Startseite
Icon Pfeil nach unten
Dillingen
Icon Pfeil nach unten

Landkreis: Wie kommen die Unternehmen im Landkreis Dillingen durch die Krise?

Landkreis

Wie kommen die Unternehmen im Landkreis Dillingen durch die Krise?

    • |
    Insgesamt geht der Konjunkturklimaindex für den Landkreis Dillingen nach oben. Auch die Baubranche boomt in diesen Zeiten. Doch die Erwartungen der Branche für die Zukunft gehen massiv zurück. Ein Grund sind die steigenden Holzpreise.
    Insgesamt geht der Konjunkturklimaindex für den Landkreis Dillingen nach oben. Auch die Baubranche boomt in diesen Zeiten. Doch die Erwartungen der Branche für die Zukunft gehen massiv zurück. Ein Grund sind die steigenden Holzpreise. Foto: Ralf Lienert (Symbol)

    Die Konjunktur im Landkreis Dillingen ist besser als in Nordschwaben und Schwaben insgesamt. Auch die Einschätzung der Geschäftslage hat sich massiv verbessert. Das zeigt die aktuelle IHK-Konjunkturumfrage, die am Dienstag in Dillingen vorgestellt wurde. „Getragen von der Industrie kommen wir durch diese Krise“, sagte Gregor Ludley im Haus der Wirtschaft. Der Anstieg des IHK-Konjunkturklimaindex’ setzt sich demnach zwar fort, verliert aber an Tempo.

    Während Verkehr, Großhandel und Dienstleistungen profitieren, erleiden jedoch Branchen wie Reise, Gastronomie und Teile des Einzelhandels große Verluste. Noch dazu, meinte der Vorsitzende der IHK-Regionalversammlung, sorgt der Rohstoffmangel bei Holz, Stahl, Chips, neuen Erden oder Edelmetalle für Unsicherheiten. Neben steigenden Energie- und Rohstoffpreisen fürchtet die regionale Wirtschaft vor allem den Fachkräftemangel. So sei die Konjunktur im Kreis Dillingen zwar auf Erholungskurs – aber eben nicht durchgängig.

    61 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Lage als gut

    Vizepräsident Walter Berchtenbreiter erklärte, die Stimmung in der Wirtschaft sei gespaltener denn je. Hohe Schuldenberge, der Strukturwandel und das Klimaschutzprogramm der EU werden den Restart nach der Pandemie begleiten, so der Ausblick des Firmenchefs. Und dazu noch eine Bundestagswahl zur „Unzeit“. Dennoch, laut Ludley bewerten derzeit 61 Prozent der Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage als gut. Für ihre künftige Entwicklung rechnen noch 31 Prozent der Firmen im Kreis Dillingen mit einer Verbesserung. 59 Prozent glauben, dass sich ihre Lage nicht verändert – das sind acht Prozent mehr als im Herbst 2020.

    Gerade die boomende Bauwirtschaft schätzt ihre Zukunft sogar weit negativer ein. Grund sind steigende Rohstoffpreise, die zu einer Verteuerung des Materials führen, wodurch sich wiederum die Investitionstätigkeit reduzieren könnte. Ähnlich ist es bei der Reisebranche. Diese kam im Landkreis Dillingen etwas besser durch die Krise als im Allgäu. Ludley erklärte das damit, dass der Süden Schwabens touristisch geprägt ist, während im Norden Geschäftsreisen überwiegen. Doch auch die werden dauerhaft abnehmen, fürchten die Anbieter solcher Trips. Daher sehen sie ihre künftige Lage eher pessimistisch.

    Mehr Mut bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie

    Sowohl Ludley als auch Berchtenbreiter haben im vergangenen Jahr schätzen gelernt, dass sie weniger unterwegs sein müssen. Reisekosten und -zeit wurden gespart. Die Gestaltung von Videokonferenzen dagegen etwa durch schnelle Abfragen und Präsentation der Ergebnisse ausgebaut.

    „Man kann so eine Videoveranstaltung sehr interaktiv und effektiv mit einer höheren Ergebnisorientierung fahren“, sagte Ludley. Dennoch wünschte er sich manchmal den kurzen Gang in einen anderen Konferenzraum zurück. Denn manche Tage seien von morgens bis abends massiv mit Videokonferenzen durchgetaktet. Und auch der Small Talk mit Kollegen, ergänzt Berchtenbreiter, fehlt.

    Beide würden sich mehr Mut bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie wünschen. Es müsse endlich ermittelt werden, wo sich die Menschen überhaupt anstecken, fordert Ludley. Das sei nicht in den Betrieben, sondern im privaten Umfeld. „Was wir für einen Aufwand betreiben, damit sich niemand mit dem Virus infiziert, da ist eine Kritik seitens des Gesundheitsamtes nicht berechtigt“, beklagte sich der Nosta-Firmenchef.

    Wie berichtet, hatte die Leiterin des Dillinger Gesundheitsamtes, Dr. Uta-Maria Kastner, angesichts der anhaltend hohen Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis Dillingen an die Firmen appelliert, ihre Hygiene- und Abstandsregeln zu prüfen. Der Firmenchef hat dagegen private Treffen im Verdacht, wo sich das Virus unter den Freunden und Verwandten verteilt. „Warum spielt der Datenschutz bei Facebook überhaupt keine Rolle, aber bei der Pandemieverfolgung?“, fragte Ludley. Es gäbe so viele Ideen und dabei so wenig Hemdsärmeligkeit.

    Viele Fragen im Landkreis Dillingen offen

    Berchtenbreiter ergänzte, dass auch andere Probleme, die es schon vor Corona gab, nach wie vor nicht gelöst sind: die mangelnde Infrastruktur im Landkreis, die schlechte digitale Vernetzung, der drohende Fachkräftemangel – „und wo kommt der Strom künftig überhaupt her, wenn die bayerischen Kraftwerke abgeschaltet sind?“, ergänzte Ludley.

    Die IHK ihrerseits hat verschiedene Hilfsangebote gestartet, um ihren Mitgliedern zu helfen. So wird der „digitale Donnerstag“ vom Handel gut angenommen, meinte Bettina Kräußlich, ebenso wie ein E-Commerce-Sprechtag. Wie die Regionalgeschäftsführerin erklärte, können so Änderungen wie die Luca-App schnell mitgeteilt und erklärt werden. Auch des Themas Fachkräftemangel will sich die IHK weiter annehmen. Denn während die Ausbildungsbereitschaft im Kreis Dillingen um fast fünf Prozent angestiegen ist, tun sich die Arbeitgeber in Zeiten ohne Messen und Schulbesuche schwer, Bewerber zu finden.

    Dennoch wurden wieder mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen: Zwar sank die Zahl der Ausbildungsverträge 2020 um 3,3 Prozent im Kreis, sie stieg aber heuer um bislang 4,7 Prozent an. Über P-Seminare, Elternabende, ein Speed-Dating und drei große Präsentationen des Angebots im Haus der Wirtschaft soll für die duale Ausbildung geworben werden. In der Dillinger Einrichtung sind neben der IHK-Regionalgeschäftstelle auch die IHK-Akademie für Weiterbildung und die Agentur für Arbeit angesiedelt. „Unser Bildungshaus ist ein enormer Vorteil für Dillingen und Nordschwaben“, meinte Berchtenbreiter.

    Lesen Sie auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden