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Lauingen: Wie Einsatzkräfte den tödlichen Unfall am Lauinger Auwaldsee erlebt haben

Lauingen

Wie Einsatzkräfte den tödlichen Unfall am Lauinger Auwaldsee erlebt haben

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    Feuerwehrkommandant Martin Koller und der Vorsitzende der Wasserwacht, Wolfgang Piontek, waren am Freitag mit im Einsatz am Auwaldsee.
    Feuerwehrkommandant Martin Koller und der Vorsitzende der Wasserwacht, Wolfgang Piontek, waren am Freitag mit im Einsatz am Auwaldsee. Foto: Jonathan Mayer

    Freitag, 18.54 Uhr: Für dutzende Ehrenamtliche endet ein entspannter Abend mit dem Piepen ihrer Funkmeldeempfänger und dem Alarm auf ihren Handys. Sie eilen an den Lauinger Auwaldsee. Ein Mann wird vermisst. Um 19.06 Uhr, nur zwölf Minuten nach Alarmierung, ist der erste Rettungsschwimmer der Schnelleinsatzgruppe der Wasserwacht im See. Ihm folgen zahlreiche Helfer, zwei Boote mit Sonar, ein Helikopter und Fahrzeuge der Feuerwehr, die alles ausleuchten. Am Ende kann der Vermisste, ein 25-Jähriger aus Baden-Württemberg, nur tot geborgen werden. Reanimationsversuche bleiben erfolglos. Vorfälle wie dieser sind selten in der Region - und doch gibt es keine Garantie, dass sie nicht passieren. Wie gehen die Ehrenamtlichen mit dieser Situation um?

    30 Minuten lang versuchten die Retter, den Mann am Auwaldsee in Lauingen wiederzubeleben

    Die Wasserwacht, die am Freitagabend mit DLRG, Feuerwehr, Rettungsdienst und Kriseninterventionsteam vor Ort war, hat den Einsatz genau dokumentiert. Nach einer ersten Suche in der Nähe des Ufers bildeten die Rettungsschwimmer um 19.12 Uhr eine Suchkette im Wasser. So erklärt es Wolfgang Piontek, Kreis- und Bezirksvorsitzender der Wasserwacht, der den Einsatz leitete. Dabei teilen sich die Schwimmer gleichmäßig an einer Leine auf und suchen einen bestimmten Bereich ab, erklärt Maximilian Rommel von der

    Die Lauinger Feuerwehr war am Freitag auch mit Fahrzeugen vor Ort, um den Bereich am Auwaldsee auszuleuchten.
    Die Lauinger Feuerwehr war am Freitag auch mit Fahrzeugen vor Ort, um den Bereich am Auwaldsee auszuleuchten. Foto: Feuerwehr Lauingen

    Am Ende können die vielen ehrenamtlichen Helfer für den Mann aber nichts mehr tun. Einer der Schwimmer, erzählt er, habe zwischen den Pflanzen am Grund des Sees etwa 25 Meter vom Ufer weg etwas Weiß-Schwarzes gesehen, vielleicht so groß wie ein Bierdeckel. Taucher machten sich auf den Weg. 30 Minuten lang habe man versucht, den Mann wiederzubeleben. Am Ende vergeblich. 

    Der 25-Jährige war an jenem Abend mit Arbeitskollegen am Auwaldsee. In einem ersten Bericht der Polizei hieß es später, ein Kollege habe beobachtet, wie er plötzlich unterging. Er und andere Badegäste versuchten zunächst, den Mann zu retten. Vor Ort betreute sie schließlich der Kriseninterventionsdienst. Aktuell laufen laut

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    Der Einsatz selbst, sagt Piontek, sei aus Sicht der Retter vorbildlich abgelaufen. Die Ehrenamtlichen seien schnell da gewesen, hätten mit einem großen Aufgebot alles abgesucht und die Person schließlich gefunden, auch wenn sie nichts mehr tun konnten. "Zumindest haben wir einen Abschluss", sagt er. Einsätze wie dieser sind auch für ihn und sein Team alles andere als alltäglich. Rommel von der DLRG formuliert es so: Man übe regelmäßig verschiedene Szenarien, bereite sich auf möglichst viel vor. "Aber es ist was ganz anderes, wenn man dann wirklich eine leblose Person im Arm hat, die man durchs Wasser zieht." Die Schwimmer würden dann schnell aus dem Geschehen genommen, die Person wurde vom Rettungsdienst weiter betreut. 

    Mit so einer Situation gehe jeder anders um, sagt Rommel. Wichtig sei, sich gegebenenfalls Hilfe zu suchen. Und Piontek betont: Im Einsatz sei es wichtig, "das Persönliche" auszublenden. Gerade sie als Führungskräfte und Einsatzleiter dürften nicht nervös werden, denn das übertrage sich auf die Truppe. "Der Rest kommt dann, wenn der Adrenalinpegel sinkt." Wichtig sei, sagt Lauingens Feuerwehrkommandant Martin Koller, keine Routine aufkommen zu lassen. Jeder Einsatz sei anders, Schema F gebe es nicht. Die drei Vertreter von Wasserwacht, Feuerwehr und DLRG, die mit unserer Redaktion gesprochen haben, waren alle am Einsatz beteiligt und sprechen für ihre Kolleginnen und Kollegen. 

    Einen Vermissten zu suchen und einen Toten zu bergen, das sind belastende Aufgaben. Für die Helferinnen und Helfer ist deshalb die Nachsorge besonders wichtig, sagen Koller, Piontek und Rommel. Die Ehrenamtlichen suchen dann untereinander das Gespräch. Piontek habe etwa am Samstag ein Nachgespräch geführt. Alle, egal ob von Feuerwehr, Wasserwacht oder DLRG, können aber auch mit Betreuern sprechen, die nicht am Einsatz beteiligt waren. Oder gar mit solchen, die sie gar nicht erst kennen. Oft sei es einfacher, sich Menschen anzuvertrauen, mit denen man keinen regelmäßigen Kontakt hat. "Ersthelfer für die Seele", nennt Piontek diesen Kriseninterventionsdienst. Für diesen Dienst sei er sehr dankbar. Die Ehrenamtlichen brächten viele Opfer. Ihre seelische Gesundheit müsse nicht dazugehören. Und: "Wir sind froh, wenn wir gar nicht erst retten müssen."

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