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Natur: Das Projekt Weißtanne 2.0

Natur

Das Projekt Weißtanne 2.0

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    Fleißige Helfer, auf genügend Abstand achtend, pflanzen junge Bäume im Pfarrwald St. Vitus in Glött.
    Fleißige Helfer, auf genügend Abstand achtend, pflanzen junge Bäume im Pfarrwald St. Vitus in Glött. Foto: Stuhlenmiller

    Wie schlecht geht es unserem Wald? In manchen Gegenden in Deutschland sind die Fichten durch Trockenheit und Borkenkäferbefall stark geschädigt oder gar abgestorben, erzählt Marc Koch. Der Leiter des Bereichs Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Wertingen sagt aber auch: „Solche Waldzustände sind nicht generell in

    „Wir wissen, dass für die Fichten alternative Nadelgehölze angepflanzt werden müssen“, sagt der Forstbereichsleiter. Johann Stuhlenmiller, Geschäftsführer der Dillinger Forstbetriebsgemeinschaft, ergänzt, dass die Holzwirtschaft ohne helles Nadelholz, wie es bisher zu fast 100 Prozent von den heimischen Fichten geliefert wurde, auch in Zukunft nicht auskommen wird. Als vermeintlich bester Ersatz für die Fichte gilt laut den beiden Forstleuten „möglicherweise die Weißtanne“. Der Nadelbaum hat eine besondere Eigenschaft. Er wächst auch so schnell wie die Fichte – wurzelt aber wesentlich tiefer: Je nach Beschaffenheit des Standortes eineinhalb bis zu drei Meter in wärmeren Gegenden. Damit ist diese Tanne robuster gegen Trockenstress oder Windwurf als die flach wachsende Fichte. „Wir wissen aber erst in rund 25 Jahren mehr, wenn die Tannen so weit gewachsen sind, dass wir beurteilen können, wie sie mit dem Boden und ihrer Umgebung im Klimawandel zurechtkommen“, sagt Marc Koch.

    In diesem Zusammenhang steht auch das Projekt „Weißtanne 2.0“ der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft Deutschland (ANW). Meinhard Süß, Zweiter Vorsitzender der ANW in Bayern, erklärt es: Insgesamt 60 Versuchsflächen in Deutschland wurden auf einer Fläche von rund 0,25 Hektar mit je 250 Sämlingen aus der heimatlichen Region und parallel dazu 250 Setzlingen der Karpatentanne aus Rumänien bestückt. Eine dieser stabil eingezäunten Flächen wurde im Forst der Fürst-Wallerstein-Forstbetriebe in Diemantstein ausgewiesen. Dort wurden in einem lichten Fichtenwald neben den Tannensämlingen auch Tannensamen beider Sorten in den Boden eingesät, um zu verfolgen, wie das Saatgut keimt und wie sich die kleinen Schösslinge in den nächsten Jahren entwickeln.

    Die Samen wurden aus den Tannenzapfen in den Kronen der Nadelbäume geerntet, erklärt Christian Wippermann, Geschäftsführer der Fürst-Wallerstein-Forstbetriebe. Denn im Gegensatz zur Fichte fallen die Zapfen der Tanne erst aus deren Kronen, sobald sich die Samen aus den Zapfen gelöst haben.

    Das Projekt mit den Samen wurde von Meinhard Süß für den Diemantsteiner Forstabschnitt gewählt, weil der Boden dort ausschließlich mit Moos bedeckt ist. Damit ist es im Sommer nicht zu heiß oder zu trocken. Darüber hinaus schützen auch noch die hohen Fichten vor zu starker Sonneneinstrahlung. Gefördert wird das deutschlandweite Projekt Weißtanne 2.0 von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe mit Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.

    Das Projekt ist für insgesamt 25 Jahre angelegt. So will man einerseits Erfahrungen mit der Weißtanne sammeln und anderseits die unterschiedliche Entwicklung der heimischen und der rumänischen Samen beobachten, erklärt Wippermann.

    Neben dem Projekt in Diemantstein werden auch in anderen Wäldern in der Region neue Bäume gepflanzt. Denn an zahlreichen Stellen sind durch das Eschentriebsterben, Stürme und Borkenkäferbefall Freistellen entstanden, die die Waldbesitzer jetzt mit neuen Bäumen bepflanzen. Im Pfarrwald Glött etwa mussten laut Stuhlenmiller aufgrund des Eschentriebsterbens einige große Bäume gefällt werden. Das Holz habe die FBG an Möbelhersteller und an Brennholznutzer verkauft. Unter Stuhlenmillers Leitung haben freiwillige Helfer aus der Kirchengemeinde St. Vitus

    Gesetzt habe man den Bodenverhältnissen entsprechend Wildkirschen, Rotbuchen, Flatterulmen und Schwarzerlen. Die Pflanzen hatte die FBG beschafft. Die zahlreichen Helfer seien von Christian Link, Mitglied der Kirchenverwaltung und Kirchenwaldbeauftragter St. Vitus Glött, organisiert worden. „Bewaffnet mit Spaten ging es schon frühmorgens ans Werk“, erzählte der Förster und Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft Dillingen (FBG) von der Aktion, die kürzlich stattgefunden hat. Die derzeit geltenden Hygienebestimmungen habe man an der frischen Luft problemlos einhalten können. Am Nachmittag seien alle 300 Bäume gepflanzt und gegen Schäden durch Wildverbiss und Verunkrautung geschützt gewesen. Leider sei es derzeit pandemiebedingt nicht möglich, Pflanzaktionen mit der Bevölkerung und Schulklassen durchzuführen.

    Wie bereits erwähnt, pflanzten auch zahlreiche andere Waldbesitzer derzeit in ihren Wäldern fleißig neue Bäume. „Wir hoffen, dass diese Bäume den Stürmen und sich ändernden Klimabedingungen in den nächsten 100 Jahren standhalten können“, sagen Johann Stuhlenmiller und Forstamtsleiter Marc Koch. „Wichtig ist dabei, dass eine Mischung aus mehreren Baumarten in den Wald gesetzt wird.“

    Unterstützung und Informationen finden die Waldbesitzer bei der Forstbetriebsgemeinschaft Dillingen und beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Wertingen, und bei deren Förstern. Für die Pflanzung von Laubholz und Weißtanne bestehe zudem die Möglichkeit, eine staatliche Förderung in Anspruch zu nehmen.

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