Die Immobilien-Annonce verspricht viel. Von „Schlossträumen“ ist da die Rede, von einem Renaissance-Schloss, das keine Wünsche offen lasse. Dazu Fotos, die potenziellen Käufern tatsächlich das Bild eines herrschaftlichen Anwesens vermitteln. So wird das Schloss Oberbechingen derzeit vermarktet. Die auffällige Immobilie im Ortsteil von Bachhagel steht zum Verkauf. Wer in den vergangenen Monaten daran vorbei kam, weiß, dass die Annonce die Realität etwas beschönigt.
Schloss Oberbechingen: Nebengebäude ist eingestürzt
Vor allem in Bezug auf das Nebengebäude. Dort ist vor einiger Zeit das Dach eingestürzt. Der Schaden ist bislang nicht behoben. Das fehlende Dachteil und das löchrige Mauerwerk, das darunter zum Vorschein kommt, ist weithin sichtbar.
Mehrfach hat die Donau-Zeitung seit dem Einsturz des Nebengebäudes versucht, Kontakt zu den Schlossbesitzern aufzubauen. Ohne Erfolg. Immer wieder wurde unsere Redaktion abgewiesen, sogar mit rechtlichen Schritten wurde gedroht. Auch eine neuerliche Interview-Anfrage zum Verkauf lehnten die Besitzer ab.
Um die Zukunft des besonderen Anwesens machen sich viele vor Ort in Oberbechingen und darüber hinaus Gedanken. Es ist zu hören, dass der Stadel beim Ausräumen eingestürzt ist. Offenbar wurde eine Stütze entfernt, sodass Teile des Daches nicht mehr gehalten wurden.
Der Bau ist stark sanierungsbedürftig
Nun steht das Anwesen zum Verkauf. 290.000 Euro ist die Verhandlungsbasis. Dafür bekommt der Käufer eine riesige Grundstücksfläche von gut 23.000 Quadratmetern, eine Wohnfläche im Schloss von gut 770 Quadratmetern sowie eine Nutzfläche im Nebengebäude von mehr als 830 Quadratmetern. Der Schloss-Bau aus dem Jahr 1584 wird als „stark sanierungsbedürftig“ bezeichnet. Er besteht aus drei Etagen, zwei Gewölbekellern sowie einem Dachboden und bietet teilweise historische Holz-, Dielen- und Steinböden. „Die historische Ausstattung des Schlosses lässt Sie an der Pracht früherer Zeiten teilhaben“, heißt es in der Verkaufsanzeige. Die Rede ist von einem herrschaftlichen Treppenhaus, mächtigen Gewölben, zweifeldrigen Barocktüren mit Bockshornbändern und Kastenschlössern sowie durchgehend erhaltenen, teils kassettierten Stuckdecken.
Die Spuren des Anwesens reichen laut Annonce bis ins 12. Jahrhundert zurück, als Oberbechingen bereits über einen Herrensitz verfügt haben dürfte. Nach mehreren Besitzwechseln ging das Hofmarkschloss an Hans Kaspar Roth von Schreckenstein. Dieser ließ im Jahr 1584 anstelle des alten Herrenhauses das heutige Schloss errichten. Auf ihn folgten das Adelsgeschlecht derer von Thann, die Herren von Tänzl von Trazberg und ab 1847 die Grafen von Pappenheim. Seit 1925 ist der Adelssitz in Privatbesitz. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss als Genesungsheim für verwundete Soldaten, nach 1945 als Zufluchtsort für Heimatvertriebene genutzt. 1972 ging es wieder in Privatbesitz über.
Die Gemeinde Bachhagel kann sich das Schloss nicht leisten
Die Zukunft des Anwesens ist unklar. Sogar ein Abriss soll als eine Möglichkeit in Betracht gekommen sein, jedoch nicht ernsthaft zur Debatte gestanden haben, heißt es. Lediglich ein Teilabriss des Stadels sei möglicherweise denkbar. Stattdessen gebe es nun einige Interessenten. Dem Vernehmen nach soll auch Regens Wagner einen Blick auf die Immobilie geworfen haben.
Auch die Gemeinde Bachhagel hatte sich überlebt, das historische Schloss zu erwerben. Relativ schnell habe man sich jedoch von dieser „charmanten“ Vorstellung verabschiedet, sagt Bürgermeister Ingo Hellstern. Nach einem Gespräch mit dem Kämmerer habe sich die Idee sofort zerschlagen. „Für so etwas haben wir keine Luft“, betont Hellstern. Die Gemeinde habe ohnehin einige Projekte vor der Brust, dazu kommen gesunkene Steuereinnahmen durch die Corona-Krise. „Da haben wir keine Möglichkeit, uns finanziell auszutoben.“
Umso größer sei der Wunsch, dass sich jemand des denkmalgeschützten Schlosses annimmt. Alleine schon deshalb, weil der Weg, der am eingestürzten Gebäude vorbeiführt, aus Sicherheitsgründen gesperrt werden musste. Diese Sperrung könne man erst aufheben, wenn keine Gefahr mehr durch das marode Bauwerk ausgeht, so Bürgermeister Hellstern.
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