Gleich am Anfang dieser etwa dreistündigen Wanderung ist eine Frage zu klären: Schauen Sie sich die Klosterkirche Maria Medingen vor dem Start an – oder hinterher? Wir haben uns für eine salomonische Lösung entschieden. Am Beginn der rund elf Kilometer langen Tour gibt es einen spirituellen Input in der vor 300 Jahren eingeweihten Klosterkirche, die Dominikus Zimmermann, der Erbauer der weltberühmten Wieskirche, errichtet hat. Und am Ende wird ein Besuch der Margaretenkapelle den Rundweg abrunden. Dort ist das von der Mystikerin Margareta Ebner verehrte Jesuskind zu finden.
Maria Medingen ist nicht irgendein Ort. Das ehemalige Dominikanerinnenkloster, in dem seit 1843 die Dillinger Franziskanerinnen heimisch sind, wurde 1246, also vor 775 Jahren gegründet, und prägt seitdem den Landkreis Dillingen. Wer offenen Sinns im Innenhof steht, kann die Kraft und die Ruhe spüren, die von den Menschen und Mauern dort ausgehen.
Immer wieder gibt es auf der Tour grandiose Aussichten
Dies ist charakteristisch für diese Wanderung, die das Kloster meistens im Blick behält: Die Runde entschleunigt und liefert immer wieder grandiose Aussichten. Vielleicht sollten Sie die Route nicht unbedingt mit quengelnden Pubertierenden wählen. „Da passiert ja nichts“, könnten da die Kommentare lauten. Aber genau diese Stille und Weite machen den Reiz dieser Wanderung aus.
Vom Kloster aus führt der Weg zunächst ein kurzes Stück in Richtung Westen, ehe es in nördlicher Richtung nach Mödingen geht. Im Reit- und Therapiezentrum Mödingen grüßen Esel und Pferde, am Ortsbeginn Mödingens kommen Wanderer an zwei Ferienhäuschen vorbei. Ein Anzeichen, dass der sanfte Tourismus im Dillinger Land Einzug hält. In der Ortsmitte ist die Pfarrkirche St. Otmar einen Besuch wert. Das Eingangsportal zum Friedhof zieht die Blicke auf sich, ehe der Weg in Richtung Stettenhof führt.
Auf stillen Wegen ergeben sich Panorama-Blicke – ins Württembergische nach Demmingen, und immer wieder zur Anhöhe. Dort thront malerisch Bergheim über dem Donautal. Nach der Überquerung des Bogenbachs ist der Stettenhof nicht weit, an Christi Himmelfahrt sollte man sich – wenn Corona dies nicht verhindert – das Vatertagsfest dort nicht entgehen lassen. Zudem gibt es dort ebenfalls eine Kapelle.
Wer die Wanderung um etwa vier Kilometer ausweiten möchte, kann eine Schleife im Stettenhoftal drehen. An der Gabelung, die zu dem Gehöft führt, nehmen wir allerdings die Abzweigung in östlicher Richtung zum Wald. Nach etwa einem Kilometer gelangen Wanderer an eine Kreuzung. Von dort geht es nach rechts, und wer beim Anstieg ein wenig Mühe hatte, kann sich jetzt darüber freuen, dass es fast nur noch bergab geht.
Von der Antoniuskapelle zur Bergheimer Pfarrkirche St. Michael
Nach dem Verlassen des Waldes heben herrliche Ausblicke die Stimmung – auf den Goldberg, Mörslingen, Deisenhofen und Höchstädt. Die nächste Gelegenheit zur inneren Einkehr naht, es ist die Antoniuskapelle, die ebenfalls eine ideale Aussichtsplattform bietet. Rechts ist Maria Medingen zu sehen, im Süden das Schwäbische Rom, wie Dillingen gerne genannt wird. Über den Kapellenweg führt die Route zu einem weiteren Kleinod, der Bergheimer Pfarrkirche St. Michael. Von da an ist gemütliches Auslaufen angesagt. Die Nuitenmühle naht, und auch dort empfangen Esel die Wanderfreunde. Über den Radweg geht es zurück zum Kloster, und dort in die Margaretenkapelle.
Wer den Ort nach dem fürchterlichen Brand im Juli 2015 gesehen hat, kann es kaum glauben, dass dieses zerstörte Rokoko-Juwel wiederhergestellt werden konnte. Das herrliche Deckenfresko des Malers Vitus Felix Rigl war schwarz, Putz und goldener Stuck waren in die Kapelle hinabgefallen. Das Feuer vernichtete den oberen Teil des Hochaltars. Selbst die Restauratoren hatten nicht mehr so recht daran geglaubt, dass sich dies reparieren ließe.
Die Margaretenkapelle erstrahlt nach der Restauration
Doch jetzt sind Oberin Eva Ortner und ihre Mitschwestern wieder glücklich. „Die Margaretenkapelle ist ja noch schöner und leuchtender als vorher“, sagt Ortner. Und auch das Jesuskind der Mystikerin Margareta Ebner (um 1291 bis 1351), das nach dem Großbrand zum zweiten Mal bei den Franziskanerinnen in Dillingen aufbewahrt worden war, ist wieder an seinen ursprünglichen Ort zurückgekehrt. Die Kapelle zieht viele Gläubige an, die mit ihren Anliegen in dieses Kloster pilgern. Schwester Eva nennt den Grund: „Hier ist diese besondere Christus-Beziehung der seligen Margareta spürbar.“
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