Mal sanfte, mal temperamentvolle Flöten- und Klarinettenklänge, die kraftvolle Stimme des bekannten Gedichterezitators Gerhard Schmidt und traditionelle Volkslieder sind an diesem Abend nicht nur im Lauterbacher Pfarrhof zu hören. Sie klingen bis hinaus auf die Straße und die Gärten rund um das historische Deutschordensschloss. Interessierte Musik- und Literaturfreunde füllen den Saal bis auf den letzten Platz und machen sich zusammen mit den Akteuren auf die Suche nach der Heimat. Paulina, Teresa und Johanna Wech, der Lauterbacher Dreiklang, begrüßen mit „Am Schlossbrunnbankerl“ und Moderator Helmut Sauter stellt gleich anfangs die Frage: „Was ist Heimat?“
Dass die Antwort darauf vielstimmig und vieldeutig ausfällt, beweisen nicht nur die Gedichte und Balladen, die Schmidt aus Laugna mit eloquenter und je nach Ort und Zeit angepasster Sprache den Zuhörern näher bringt. Auch die von Bürgermeister Hans Kaltner mit dem Akkordeon begleiteten Lieder erzählen von heimatlichen Orten, von menschlichen Gefühlen und Bedürfnissen und animieren zum gemeinsamen Singen in heiterer Atmosphäre.
Heimat ist nicht nur ein Ort, sondern ein Gefühl
Geschickt weiß Sauter „Heimat ganz nah und auch ganz fern“ in den Erfahrungshorizont der Zuhörerinnen und Zuhörer zu rücken und erinnert sie an Bräuche, Feste und Traditionen als immaterielles Kulturerbe im heimatlichen Raum, das es zu erhalten und weiterzuentwickeln gilt. Die Gedichte und Balladen von Schmidt und Kaltners Liederrepertoire machen auch deutlich, dass Heimat nicht nur ein Ort, nicht nur ein Gefühl ist. Heimat hat immer mit Menschen zu tun, die uns nahestehen und uns beistehen, mit denen wir zusammenleben, miteinander wandern, singen, arbeiten und mit denen wir uns auch auseinandersetzen. So weiß Schmidt mit Gedichten von den einheimischen Literaten Alois Sailer und Gerhard Burkard bis hin zu den Klassikern „Erlkönig“, „Die Bürgschaft“ oder „Das Lied von der Glocke“ vor allem Heimat als Gemeinschaft von Menschen zu deuten, und das auswendig und mit vollem Körpereinsatz vorgetragen, ja zelebriert. Die Auswahl und Begleitung der Lieder durch Hans Kaltner mit dem Akkordeon vom „grünen Wald, dort wo die Drossel singt“ bis hin zur „schönen Zusamtalerin“ zeigen ebenfalls die Vielfalt der Heimat und animieren zum kräftigen Mitsingen des „größten Chores im Zusamtal“.
Ein Höhepunkt in der Kulturwoche
Zusammen mit den Akteuren spürt das Publikum der „ersten Heimat“ nach, der Kindheit mit ihren ersten sinnlichen Erfahrungen. Töne, Gerüche, Bilder, Laute der Natur oder Lieblingsessen prägen sich in der Kindheit tief ein. Sie sind zwar im Erwachsenenleben verblasst, aber nicht vergessen. Das feinsinnige und leicht erotische Lied „D ´ Liab ka et warta“ der Sathmarer Schwaben vereint all diese Kriterien ohne Heimattümelei. Von der Kindheit aus erweitert sich Heimat über die Familie und den Wohnort, über Schwaben und Bayern hinaus in die Welt, denn es gibt wohl wenige, die nicht eine „zweite Heimat“ oder eine „neue Heimat“ gefunden haben. Alles, was die Forschung mit Heimat verbindet, stellt sich im Nu an diesem besonderen Abend ein: ein Gefühl des Wohlbefindens und der Geborgenheit, das Feiern mit Freunden und Gleichgesinnten, die gemeinsame Leidenschaft für Musik und Literatur und der Blick über die engere Heimat hinaus.
So beschließen mehrere Zugaben des Lauterbacher Dreiklangs und die klassischen Abendlieder „Ade zur guten Nacht“ und „Guten Abend, gut´ Nacht“ ein Kulturangebot, das wegen der hohen Besucherzahl und der großartigen Mischung von Musik und Literatur zu den Höhepunkten der Buttenwiesener Kulturwoche zählt. (MAS)
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