Diese Emotionen berühren und ergreifen. Weit über den Musikgenuss ist spürbar, dass diese bewegende Musik Bedeutsames sagen will. Denn mit seinem doch recht untypischen Requiem will der Komponist Johannes Brahms in erster Linie den Hinterbliebenen Trost spenden und hat dabei nicht das Seelenheil des Verstorbenen im Blick, weshalb man das Werk eher auch als Oratorium bezeichnen könnte. Meisterhaft versteht es Brahms in diesem siebensätzigen, symmetrisch geschlossenen Werk, romantische Stilelemente und moderne Ausdrucksmittel kontrapunktischer Techniken mit vorbarocker Musiksprache zu verknüpfen.
Stiftskantorei Medlingen/Gundelfingen singt mit Kammerchor „voCCordo“
Seine Texte hat Brahms der Heiligen Schrift entnommen, und die Wechsel in der biblischen Quelle bedingen oft auch einen Wechsel im Charakter der Musik, der durch Tonart, Tempo und Takt beschrieben wird. Ursprünglich wurde das Musikstück mit Orchester, vierstimmigem Chor, Solo-Sopran und Solo-Bariton aufgeführt. Im gut gefüllten Lauinger Martins-Münster fehlte das große Orchester und das Requiem wurde in der Bearbeitung für vierstimmigen Chor mit Solo-Sopran, Solo-Bariton, zwei Klavieren und Pauken gespielt.
Dabei überzeugten in ihrem musikalischen und gesanglichen Können die Sängerinnen und Sänger der Stiftskantorei Medlingen/Gundelfingen zusammen mit denen des Kammerchors „voCCordo“ der neuapostolischen Kirche Bezirk Augsburg-Nördlingen als vielstimmiger musikalischer Pfeiler mit monumentalem Klangeindruck und großartiger Ausdruckstiefe trotz der zahlreichen Tonartwechsel – ebenso wie der klare eindringliche Sporan von Katharina Diana Brandel aus Gundelfingen und der ausdrucksstarke variable Bariton des Innsbruckers Michael Kranebitter.
Musikalisches Erlebnis: Brahms „Deutsches Requiem“ in Lauingen
An den beiden Klavieren saßen Barbara und Sebastian Bartmann aus Stuttgart, die in gewohnt durchdringender Brillanz, voller Tiefe und Kraft sowie Hingabe und Emotion die instrumentale Führung der beiden Chöre und Solisten gestalteten, unterstützt vom gekonnten Spiel an den Pauken des Florian Reß aus Augsburg. Als Dirigent agierte umsichtig, mit hörbarem musikalischem Einfühlungsvermögen im Lauinger Martinsmünster, der Mannheimer Andreas Richard Krug, wodurch dieses „Deutsche Requiem“ zu einem musikalischen Erlebnis für die Besucher wurde. Der Erlös dieses musikalischen Events kommt der Kartei der Not, dem Leserhilfswerk unserer Zeitung, zugute.
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