Startseite
Icon Pfeil nach unten
Dillingen
Icon Pfeil nach unten

Musikalische Verzauberung beim Dillinger Orgelsommer

Dillingen

Musikalische Verzauberung beim Dillinger Orgelsommer

    • |
    • |
    Der Kemptener Basilikaorganist Benedikt Bonelli begeisterte bereits zum zweiten Mal das Dillinger Publikum.
    Der Kemptener Basilikaorganist Benedikt Bonelli begeisterte bereits zum zweiten Mal das Dillinger Publikum. Foto: René Brugger

    Mitreißende, ja zauberhafte Musik aus drei Epochen präsentierte der Kemptener Organist Benedikt Bonelli anlässlich seines zweiten Gastspiels im Rahmen des Dillinger Orgelsommers in der Basilika St. Peter. Die Auswahl der Stücke bot dabei Bewährtes wie Überraschendes. Um es gleich vorab zu sagen: Bonelli überzeugte mit seiner Darbietung auf ganzer Linie.

    Das Konzert eröffnete er klassisch mit dem Präludium und der Fuge in D-Dur (BWV 532) von Johann Sebastian Bach. Bonelli arbeitete hier mit variationsreichen Registrierungen, welche die Feinheiten der Kompositionstechnik Bachs während der Zeit in Weimar verdeutlichten - also jener Schaffensperiode, in der seine bedeutendsten Orgelwerke entstanden. Mit markanten Zungenstimmen im Pedal und silbernen Mixturen im Manual gelang Bonelli eine Interpretation, welche die Bachsche Polyphonie in Rhythmus und Klarheit authentisch zum Ausdruck brachte. Nachdenklich erklang die Passacaglia in d (BuxWV 161) des Lübecker Organisten Dieterich Buxtehude (1637-1707). Bonelli wählte für den Einstieg des Tanz-Motivs grundtönige Prinzipalklänge. Besonders schön waren am Ende die Flötenstimmen, die das Stück in zarten Tönen verklingen ließen.

    An Vogelgezwitscher erinnerte das Werk „Miroir“ (Spiegel) des niederländischen Komponisten Ad Wammes (*1953) von 1989. Wammes ist nicht nur in klassischer, sondern auch elektronischer Musik beheimatet und bekannt für seine für Fernseh- und Bühnenmusik. Über „Miroir“ schreibt er: „Die rechte Hand spielt in jedem der 140 Takte des Stücks das gleiche Muster, während die linke Hand und das Pedal zusätzliche Details und kleine Melodiefetzen hinzufügen. Die schimmernden Texturen erzeugen einen hypnotischen Effekt, wie tanzende Strahlen oder Licht, das im Glas reflektiert wird.“ Dass dieser Effekt auch deutlich wurde, bedurfte es absoluter technischer und rhythmischer Akkuratesse, die Benedikt Bonelli in der Darbietung dieses faszinierenden Stückes meisterhaft bewies.

    Ein unterschätzter Meister der deutschen Orgelromantik ist zu hören

    Offenbarung und Höhepunkt des Konzerts war die Sonate Nr. 3 in B-Dur op. 19 von Max Gulbins (1862-1932), einem heute kaum bekannten Komponisten aus Ostpreußen, der vor allem in Schlesien wirkte. Andreas Rockstroh ist zuzustimmen, der schreibt: „Max Gulbins zählt immer noch zu den weit unterschätzten Meistern der deutschen Orgelromantik.“ Gulbins komponierte seine 3. Sonate im Jahr 1901 während seiner Zeit als Organist der evangelischen Kirche zu den Heiligen Drei Königen in Elbing an der Ostsee (heute Elbląg, Masuren). Dass die Sandtner-Orgel hervorragend auch für diese Musik geeignet ist, bewies Bonelli eindrücklich. Die vier Sätze Maestoso – Allegro moderato, Andante, Allegro scherzando und Allegro moderato vermittelten einen bleibenden Eindruck der Musik Gulbins‘, die leider viel zu selten aufgeführt wird. Insbesondere das Scherzando im Dreivierteltakt mit seinem rhythmisch schwungvollen und fröhlichen, aber zugleich festlichem Leitmotiv hatte das Zeug zum Ohrwurm. Es erinnerte im besten Sinne an Programmmusik aus der Zeit der Jahrhundertwende.

    Eine inspirierende und beglückende Konzertstunde in Dillingen

    Dass der Komponist sein Werk religiös verstand, beweist der Leitsatz, den er der Komposition voranstellte: „Dein Zion streut dir Palmen und grüne Zweige hin: und ich will dir mit Psalmen ermuntern deinen Sinn! Mein Herze soll dir grünen in stetem Lob und Preis, und deinem Namen dienen so gut es kann und weiß!“ Während die letzten Akkorde im prächtigen Fortissimo die Schlusspunkte setzten, endete eine in jeder Hinsicht inspirierende und beglückende Konzertstunde mit dem Mittagsläuten. Standing Ovations für einen Maestro, der mit seiner Musik verzaubern kann!

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden