Mitten in der Lauinger Altstadt ist am Mittwochmorgen ein Gebäude eingestürzt. Von dem ehemaligen Stadel an der Zenettistraße ist nicht mehr viel übrig. Wie konnte das passieren?
Gegen 9 Uhr morgens wurden gleich mehrere Feuerwehren alarmiert. 18 Einsatzkräfte aus Lauingen in vier Fahrzeugen, Sanitäter, Technisches Hilfswerk sowie Beamte der Dillinger Polizei rückten an. Zudem machten sich die Feuerwehren Gundelfingen, Echenbrunn und Dillingen auf den Weg. Diese konnten aber wieder umdrehen. Nur die Lauinger Feuerwehrleute waren schließlich im Einsatz.
Die Feuerwehr Lauingen suchte nach verschütteten Personen
Unklar war vorerst, ob jemand in dem Haus war, als es einstürzte. Mithilfe der Drehleiter und einer Wärmebildkamera suchten die Rettungskräfte deshalb die Trümmer ab. Kommandant Martin Koller gab jedoch recht bald Entwarnung. Verletzt wurde niemand. Das Haus, das wohl schon seit längerem mit einer Plane abgedeckt war, war unbewohnt. Wie die Polizei später mitteilte, war der ehemalige Stadel – ein Anbau an ein im 16. Jahrhundert errichtetes, heute denkmalgeschütztes Gebäude – schon seit längerem einsturzgefährdet.
Der Schaden ist immens: Die schweren Balken des Dachstuhls sind eingebrochen, Teile der Mauer nicht mehr da, wo sie einmal waren. Auf der nordöstlichen Seite des Hauses blieb der Giebel stehen. Birgitta Neurohr vom Stadtbauamt erklärte vor Ort, dass dieser nun wahrscheinlich aus Sicherheitsgründen abgerissen werden müsse. Noch am Mittwochmorgen machten sich Stadt und Landratsamt daran, den Schaden näher zu begutachten und erste Maßnahmen zu ergreifen. Auch Bürgermeisterin Katja Müller war an der Unfallstelle und informierte sich über die Lage.
Der Teil der Altstadt, in dem das Haus stand, ist recht dicht bebaut. Bei dem Einsturz wurden dadurch auch zwei angrenzende Gebäude beschädigt, die wohl bewohnt sind. So klappte etwa eine Außenmauer auf ein anderes Gebäude. An einem kleineren Haus, das zuletzt vermutlich als Garage benutzt wurde, fehlte ebenfalls ein Stück der Wand. Laut Landratsamt handelt es sich aber nicht um schwere Schäden an den Nachbargebäuden. Eines davon stehe derzeit ohnehin leer, das andere sei weiter bewohnbar.
An dem eingestürzten Haus in Lauingen waren bereits Schäden bekannt
Geschockt von dem Vorfall war Bahadir Fidan. Er hat das Gebäude eigenen Angaben zufolge erst Ende vergangenen Jahres gekauft. „Ich bin mit den Nerven am Ende“, sagte er, als er auf die Trümmer blickte. Er habe den alten Stadel ohnehin abreißen wollen, konnte wegen der Pandemie aber bisher keine Firma finden. Kommende Woche wäre ihm zufolge noch ein Besichtigungstermin mit einem Abbruchunternehmen geplant gewesen.
Schon vor rund acht Wochen waren die Feuerwehr und das Landratsamt an dem nun eingestürzten Haus im Einsatz, um sich ein Bild von der Statik zu machen, sagte Fidan. Wie die Leiterin des Bau- und Umweltamts im Landratsamt, Christa Marx, auf Nachfrage erklärte, wurden damals bereits Schäden am Dachstuhl, an den Fußpfetten und Teilen des Mauerwerks festgestellt. Daraufhin seien dem Eigentümer verschiedene Maßnahmen, wie das Abnehmen des Dachstuhls, auferlegt worden.
Was an dem eingestürzten Haus in Lauingen jetzt getan werden muss
Doch was ließ das Gebäude überhaupt einstürzen? Eigentümer Fidan vermutet, das habe mit dem Wetter der vergangenen Tage und Wochen zu tun: „Wahrscheinlich hat der Regen den Mörtel aufgeweicht. Dann hat es das Haus vollends auseinandergeschoben.“ Ähnliches ist auch im Bericht der Polizei zu lesen. Fidan schätzt, dass jetzt Kosten in Höhe von mindestens 25.000 bis 30.000 Euro auf ihn zukommen.
Die Stadt Lauingen, heißt es in einer Mitteilung der Polizei, hat am Mittwoch die Sicherung der Ruine veranlasst. Die weiteren Maßnahmen erfolgen durch das Landratsamt Dillingen. Diese bestehen laut Marx darin, dass der frei stehende Giebel, die noch stehenden Sparren des Dachstuhls sowie die umgeklappte Mauer abgetragen werden müssen.
Das Problem mit baufälligen Gebäuden in der Altstadt tritt in Lauingen immer wieder zutage. Es gibt einige Häuser, die einer Sanierung bedürfen. Erst vor ziemlich genau sechs Jahren, im Januar 2015, krachte ein denkmalgeschützter Bau an prominenter Stelle in der Herzog-Georg-Straße in sich zusammen. Bereits vier Jahre zuvor war das Dach dieses Hauses teilweise eingestürzt und musste abgetragen werden.
Lesen Sie auch:
- Hundesalons sind wieder geöffnet - auch im Landkreis Dillingen
- Wie geht es mit der Lauinger Innenstadt weiter?
- Das vielfältige Angebot der Vhs von Wertingen, Lauingen und Gundelfingen