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Lauingen: Lauinger Senioren freuen sich, "dass es wieder nach Hause geht"

Lauingen

Lauinger Senioren freuen sich, "dass es wieder nach Hause geht"

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    88 Seniorinnen und Senioren waren wegen des Hochwassers ins BVS-Schülerheim ausquartiert worden. Jetzt konnten sie wieder ins Lauinger Altenheim zurückkehren.
    88 Seniorinnen und Senioren waren wegen des Hochwassers ins BVS-Schülerheim ausquartiert worden. Jetzt konnten sie wieder ins Lauinger Altenheim zurückkehren. Foto: Hans Gusbeth

    Mittwoch, 5. Juni 2024, 21.44 Uhr, Lauingen, Ecke Herzog-Georg-Straße/Geiselina-Straße. Thomas Hoffmann steht in strömenden Regen in der Kreuzung, die rote Stopp-Kelle in der Hand. "So ist es halt", kommentiert der stellvertretende Kommandant der Lauinger Feuerwehr mit stoischer Ruhe den plötzlichen Wolkenbruch über dem Himmel von Lauingen. Während die einen wenige Meter weiter gemütlich im Salzstadel beim Essen oder im Braumadl sitzen, ergießt sich ein Platzregen über den Feuerwehrmann.

    Hoffmann und seine Kollegen und Kolleginnen stehen buchstäblich im Regen. Sie sorgen an diesem Mittwochabend aber dafür, dass die Rückverlegung der Bewohner des Altenheims aus dem BVS-Schülerheim auch verkehrstechnisch reibungslos abläuft. Denn am anderen Ende der Stadt, im BVS-Schülerheim hatte gegen 19 Uhr die von den 88 Senioren und Seniorinnen sehnsüchtig erwartete Rückverlegung „nach Hause“, ins Altenheim am Donauufer begonnen. „Die freuen sich richtig drauf, dass es wieder nach Hause geht“, sagt Franz Gerold, Einsatzleiter vom Bayerischen Roten Kreuz. 

    Einsatzleiter Franz Gerold koordinierte die Aktion der 42 Helferinnen und Helfer. Auch Bürgermeisterin Katja Müller zeigte sich mit dem Ablauf zufrieden.
    Einsatzleiter Franz Gerold koordinierte die Aktion der 42 Helferinnen und Helfer. Auch Bürgermeisterin Katja Müller zeigte sich mit dem Ablauf zufrieden. Foto: Hans Gusbeth

    Er koordiniert und steuert die 42 Helferinnen und Helfern aus dem ganzen Landkreis, die an diesem Abend mit elf Fahrzeugen im Shuttle-Verkehr, zwischen BVS und Altenheim im Einsatz sind. „Als Nächstes kommt eine Person liegend, danach ein Rolli, bitte zwei Rolli-Transporter vorfahren“, unterbricht Gerold das Gespräch mit unserer Redaktion. Umringt von Helferinnen und Helfern gibt der Einsatzleiter, der seit 30 Jahren ehrenamtlich im BRK ist, per Funk seine Anweisungen, gelassen, präzise, souverän. Und bestimmt. „Ich möchte nicht, dass eine Person auf der Trage erkannt wird“, erklärt er dem Berichterstatter mit dem Fotoapparat nachdrücklich, „und meine Helferinnen und Helfer dürfen nur von hinten fotografiert werden“. Für Franz Gerold hat Persönlichkeitsschutz oberste Priorität. „Auch wenn das alles hier ruhig aussieht, für die Seniorinnen und Senioren ist das Stress pur“, betont er. 

