfreunde haben dies in den 1990er Jahren übernommen und fortgeführt. https://tuerantuer.de/verein/projekte/europadorf/ https://tuerantuer.de/verein/geschichte/ Rührend sind die Geschichten, wie die dort Untergekommenen und ihre Kinder ihren Lebensweg gefunden haben.
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