Wenn das kein Sommer-Wochenende zum Entspannen war! Sonnenschein, Temperaturen um die 30 Grad – und ziemlich wenig Events. Gar nicht wenig hatte allerdings die Dillinger Polizei zu tun. Die Palette der Vorfälle reichte von einem illegalen Autorennen bei Steinheim bis zum Sturz eines Motorradfahrers auf der B16 bei Gundelfingen. Der Mann, der ohne Schutzkleidung unterwegs war, hatte Glück im Unglück, er zog sich allerdings Schürfwunden am ganzen Körper zu.
Scharen von Besuchern und Besucherinnen lockte am Sonntag der Herbst- und Flohmarkt in Lauingen an. Bei strahlendem Sonnenschein war er eher eine Hochsommer-Veranstaltung. Gabriele Joos aus Aalen hatte das Event im Netz entdeckt. Mit ihrem Mann Günter bot sie in Lauingen viele Raritäten an – vom Schmuck bis zu kunstvollen Vasen. Aber auch ein uraltes Bügeleisen und fast schon historisch anmutende Gewichte waren in dem Fundus der Aalener zu finden. „Das Geschäft läuft so“, sagte die Aalenerin und schwärmte von dem Ambiente auf dem Lauinger Marktplatz. „Das ist doch ein wunderbarer Tag zum Genießen“, befand Gabriele Joos.
Klaus und Silvia Langer hatten sich von Zöschingen aus zu einer Radtour zur Nusser-Alm bei Dillingen aufgemacht und in Lauingen einen Zwischenstopp eingelegt. „Wir genießen es, am Sonntag entspannt über einen Markt zu bummeln“, sagte Silvia Langer. Der Herbstmarkt, an dem Geschäfte geöffnet hatten, sei ja auch ein Flohmarkt, auf dem man vielleicht ein Schnäppchen machen könne. Diese Märkte seien kein Auslaufmodell, stellte die Zöschingerin fest.
Zunächst kamen kaum Gäste auf den jüdischen Friedhof in Binswangen
Am ersten Sonntag im September findet traditionell auch der Europäische Tag der jüdischen Kultur statt. In der Alten Synagoge in Binswangen gab es aus diesem Anlass Führungen und ein Konzert des Pianisten Valerij Petasch (Bericht folgt). Und an diesem Tag hat, einmal im Jahr, auch der jüdische Friedhof am Wertinger Judenberg geöffnet. Während Menschenmassen nebenan den Spaß im Freibad genossen, empfingen Anton Kapfer und Alfred Sigg am Sonntag zunächst kaum Besucher und Besucherinnen. „Wir warten auf Gäste, vielleicht ist es auch zu heiß“, vermutete Anton Kapfer, der Vorsitzende des Förderkreises Synagoge Binswangen.
In Binswangen lebten über vier Jahrhunderte lang Menschen jüdischen Glaubens. Mitte des 19. Jahrhunderts lag ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung des Dorfs bei fast 40 Prozent. Der jüdische Friedhof der Gemeinde Binswangen liegt auf Wertinger Flur. 1924 sei er erstmals von Jung-Nazis geschändet worden, erläuterte Kapfer. Nach der Pogromnacht 1938 gab es weitere Verwüstungen durch Nationalsozialisten. Die Grabsteine wurden schließlich einem Steinmetz verkauft, die Friedhofsmauer 1945 abgerissen.
65 Grabdenkmäler sind auf dem jüdischen Friedhof in Binswangen zu sehen
Heute gehört der Friedhof dem Landesverband israelitischer Kultusgemeinden Bayern, wie der Wertinger Alfred Sigg informiert. Die Jewish Restitution Successor Organization sorgte dafür, dass ein Teil der Grabsteine nach dem Krieg wieder aufgestellt wurde. Nach einem Gerichtsurteil habe der Steinmetz die Grabsteine wieder herausgeben müssen, teilte Kapfer mit. 1963 wurde die Friedhofsmauer neu errichtet. Heute sind auf dem Areal unter Eichen und Ahornen 65 Grabdenkmäler zu sehen. Unter anderem der Grabstein des Franzosen Julius Dreifus, der im November 1870 während der Kriegsgefangenschaft in einem Dillinger Lazarett starb und auf dem Friedhof bei Wertingen mit militärischen Ehren beigesetzt wurde.
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