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Lauingen: Deutz-Fahr-Azubis treffen sich nach 50 Jahren

Lauingen

"Herzblut dabei": Deutz-Fahr-Azubis treffen nach 50 Jahren wieder zusammen

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    13 ehemalige Azubis kamen nach 50 Jahren wieder im Lauinger Traktorenwerk zusammen.
    13 ehemalige Azubis kamen nach 50 Jahren wieder im Lauinger Traktorenwerk zusammen. Foto: Jonathan Mayer

    Die Lacher sind schon am Eingang der Deutz-Fahr-Arena zu hören. Drinnen steht ein Haufen Männer über 60. Sie unterhalten sich, machen Scherze, natürlich auch übereinander. Schwer zu glauben, aber manche von ihnen haben sich seit fast 50 Jahren nicht gesehen. Es ist der Ausbildungsjahrgang 1974, der sich nach einem halben Jahrhundert im Schlepperwerk in Lauingen wieder trifft. Das Wiedersehen beginnt mit einem Image-Film des Konzerns. Bilder vom 2017 eröffneten Deutz-Fahr Land flimmern ebenso über die Leinwand wie Aufnahmen von riesigen Landmaschinen, dazu Musik wie aus einem Action-Film. Da lassen sich die Ex-Azubis zu so manchem Kommentar hinreißen. Einer sagt: "Das haben die bloß, weil wir so gut geschafft haben." Damit ist die Stimmung gesetzt. 

    Hubert Feistle, heute Betriebsratsvorsitzender, war 1974 selbst Azubi. "Es hat sich fast keiner verändert, bis auf die Haarpracht", wirft er in die Runde und erntet einige Lacher. 

    Der heutige Chef kam in dem Jahr zur Welt, als die Azubis ihre Ausbildung beendeten

    Dass nach 50 Jahren ein solches Treffen stattfindet, sagt Feistle, sei etwas ganz Besonderes. Zumal viele der ehemaligen Azubis das Unternehmen längst verlassen hätten. Feistle ist da anders. In ihm, sagt seine Frau, fließe "grünes Blut". Er ist der Firma über die Jahrzehnte treu geblieben. Der Baumgartner ist überzeugt: "Jeder von uns hat hier eine fundierte Ausbildung gekriegt, dass er seinen Weg machen kann." Er sehe unter den Gästen "viele eingefleischte Mähdrescher-Leut'". Für seine alten Kameraden hat sich Feistle einiges ausgedacht: Neben Image-Film und Vorstellung des neuen CEOs gibt es eine Führung durchs Deutz-Fahr Land, eines der modernsten Schlepperwerke Europas. Anschließend geht's zum Plausch in den Biergarten. 

    Als die 13 Männer 1974 ihre Ausbildung angefangen haben, gab es das S in SDF noch nicht. Die Lauinger Firma Ködel & Böhm war erst fünf Jahre vorher in Deutz-Fahr aufgegangen. In den 1990er-Jahren fusionierte Deutz-Fahr dann mit dem italienischen Konzern Same. Heute ist das Schlepperwerk in Lauingen eines von acht Werken des SDF-Konzerns weltweit. 1974 wurden in Lauingen noch Mähdrescher hergestellt, an denen die Ex-Lehrlinge damals schraubten. Heute sind es Traktoren mit 150 PS und mehr. Der Sprecher der Geschäftsführung, Alessandro Sapio, formuliert es in seinem Grußwort so: "Wir produzieren die tollen Maschinen." Sapio übrigens kam in dem Jahr zur Welt, als die Besucher ihre Ausbildung abschlossen. 

    Die ehemaligen Auszubildenden Erwin Birzele, Werner Trögele und Hubert Feistle (von links).
    Die ehemaligen Auszubildenden Erwin Birzele, Werner Trögele und Hubert Feistle (von links). Foto: Jonathan Mayer

    Werner Trögele aus Ziertheim ist einer von ihnen. Er hat damals die Ausbildung zum Maschinenschlosser gemacht. 1981 hat er –nach seiner Bundeswehr-Zeit – das Unternehmen verlassen, wechselte zum Atomkraftwerk. Geblieben sind die Erinnerungen an die Ausbildung: "Das war eine wirklich schöne Zeit", sagt er. Mehr als 90 Auszubildende seien sie gewesen, am Standort Lauingen hätten 1800 Menschen gearbeitet. Als Hubert Feistle und Erwin Birzele zum Jahrgangstreffen riefen, stand für Trögele gleich fest, dass er kommen werde. "Ich wollte meine alten Kameraden wieder treffen." Einige habe er seit 50 Jahren nicht gesehen.

    Ein Ehemaliger nennt das neue Werk einen "Quantensprung"

    Für Trögele wie auch Birzele war in den 1970er-Jahren bald klar, dass sie die Ausbildung bei Deutz-Fahr machen wollen. Beide kommen aus der Landwirtschaft und wollten mit Landmaschinen arbeiten. Auch Birzele hat das Unternehmen 1981 verlassen, besuchte die Technikerschule. Als er nach Lauingen zurückkehren wollte, klappte das nicht. Er arbeitete später beim Druckmaschinenhersteller Manroland in Augsburg. Doch ein Stück Deutz-Fahr blieb immer in ihm. "Da ist Herzblut dabei", sagt er. Er lese jeden Artikel über das Unternehmen, habe sich immer auf dem Laufenden gehalten. "Das ist einfach in einem drin." Das Interesse am Landmaschinenhersteller habe er nie verloren. Als er seinen ehemaligen Azubi-Kollegen Hubert Feistle dann auf der WIR in Dillingen traf, kam die Idee für ein Wiedersehen auf.

    Die Entwicklung seit seiner Ausbildung, gerade der Bau des Deutz-Fahr-Lands, eines der modernsten Schlepperwerke Europas, bezeichnet der Steinheimer als "Quantensprung". Nur ein Wermutstropfen sei dabei: Dass die Mähdrescher-Produktion aus Lauingen abgezogen wurde. "Mit denen sind wir halt alle groß geworden." 

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