Unterrichtsausfall, Notlösungen und fehlende Lehrkräfte. So erlebten viele Schüler und Schülerinnen im Landkreis Dillingen das vergangene Schuljahr. Doch wie sieht es nun mit dem Lehrermangel aus? Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) erklärte in einer Pressemitteilung, dass die Personalgewinnung eine große Herausforderung sei. „Dank unserer umfangreichen Maßnahmen stehen wir heute gut da“, so Piazolo. Laut einer Umfrage des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands und des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) ist derzeit in Bayern jede zehnte Lehrerstelle an allgemeinbildenden Schulen unbesetzt. Wegen dieser unterschiedlichen Einschätzungen hat unsere Redaktion direkt in einigen Schulen des Landkreises Dillingen nachgefragt.
Die besondere Lage der Donau-Realschule in Lauingen
Die Donau-Realschule in Lauingen hat ein Problem bei der Suche nach Lehrkräften. Wie Schulleiter Peter Hüttl erklärt, liege die Stadt in einer Randlage in direkter Nähe zu Baden-Württemberg. Da Lehrer und Lehrerinnen gerne in ihrer Region bleiben, sei es nicht leicht, genügend Personal zu finden. Doch Hüttl hatte es über verschiedene Portale und mithilfe von Mund-zu-Mund-Propaganda geschafft, alle Stellen zu besetzen. Für die Schule, die von 545 Kindern und Jugendlichen besucht wird, steht sogar noch eine Lehrerreserve zur Verfügung. Mit dieser Reserve, die in die Stundenzahl der Lehrkräfte eingerechnete ist, konnte im vergangenen Jahr so mancher Ausfall aufgefangen werden, berichtet Hüttl.
An der Wertinger Mittelschule gibt es einige Quereinsteiger
Über eine derartige Reserve würde sich sicherlich auch die Rektorin der Mittelschule in Wertingen, Patricia Laube, freuen. Sie kann in diesem Jahr nur die Pflichtstunden abdecken. Es bleiben aber keine Stunden für Arbeitsgemeinschaften (AG), wie beispielsweise eine Theater AG. Laube ist auch Kreisvorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrinnenverband (BLLV). In dieser Funktion erklärt sie, dass an der Mittelschule vier Quereinsteiger unterrichten. Diese Kräfte haben ursprünglich einen anderen Beruf erlernt und sind beispielsweise Hauswirtschaftsmeisterinnen oder Handwerksmeister. Quereinsteiger würden nun in ihrem Fachbereich eingesetzt. Insgesamt sei die Personalabdeckung an der Mittelschule „knapp gestrickt“. Probleme würden sich dann ergeben, wenn Lehrkräfte wegen Krankheit oder Schwangerschaft ausfallen. Aus diesen Gründen habe man im vergangenen Jahr den Stundenplan an der Wertinger Mittelschule mehrfach umschmeißen müssen. „Es wäre schön, wenn wir zehn Prozent mehr Lehrkräfte einstellen könnten“, sagt die BLLV-Kreisvorsitzende. Diese Lehrer und Lehrerinnen würden nicht rumsitzen. Sie könnten Intensivstunden geben, kleinere Fördergruppen übernehmen oder Deutsch für Nichtdeutsche lehren. Laube hat den Eindruck, dass der Lehrerberuf für viele Studienanfänger und Studienanfängerinnen nicht mehr attraktiv ist.
Diesen Eindruck hat auch Jürgen Stella. Er ist Schulleiter an der Theresia-Haselmayr-Schule, dem privaten sonderpädagogischen Förderzentrum in Dillingen. Stella wünscht sich, dass die Studienanfänger mehr über die Lehrerberufe, vor allem auch an Förderschulen, informiert werden. Er erklärt, dass qualifiziertes Personal fehle, sprich diejenigen, die Sonderpädagogik studiert haben. „Wir würden uns mehr Leute wünschen, aber der Markt ist leer“, sagt er. In diesem Jahr habe er nicht alle Lehrerstunden, die vergeben werden können, besetzen können. In dem Förderzentrum werden knapp 300 Kinder unterrichtet. Außerdem besuchen 50 Mädchen und Buben die schulvorbereitende Einrichtung (SVE).
In der Grundschule in Zusamaltheim konnte Schulleiterin Katja Chromik alle Pflichtunterrichtsstunden abdecken. Allerdings werde das Fach „Handarbeit“ nun von einer Lehramtsstudentin unterrichtet. Laut Chromik seien die Mobilen Reserven im vergangenen Schuljahr knapp bemessen gewesen. Mobile Reserven sind Lehrer und Lehrerinnen, die an die Schule kommen, wenn eine Lehrkraft ausfällt. In Zusamaltheim gebe es keine Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen, sagt Chromik. Dort gibt es neben den vollausgebildeten Lehrkräften aber eine Lehramtsanwärterin und zwei Studentinnen.
Am St.-Bonaventura-Gymnasium gibt es verschiedene Wahlfächer
Wahlfächer und AGs können am St.-Bonaventura-Gymnasium Dillingen auch heuer noch angeboten werden. Das Angebot reiche von IT über Englisch-Kursen bis zum hauswirtschaftlichen oder musischen Bereich, berichtet Franz Haider. An der Schule mit knapp 400 Kindern und Jugendlichen konnten fast alle Stellen besetzt werden. Laut Haider gibt es eine kleinere Lücke im Fach Biologie. Im Bonaventura-Gymnasium arbeiten schon seit Jahren Quereinsteiger, so Haider. „Viele von denen haben sich wahnsinnig gut entwickelt“, erklärt er. Hinzu komme, dass das Schulwerk die Quereinsteiger gut vorbereite und ihnen das nötige Rüstzeug für den Unterricht mitgebe.
Einen Überblick über verschiedene Zahl für den Landkreis hat Schulamtsdirektorin Andrea Eisenreich. Sie teilte mit, dass es in diesem Schuljahr 3898 Grundschulkinder im Landkreis Dillingen geben werde. Das sind 196 mehr als im Vorjahr. An den Mittelschulen steigt die Schülerzahl um rund 50 auf insgesamt 1864. Um weiterhin den Unterricht mit genügend Kräften am Laufen zu halten, gibt es laut Eisenreich „vielfältige Maßnahmen, um die Unterrichtsversorgung an den Grund- und Mittelschulen sicherzustellen“. Sie fügt an: „Wir hoffen in den nächsten Jahren außerdem auf eine steigende Zahl von Studienabgängerinnen und -gängern im Bereich Lehramt."