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Lauingen/New York : Nach USA-Wahl: „Ich befürchte, dass Rechtsextremismus einen Aufwind erfährt“

Lauingen/New York

Nach USA-Wahl: „Ich befürchte, dass Rechtsextremismus einen Aufwind erfährt“

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    Janina Ozga stammt gebürtig aus Lauingen, lebt aber seit 18 Jahren in New York.
    Janina Ozga stammt gebürtig aus Lauingen, lebt aber seit 18 Jahren in New York. Foto: Ozga

    Donald Trump ist wieder gewählt worden. Die Amerikaner haben ihn erneut zu ihrem Präsidenten gemacht – wenn auch nicht alle...
    JANINA OZGA: Ich bin wahnsinnig enttäuscht, auch wenn der Ausgang nicht ganz überraschend kam. Während der letzten Wochen hatte ich das Gefühl, dass Donald Trump auch in meinem weiteren Bekanntenkreis mehr Akzeptanz erfahren hat, was mir wirklich Angst macht. Das Ergebnis ist schrecklich für Minderheiten, Frauenrechte, für das Klima und die Umwelt, für die Ukraine und vieles mehr. Dass meine Mitbürger anstatt sich zu organisieren oder zu engagieren, einen verurteilten Straftäter wählen, verstehe ich nicht. Das merkt man an der momentanen Stimmung in New York sehr. Wie schon 2016 war es am Morgen nach dem Wahltag in der U-Bahn gespenstig ruhig. In Manhattan haben 80 Prozent Harris gewählt und dementsprechend ist die Enttäuschung riesengroß.  

    Was bedeutet der Wahlausgang für Sie ganz persönlich?
    OZGA: Im Bundesstaat New York haben wir ein vergleichsweise strenges Waffengesetz, auch Antidiskriminierungsgesetze gibt es in allen Bereichen, was mich als schwarze Frau natürlich beruhigt. Auf der anderen Seite lädt Donald Trump mit seinen rassistischen und frauenfeindlichen Aussagen alle zum Mitmachen ein. Mein Sicherheitsgefühl hat sich verschlechtert und das liegt nicht am Zuzug der Migranten. Wenn man eine Privatperson mit einer Waffe im Supermarkt sieht, fühle ich mich nicht sicherer – so geschehen im letzten Urlaub in Arizona. 

    Was sind Ihre Befürchtungen mit Trump als Präsident?
    OZGA: Ich befürchte, dass Rechtsextremismus, auch in Europa, durch dieses Wahlergebnis einen Aufwind erfährt. Als Frau, als Arbeitnehmerin und Unterstützerin der LGBTQ+-Szene mache ich mir auch Sorgen. 

    2020 haben Sie sich bereits einen Neustart für die USA gewünscht. Gab es den?
    OZGA: Leider gab es keinen Neustart, im Gegenteil: Wir scheinen die Uhren zurückgedreht zu haben. Ich erinnere mich an den Womens March 2017 und Black Lives Matter im Sommer 2020, als plötzlich Menschen, die noch nie zu vor auf einer Demo waren, inklusive mir, auf die Straße gingen. Vermutlich werde ich 2025 auch wieder protestieren gehen müssen.   

    Ist Amerika für Sie immer noch das Traumland?
    OZGA: Wie man so schön sagt: „New York ist nicht die USA“ und ich lebe hier immer noch sehr, sehr gerne, obwohl sich meine Sicht auf die USA in den letzten 18 Jahren kritisch geändert hat. New York ist für Menschen mit viel Energie, und davon habe ich genug. 

    Zur Person: Janina Ozga, 42, ist gebürtig aus Lauingen und lebt seit 18 Jahren in New York. Sie ist Sachbearbeiterin bei der Ständigen Vertretung Deutschlands bei den Vereinten Nationen.

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