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Mödingen: Von Energieberatung bis Lüftungsanlagen: Warum man Schornsteinfeger wird

Mödingen

Von Energieberatung bis Lüftungsanlagen: Warum man Schornsteinfeger wird

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    Jana Trapp (Mitte) mit ihren beiden Azubis Djamila Stevenson und Matthias-Fabian Riederle.
    Jana Trapp (Mitte) mit ihren beiden Azubis Djamila Stevenson und Matthias-Fabian Riederle. Foto: Michael Stelzl

    Alle drei tragen sie die für Kaminkehrerinnen und Kaminkehrer typische schwarze Jacke mit goldenen Knöpfen. Matthias-Fabian Riederle hat seine erst seit Kurzem. Denn nach einem Praktikum ist er seit September Auszubildender bei Jana Trapp, die einen Schornsteinfegerbetrieb in Mödingen führt. Drei Jahre und zwei Prüfungen wird es dauern, bis er Schornsteinfegergeselle sein wird. „Ich wusste zuerst nicht, dass man den Job überhaupt noch ausüben kann“, sagt er. So geht es vielen. Seine Chefin Jana Trapp sagt: „Es ist ein kleiner und unscheinbarer Beruf, der wird schnell übersehen.“ Einer, der stets im Wandel ist.

    Neben Riederle ist Djamila Stevenson die zweite Auszubildende im Betrieb. Man merkt ihr die Freude am Beruf sofort an. „Man kommt viel herum und macht viele interessante und coole Sachen“, sagt die Auszubildende im dritten Lehrjahr. Eigentlich war es der Traumberuf ihres Vaters, doch dieser hat damals den Einstellungstest nicht bestanden. Den Test gibt es immer noch, nur durchfallen kann man nicht mehr. Neben Allgemeinbildung werden darin unter anderem logisches Denken und Mathematikkenntnisse abgefragt. In den meisten Betrieben wird daneben ein Schulabschluss vorausgesetzt. „Zudem sollte man keine zwei linken Hände haben“, sagt Stevenson.

    Neben Jana Trapp arbeiten zwei Azubis und zwei Gesellen im Mödinger Betrieb

    Insgesamt arbeiten fünf Menschen in Trapps Kleinbetrieb. Neben den beiden Azubis hat sie noch einen Gesellen in Vollzeit angestellt, eine weitere Ausgelernte arbeite nur wenige Stunden, da sie Kinder habe. Es müsse untereinander einfach menschlich stimmen, sagt Stevenson: „Deswegen war mir auch das Praktikum im Vorfeld wichtig, um zu sehen, ob es passt.“ Ein guter Umgang ist nicht nur innerhalb des Betriebs, sondern auch im Kontakt zu den Kunden wichtig. „Man kommt zu den Menschen ins Haus, in ihre Privatsphäre, da muss man auch etwas Sozialkompetenz mitbringen“, erklärt die 19-Jährige.

    Riederle hat frisch mit seiner Ausbildung angefangen. Er darf direkt üben, wie man Kamine kehrt.
    Riederle hat frisch mit seiner Ausbildung angefangen. Er darf direkt üben, wie man Kamine kehrt. Foto: Michael Stelzl

    Der Großteil der Arbeit als Schornsteinfegerin seien weiterhin Kehrarbeiten, erklärt Trapp. Etwa 60 bis 70 Prozent, schätzt sie. Ihr Kehrbezirk sei jedoch ein sehr ländlicher, da heizen noch mehr Menschen mit Öfen: „Die Arbeit hier ist ganz anders als in der Stadt.“ Die Möglichkeiten in diesem Berufsfeld sind vielfältig: Neben der Meisterprüfung kann man sich im Anschluss zum Brandschutztechniker, Energieberater, zur Fachkraft für Rauchwarnmelder oder zum Lüftungsanlagentechniker weiterbilden lassen. „Es endet nicht mit der Gesellenprüfung“, erklärt Trapp.

    Im Landkreis Dillingen gibt es zehn bevollmächtigte Kaminkehrer

    Die Aufgaben werden also vielfältiger, auf dem Dach sind Schornsteinfeger dafür seltener als früher. So komme es auch zu weniger Unfällen, denn neue Vorschriften machen den Beruf sicherer. „Die Aussicht vom Dach ist zwar schöner, aber die Sicherheit geht vor“, sagt Trapp.

    Den einzelnen Betrieben im Landkreis Dillingen überstellt ist die Kaminkehrerinnung Schwaben. Diese vergibt für sieben Jahre einzelne Kehrbezirke, in diesen der jeweilige Betrieb verantwortlich ist. Der Landkreis Dillingen ist in zehn Kehrbezirke aufgeteilt, somit gibt es auch zehn bevollmächtigte Kaminkehrer zuzüglich 16 Mitarbeitern und Azubis, teilt die Kaminkehrerinnung Schwaben mit. Deutschlandweit sind etwa 21.000 Menschen in der Branche beschäftigt.

    Trapps Kehrbezirk ist in Mönchsdeggingen im Donau-Ries

    Trapps Bezirk liegt nicht im Landkreis Dillingen, sondern in Mönchsdeggingen im Donau-Ries. Zudem übernimmt sie einen Teil der Aufgaben im aktuell nicht vergebenen Bezirk Wallerstein. Für die sogenannten hoheitlichen Tätigkeiten, wie etwa das Abnehmen von Heizungen, sind die Bewohner der Gemeinde an sie gebunden. In den sieben Jahren, für die ihr der Kehrbezirk zugeteilt wurde, muss sie mindestens zweimal in jeder Wohnung gewesen sein. Für andere Tätigkeiten, wie das eigentliche Kaminkehren oder Energieberatungen, kann der Kaminkehrer frei gewählt werden.

    Djamila Stevenson überprüft mithilfe einer Kamera, ob Verstopfungen im Rohr vorliegen.
    Djamila Stevenson überprüft mithilfe einer Kamera, ob Verstopfungen im Rohr vorliegen. Foto: Michael Stelzl

    Für Riederle geht es kommende Woche zunächst einmal nach München in die Berufsschule. Zehn Wochen pro Jahr wird er im Zuge seiner Ausbildung dort sein, immer blockweise für ein bis zwei Wochen. Während dieser Zeit wird der aus Wittislingen stammende Azubi in einem Wohnheim leben. Etwas nervös ist er schon, wie er sagt: „Ich bin eher der schüchterne Typ.“

    Nach ihrer Ausbildung will Stevenson als Gesellin arbeiten – und durch Europa reisen

    Stevenson will nach der Abschlussprüfung erst einmal für ein Jahr als Gesellin bei Trapp bleiben. Danach plant sie, mit ihrem Bus durch Europa reisen und an verschiedenen Orten als Schornsteinfegerin arbeiten. Auf diese Weise sei sie nicht an das gesparte Geld gebunden. Ihr Plan ist es, immer wieder für einige Wochen zu arbeiten und dann weiterzuziehen. „Ich mache quasi meine eigene Walz“, sagt die 19-Jährige. Für die Zukunft ihrer Azubis ist Trapp positiv gestimmt: „Ich mache mir überhaupt keine Sorgen, dass die beiden mal keine Arbeit mehr haben.“

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