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Oberliezheim: Was passiert mit der alten Gastwirtschaft in Oberliezheim?

Oberliezheim

Was passiert mit der alten Gastwirtschaft in Oberliezheim?

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    Dieses alte Gebäude, eine ehemalige Gastwirtschaft, steht mitten in Oberliezheim. Weil ein Tunnel, der unterirdisch über die Kreisstraße ragt, nicht mehr stabil genug ist, muss die Straße aktuell halbseitig gesperrt werden. Das Landesamt für Denkmalpflege prüft, wie es weitergeht.
    Dieses alte Gebäude, eine ehemalige Gastwirtschaft, steht mitten in Oberliezheim. Weil ein Tunnel, der unterirdisch über die Kreisstraße ragt, nicht mehr stabil genug ist, muss die Straße aktuell halbseitig gesperrt werden. Das Landesamt für Denkmalpflege prüft, wie es weitergeht. Foto: Horst von Weitershausen

    Der Putz fehlt an vielen Stellen. Sogar ein paar Ziegelsteine sind schon rausgebrochen. Die Risse in der Hausmauer sind tief und lang. Trotz der hohen Bäume, die um das Gebäude gepflanzt sind, ist es nicht zu übersehen, dass dieses Haus schon sehr alt ist. Erst recht, weil es an prominenter Stelle mitten im Ort steht. Und seit Kurzem machen rot-weiße Absperrungen noch mehr auf das alte Bauwerk in Oberliezheim aufmerksam – aus Sicherheitsgründen.

    Wie berichtet, ist im Zuge der geplanten Kanalarbeiten in dem kleinen Bissinger Ortsteil auch der unterirdische Tunnel, der vom Haus weg unterhalb der Kreisstraße verläuft, wieder entdeckt und untersucht worden. Mit dem Ergebnis: Die Straße muss mit sofortiger Wirkung halbseitig gesperrt werden. Der Tunnel ist instabil. Und jetzt?

    Landesamt für Denkmalpflege entscheidet über die alte Gastwirtschaft

    Auf Nachfrage beim Landratsamt teilt die Behörde mit, dass die Sperrung solange bestehen bleibt, bis eine Entscheidung über die weitere Vorgehensweise getroffen wurde. Von der Tiefbauverwaltung sei bereits ein Antrag auf Verfüllung des Tunnels gestellt worden. Nun liegt die Entscheidung beim Landesamt für Denkmalpflege, heißt es weiter. Denn: Das alte Gebäude samt Tunnel steht unter Denkmalschutz. Erste Angaben zum Haus gibt es nach dem Dreißigjährigen Krieg im Jahr 1660. Das haben Recherchen von Gemeindearchivar Helmut Herreiner ergeben, die vor allem auf der Dorfchronik von Pfarrer Joseph Bartl und dem Ortschronisten Alois Zengerle beruhen.

    So steht dort geschrieben, dass das alte Gebäude den Hausnamen „Beim Rieggwirt“ trug und der erste bekannte Besitzer Georg Hagspacher war (1660 bis 1684) – ein Wirt und Bäcker. „Pfalzwirtschaft“ und „Hirschwirtschaft“ waren den Unterlagen nach weitere Namen. Im 20. Jahrhundert übernahm der Enkel von Joseph Riegg, Joseph Böck, die Gastwirtschaft. Als dieser 1970 starb, führte dessen Sohn Robert Böck die Wirtschaft noch eine kurze Zeit bis 1972 weiter, gab sie aber dann auf. Damit endete die mehr als 300-jährige Geschichte des Schankrechts und der Gastwirtschaft in Oberliezheim.

    Eigentümer ist ein Mann aus Bad Tölz

    Vor circa zehn Jahren hat ein Rechtsanwalt aus Bad Tölz, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, das Haus mit dem dazu gehörigen Stadel gekauft – insgesamt 1400 Quadratmeter Grund. Ursprünglich habe er geplant, das denkmalgeschützte Gebäude zu renovieren, und dort irgendwann einzuziehen. Die Lebenspläne hätten sich aber geändert. Das Gebäude sei gesichert worden, mehr sei nicht geschehen. Im Dezember 2018 habe er dann einen Antrag auf Abriss gestellt. Den Aussagen des Eigentümers nach müsse er nun ein statisches Gutachten liefern sowie alles digital vermessen lassen. Das koste Zeit und Geld und sei mit Ausbruch der Corona-Krise nicht leichter geworden.

    Von dem Tunnel unterhalb der Straße habe er – „wie von allem im Dorf“ – immer gewusst. „Das Haus selbst ist zum Teil auch unterkellert“, sagt der Eigentümer. Wenn es nach ihm ginge, dann würde die alte Gastwirtschaft abgerissen und der Tunnel im Zuge der Kanal- und Straßenarbeiten aufgefüllt werden. Die freie Fläche, den Grund, könnte er dann wieder verkaufen.

    Das wünscht sich Oberliezheim

    Und mit diesen Plänen stößt der Eigentümer bei den Oberliezheimer Bürgern auf offene Ohren. „Immer schon“, wie Peter Sporer sagt. Er vertritt das Dorf im Bissinger Gemeinderat und kennt die Geschichte rund um die alte Gastwirtschaft nur zu gut. „Wir haben das Thema schon vor ein paar Jahren angeschoben. Sogar die Obere Denkmalschutzbehörde aus München hat sich das Gebäude vor Ort angeschaut“, schildert Sporer. Bislang sei nichts weiter passiert. Dabei habe die Dorfgemeinschaft viele Ideen und Wünsche, was mit dem dortigen Grund alles passieren könnte. So träume man in Oberliezheim beispielsweise von einem schönen Dorfplatz. „Fakt ist, dass der Zahn der Zeit nagt. Wie man das Haus retten kann, kann ich mir nicht vorstellen“, sagt Sporer.

    Den Antrag auf Abbruch des jetzigen Eigentümers bestätigt das Landratsamt. In einer schriftlichen Antwort der Behörde heißt es weiter: „Die daraufhin durchgeführte Beteiligung des Landesamtes für Denkmalpflege ergab, dass für die Beurteilung dieses Antrags aus denkmalfachlicher Sicht noch verschiedene Unterlagen, wie beispielsweise ein aktueller Plan, statische Berechnungen und ein aktuelles Aufmaß vom Antragsteller zu erbringen sind. Diese Unterlagen wurden bislang noch nicht vorgelegt.“

    Kann das Gebäude in Oberliezheim abgerissen werden?

    Belastbare Unterlagen fehlen auch bezüglich des Tunnels. Im Grundbuchauszug finden sich keinerlei Vermerke, sodass nach allgemeinen zivilrechtlichen Grundsätzen der Landkreis auch Eigentümer des Tunnels ist – weil der Kreis Eigentümer des Straßengrundstücks ist. Das Eigentum am denkmalgeschützten Gebäude sei von dieser Regelung nicht berührt. Demnach muss der Kreis auch die Kosten für Sanierung oder Verfüllung des Tunnels übernehmen – so der aktuelle Stand.

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