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Lutzingen: Er kämpft mit Leidenschaft für die Natur im Landkreis Dillingen

Lutzingen

Er kämpft mit Leidenschaft für die Natur im Landkreis Dillingen

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    Ein Kämpfer für die Natur: Der Lutzinger Xaver Kerle feierte am  Freitag seinen 75. Geburtstag.
    Ein Kämpfer für die Natur: Der Lutzinger Xaver Kerle feierte am Freitag seinen 75. Geburtstag. Foto: Berthold Veh

    Ein beschaulicher Ruhestand schaut anders aus. Immer wieder klingelt bei Xaver Kerle in Lutzingen in diesen Tagen das Telefon. Dann geht es meist um Wespen- und Hornissennester. Oft ruft das Dillinger Landratsamt an, für das Kerle als Berater unterwegs ist. Viele Bürger kontaktieren den Lutzinger aber direkt. Denn der Naturschützer, der am Freitag seinen 75. Geburtstag feierte, ist durch sein etwa drei Jahrzehnte dauerndes Wirken in der Region bekannt.

    Es kommt schon mal vor, dass ein Wespennest entfernt wird

    „Was sollen wir denn mit dem Hornissennest tun“, so lautet dann oft die Frage, die Kerle gestellt wird. Der Lutzinger schaut sich in diesen Fällen vor Ort die Situation an und sucht nach einer Lösung. Da kann es dann auch einmal vorkommen, dass ein Wespennest ganz entfernt wird. „Wenn jemand gefährdet ist und es keine andere Lösung gibt, dann muss es raus“, sagt Kerle.

    Der heute 75-Jährige wirkt zuletzt fast ein wenig Altersmilde. Als Kerle jüngst mit der Kreisbäuerin Annett Jung eine Debatte um die Zukunft der Landwirtschaft führte und dabei auch viel Verständnis für die Zwänge der Bauern äußerte, habe er Anrufe erhalten, warum er Landwirte wegen des Artenschwunds in der Feldflur nicht mehr attackiert habe. Der Naturschützer sagt, er sei Realist und er kenne die wirtschaftlichen Zwänge, unter denen Bauern stehen.

    Die Abteilung Attacke hat er oft übernommen

    Die „Abteilung Attacke“ hat Kerle oft genug übernommen. Er kritisierte, dass Straßenränder großflächig abgemäht wurden – und erntete Widerspruch, ob es denn keine anderen Probleme gebe. Mit Jägern lieferte sich der 75-Jährige Scharmützel, weil er gegen Treibjagden auf den Feldhasen mobil machte. Viele Feinde machte sich Kerle, als er gegen das Baugebiet am Altenberg in Lutzingen zu Felde zog. Auf einer Bürgerversammlung wurde der Lutzinger einmal mit Bier übergossen, ein Funktionär des Bauernverbands soll ihn ebenfalls einmal attackiert haben. Aber das ist Vergangenheit. Überhaupt sind viele Ziele, für die Kerle gekämpft hat, inzwischen durch das Artenschutz-Volksbegehren „Rettet die Bienen“ Gesetz geworden.

    Xaver Kerle, der unter anderem auch mit der Silberdistel unserer Zeitung und dem „Grünen Engel“ des Bayerischen Umweltministeriums geehrt wurde, hat Bürokaufmann gelernt. Er machte sich einst für die Gärtnerstadt Gedanken, wie man den Landschaftsplan in Gundelfingen umsetzen kann. Für den Bund Naturschutz arbeitete er im Gundelfinger Moos, Dattenhauser Ried und Wittislinger Moor. 15 Jahre lang bewertete er für die Regierung von Schwaben, wie viele Ackerwildkräuter in der Feldflur vorhanden sind. Und für den Landkreis Dillingen analysierte er den Streuobstwiesen-Bestand. Neben seiner Beratungstätigkeit für das Landratsamt im Wespen- und Hornissenschutz räumt Kerle an Badeseen in Gundelfingen auf. Und er betreut Amphibienzäune bei Lutzingen und an der Straße zwischen Schwennenbach und Oberliezheim. Dort trägt Kerle Erdkröten, Molche und Grasfrösche über die Straße.

    Die kleine Mary ist sein Sonnenschein

    Der Lutzinger ist immer noch ein leidenschaftlicher Naturschützer. „Ich will ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Tiere und Pflanzen schützenswert sind“, sagt Kerle, der eine zweite Leidenschaft entwickelt hat: Seit fünf Jahren kümmert sich der Lutzinger um die kleine Mary, die Tochter seiner Freundin. „Sie ist mein Sonnenschein, da fühle mich in der Pflicht“, sagt Kerle, obwohl er nicht der leibliche Vater ist. Auch dem Mädchen will der Lutzinger vermitteln, wie schützenswert die Natur in unserer Heimat ist.

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