Für einige ist es der erste offizielle Streik, für andere eine der letzten. Bis Jahresende wird Hubert Feistle noch als Betriebsratsvorsitzender bei Deutz-Fahr in Lauingen aktiv sein, dann wird er aufhören: „Ich bin seit mehr als 50 Jahren dabei, dann muss man es auch mal gut sein lassen“, sagt er. Deswegen steht er bei diesem Warnstreik im Lauinger Werk nicht auf der Bühne, sondern seine Stellvertreterin. „Es ist schön, das auch mal von der anderen Seite zu sehen“, sagt Feistle. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter streiken für sieben Prozent mehr Lohn sowie 170 Euro mehr pro Monat für alle Auszubildenden. Zwischen 11 und 12 Uhr stehen die Fließbänder am Dienstag deshalb still, insgesamt 107 Betriebe in Bayern streiken um diese Uhrzeit.
Die Verhandlungen zwischen IG Metall und Arbeitgebern gehen in die vierte Runde
Etwa 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind laut Polizei vor der Deutz-Fahr-Arena versammelt, insgesamt arbeiten rund 700 Menschen im Lauinger Werk. Es sind also deutlich mehr als beim gestrigen BSH-Streik, obwohl dort mehr als 2000 Mitarbeiter angestellt sind. Jonas Lang von der IG Metall führt durch den Streik. „Wir schließen uns hier zusammen, um den Arbeitgebern auf Augenhöhe zu begegnen“, sagt er. Der Gegenseite sei die Gewerkschaft aufgrund der wirtschaftlichen Lage bereits entgegengekommen. „Wir sind in der vierten Verhandlungsrunde und was uns bisher zugestanden wurde, ist ein Witz“, ruft Lang, was von Applaus und trällernden Pfeifen – die zuvor verteilt wurden – quittiert wird. Zudem betont er die Bedeutung von Arbeitnehmern entgegen geplanter Kürzungen bei vielen anderen Firmen: „Wir sind kein Kostenfaktor, wir sind Wirtschaftskraft.“
Einer der Demonstranten ist Vitalis Bergheim. Obwohl oder gerade weil er nicht glaubt, dass die nächste Verhandlungsrunde erfolgreich sein wird, nimmt er am Streik teil. „Überall sind die Preise gestiegen, aber unsere Löhne bleiben gleich“, kritisiert er. Viel werden die Bonuszahlungen in den vergangenen Jahren kritisiert, wenn nun bei vielen Firmen in der Branche Stellen abgebaut werden sollen. „Wo bleibt da die Fairness?“, fragt die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Corinna Fischer in ihrer Rede.
Am kommenden Montag findet in Donauwörth ein Zentralstreik statt
Für Simon Knötzinger ist es der erste Streik, zumindest der erste offizielle, wie er sagt. Seit September macht der 18-Jährige eine Ausbildung zum Industriekaufmann bei der Lauinger Firma. „Ist ein gutes Gefühl, kann man ruhig öfter machen“, sagt er und lacht. Er ist davon überzeugt, dass die Lohnverhandlungen erfolgreich sein werden. „Natürlich wird es Einschränkungen geben, aber wir werden zu einem Ergebnis kommen.“ Ob dies der Fall sein wird, werden die Verhandlungen am Montag zeigen. Viele Arbeiter von Deutz-Fahr werden an diesem Tag beim Zentralstreik in Donauwörth teilnehmen; egal ob jung oder alt.
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