Eigentlich hatten Lena Zimmerer und ihre Eltern Glück. Die Familie betreibt einen Pferdehof mitten im Donauried. Ihr Reutenhof liegt in Alleinlage am Rande von Wertingen - am Hang. So blieben die Hofbesitzer vom schlimmen Hochwasser von vor drei Wochen verschont. Aber nicht von den Folgen. "Alle Felder um uns herum stehen noch unter Wasser, da sind richtige Tümpel entstanden. Bedingungen, die die Mücken lieben", erzählt Lena Zimmerer und ergänzt: "Es gab immer wieder Jahre mit vielen Fliegen. Aber so schlimm wie jetzt, war es noch nie. Die Pferde sind total geplagt. Wir Menschen auch."
Gemütlich auf der Terrasse sitzen und grillen, sei bei Zimmerers aktuell nicht möglich, die kleinen Biester würden nur so zustechen. Für die Pferde kaum auszuhalten. "Ohne Fliegendecken und viel Spray geht gar nichts mehr. Auch Babyöl auf dem Fell kann helfen, das mögen die Mücken nicht", erklärt die Expertin, die auf dem Reutenhof selbst eine Ponyschule betreibt. Sie schildert, dass der Unterricht für die Kinder und die Ponys gleichermaßen derzeit aufgrund der vielen Mücken ebenfalls nicht vergnügungssteuerpflichtig ist. "Ich wünsche mir das ja sonst nie: Aber ich hoffe jetzt auf eine Hitzeperiode, damit es besser wird", sagt Lena Zimmerer lachend am Telefon.
Wald-, Wiesen- und Hausmücken sind im Kreis Dillingen unterwegs
Dass die Mücken schon jetzt im Juni so zahlreich und stich-lustig unterwegs sind, ist nicht verwunderlich. Die vielen Regenfälle waren für die Insekten der reinste Segen. Denn die Larven benötigen Feuchtigkeit, damit sie schlüpfen. Dass aber gerade in den letzten Tagen die Mückenanzahl so rapide anstieg, hat einen einfachen Grund: Das sind die Folgen des Hochwassers von vor drei Wochen. Das bestätigt auch Dr. Uta-Maria Kastner, Leiterin des Dillinger Gesundheitsamtes: "Nach den Überschwemmungen und dem verheerenden Hochwasser entwickeln sich derzeit rasant viele Mückenlarven.
Bei warmen sommerlichen Bedingungen benötigt die neue Mückengeneration nur rund zwei Wochen bis zum Schlupf der erwachsenen Tiere, nur die Weibchen stechen. Von einer Plage spricht man bei mehr als 20 Mückenanflügen pro Minute. Damit kann durchaus gerechnet werden. Für alle rund 50 Stechmückenarten gilt, dass die Eier sich nur im Wasser zu Larven entwickeln können. Eine Mücke legt bei ihrer Eiablage 150 bis 300 Eier. Aktuell hat die Überflutungsmücke optimale Bedingungen."
Zusätzlich schwirrt auch noch die Asiatische Tigermücke umher. Vor ihr könne man sich laut Kastner nicht besonders mehr oder weniger schützen. "2024 startete das bayerische Stechmücken-Monitoring. Vorbeobachtungen in 2023 legten nahe, dass die Asiatische Tigermücke sich auch in Bayern ausbreitet. Das Gesundheitsrisiko wird derzeit noch als gering erachtet. Daher gibt es aktuell keinen Grund zur Besorgnis nach einem Stich." Im Gegensatz zur Überflutungsmücke sei die Tigermücke aber grundsätzlich in der Lage, Krankheitserreger durch einen Stich zu übertragen. Das sei in Deutschland aber bisher nicht beobachtet worden.
Ganz generell sagt die Leiterin, dass Mückenstiche meist harmlos sind, wenn auch unangenehm. "Wer gestochen wird, muss vor allem eine Regel beachten: Nicht kratzen!", so die Expertin weiter. Der Stich der kleinen Blutsauger sei lästig, aber in der Regel nicht gefährlich, auch nicht für die empfindliche Haut des Babys und Kleinkindes.
Quarkumschläge können den Juckreiz lindern
Das sagt auch Dr. Matthias Schneider. Er ist auf die Mückenplage vorbereitet. Schon längst hat er den Vorrat in seinen Filialen aufgestockt. Der Sprecher aller Apotheken im Landkreis Dillingen sagt: "Das war so sicher wie das Amen der Kirche, dass wir eine Mückenplage bekommen. Das wird noch spannend. Wir haben auf jeden Fall bereits eine gestiegene Nachfrage nach Abwehrmitteln und Mitteln, wenn die Mücke schon zugestochen hat." Das gelte auch für seine Kollegen und Kolleginnen in der gesamten Region, vor allem in den Überschwemmungsgebieten. Aber was hilft denn tatsächlich? Schneider, der Inhaber mehrere Filialen in Dillingen und Giengen ist, sagt, dass im ersten Schritt - nach einem Stich - Kühlen hilft. Spezielle Salben können dabei unterstützen, besser noch Gels. Die kühlen und lindern gleichzeitig den Juckreiz. Wenn das nicht helfe, dann könne er auch schwache, kortisonhaltige Salben, die es ohne Rezept gibt, empfehlen.
Damit es erst gar nicht so weit kommt, hat Schneider einen weiteren Tipp: "Auch wenn der Name doof ist, aber die Antibrumm-Produkte wirken nachweislich am besten." Er kenne auch spezielle Duftstecker, die hauptsächlich Eltern für Kinderzimmer verwenden. Die gebe es in chemischen und pflanzlichen Varianten, "das muss man für sich selbst entscheiden, ob man das möchte oder nicht". Spezielle Hausmittel, die vor und nach einem Stich helfen sollen, gebe es sicherlich auch. Sei es ein wenig frischen Zitronensaft auf einen Stich träufeln oder bei großflächigen Stellen einen Quarkumschlag anlegen. "Es lindert, es gibt aber keine nachweisliche Wirkung", so Schneider.