Auf Einladung der vhs Donau-Zusam bot Frank Herrmann mit seinem Vortrag „Globale Klimagerechtigkeit: Arm gegen Reich“ im Lauinger Stadeltheater eine interessante Einführung in die Thematik im Rahmen der Fairen Woche 2024. Der Journalist ist Autor mehrerer Fachbücher wie „FAIRreisen“ oder „Fair einkaufen – aber wie?“ Schon im Rahmen seines betriebswirtschaftlichen Studiums arbeitete er projektbezogen in einem Dorf von Kaffeebauern in Guatemala. Insgesamt lebte er 20 Jahre in Lateinamerika, arbeitete als Entwicklungsberater und führte Gruppen als Reiseleiter. Im gut gefüllten Stadeltheater überraschte er auch diejenigen, die meinten, sich in dem Thema firm zu fühlen, mit zahlreichen wenig bekannten Fakten. Immer wieder stellte er überraschende und nur wenig beachtete Folgen wissenschaftlicher Erkenntnisse für die Menschen in wenig entwickelten Regionen, aber auch bei uns her. Und er zeigte, wie sehr wir voneinander abhängig sind, wie auch unsere Lebensweise sich unter dem Diktat des Klimawandels ändern wird.
Viel dramatischer stellt sich dies für Kleinbauern im globalen Süden dar. Fehlende staatliche Sicherungssysteme bedeuten bei klimabedingten Ernteausfällen sofortige existenzielle Not. Da Bildungsangebote oft von den Eltern bezahlt werden müssen, bleiben unter dem Diktat absoluter Armut immer noch viele Kinder Analphabeten. Fehlendes Kapital führt dazu, dass die Erzeuger landwirtschaftlicher Produkte wie Kaffee zwar die meiste Arbeit haben und das größte Risiko tragen, an der Wertschöpfung aber nur marginal partizipieren.
Kaffeebäume werden in den allermeisten Anbaugebieten keinen Ertrag mehr bringen
Fairer Handel kann dazu beitragen, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Garantierte Abnahmepreise sichern das Existenzminimum, ermöglichen mindestens eine Basisbildung der Kinder und schaffen Spielräume für kleinere Investitionen, die zu ersten Weiterverarbeitungsschritten führen. Transparente Handelswege, Selbstorganisation in Kooperativen, Schaffung einer basalen Verkehrs- und digitalen Infrastruktur reduzieren zusätzlich die Vulnerabilität ländlicher Strukturen. Bisher ist es aber nur wenigen Prozent der Kleinbauern gelungen, Fair-Trade-Verträge abzuschließen. Das bisher Erreichte ist allerdings durch die Folgen des Klimawandels stark bedroht. Projektionen in das Jahr 2050 zeigen, dass Kaffeebäume klimabedingt in den allermeisten der heutigen Produktionsgebiete keinen Ertrag mehr liefern werden. Gebiete, die dann gute klimatische Bedingungen liefern, sind viel kleiner als die heutigen. Kaffee wird so zu einem absoluten Luxusprodukt.
Abschließend zeigte Frank Herrmann neueste Modelle des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change, „Weltklimarat“) zu Auswirkungen des Klimawandels auf die verschiedensten Regionen der Erde. Zur Überraschung der Zuhörer wird es auch in Europa bis auf einen kleinen Streifen in Skandinavien zu einem Verlust an Wohlstand kommen. (AZ)
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