    Wegen der Furcht vor einem Stromausfall wurde das Heim evakuiert

    Am Sonntagnachmittag war die Entscheidung gefallen, das Alten- und Pflegeheim zu evakuieren. Da der Pegel der Donau anstieg, befürchtete man einen Stromausfall, der auch den Aufzug im Seniorenheim außer Gefecht gesetzt hätte. Daraufhin entschieden Bürgermeisterin Katja Müller, Feuerwehrreferent Markus Hoffmann, Kreisbrandinspektor Uwe Neidlinger und Heimleiterin Susanne Straub, dass das Heim evakuiert werden sollte. Hans-Christian Witthauer, der Leiter der Bayerischen Verwaltungsschule (BVS), hatte zuvor der Stadt Lauingen spontan angeboten, die Senioren im Schülerwohnheim unterzubringen. Bürgermeisterin

    Perfekt organisiert war die Rückhol-Aktion von 81 Seniorinnen und Senioren, die wegen des Hochwassers ins BVS-Schülerheim ausquartiert worden waren.
    Perfekt organisiert war die Rückhol-Aktion von 81 Seniorinnen und Senioren, die wegen des Hochwassers ins BVS-Schülerheim ausquartiert worden waren. Foto: Hans Gusbeth

    Und so waren die 88 Seniorinnen und Senioren am Mittwochabend seit der Evakuierung vier Tage lang von ihrer gewohnten Umgebung im Alten- und Pflegeheim an der Segrépromenade getrennt. Sie waren konfrontiert mit einer fremden Umgebung und komplett anderen Abläufen im Schülerheim, wo zudem der normale Schulbetrieb weiterlief und die Senioren plötzlich auf Schüler trafen. Deshalb war die Freude groß, als es hieß, es geht wieder zurück. „Ich habe ganz viel Dankbarkeit erlebt“, freut sich Gerold über die gelungene „Ausschleusung“, wie es im Fachjargon heißt. Für diese „Ausschleusung“ aus dem BVS und der „Einschleusung“ im Altenheim hatte sich das Team um den Einsatzleiter bis ins Detail vorbereitet. Die Bewohnerliste lag vor, man wusste exakt, wen man in welchem Zimmer im Schülerheim einquartiert hatte, war informiert, wer liegend oder sitzend transportiert werden musste und wusste selbst, ob nicht nur die persönlichen Gegenstände, sondern auch eine Sauerstoff-Versorgung wieder in den Sanka zu laden war. 

    Schnappschuss: Feuerwehrmann Thomas Hoffmann in strömendem Regen.
    Schnappschuss: Feuerwehrmann Thomas Hoffmann in strömendem Regen. Foto: Hans Gusbeth

    Um lange Wartezeiten und Staus zu vermeiden, wurden die Bewohner einzeln abgerufen. Auch der Zeitpunkt war genau überlegt, damit gleich nach dem Abendessen in der Bayerischen Verwaltungsschule (BVS) wieder die gewohnte Routine im Altenheim folgen konnte. Nach dem kurzen Transport über Gundelfinger-, Herzog-Georg- und Geiselinastraße wurden die Senioren an der Segrépromenade wieder ins Haus „eingeschleust,“ auf ihre Zimmer begleitet, dort an das Heimpersonal übergeben. Sie konnten so wieder in ihrer gewohnten Umgebung heimkehren. 

    Wieder ein Blick auf die friedlich fließende Donau in Lauingen

    Einsatzleiter Franz Gerold, im Zivilberuf Projektleiter im Facility Management, freute sich gegen 20 Uhr: „Gott sei Dank haben wir gutes Wetter“, was allerdings Feuerwehrmann Thomas Hoffmann am späten Mittwochabend nicht behaupten konnte. Dass dennoch alles wie am Schnürchen lief, war der exzellenten Zusammenarbeit allen Helferinnen und Helfern von der Feuerwehr bis zum Bayerischen Roten Kreuz zu verdanken. Die kamen aus allen Bereitschaften des Landkreises, aus Bissingen, aus Bachhagel, aus Wertingen, Lauingen und Dillingen, mit Fahrzeugen aus dem Katastrophenschutz und aus dem Fahrdienst. Diesem Einsatz ist zu verdanken, dass viele der Senioren am Freitag wieder aus ihren Zimmern auf eine friedlich vorbeifließende Donau blicken können, die ihnen vier Tage lang nicht wenig Stress und Sorge bereitet hatte. 

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