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Landkreis Dillingen: Wohin geht es für die Gastro-Branche im Landkreis Dillingen?

Landkreis Dillingen

Wohin geht es für die Gastro-Branche im Landkreis Dillingen?

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    Die Überprüfung der Impf- und Testnachweise stellt das Personal in der Gastronomie vor große Herausforderungen. Zumal man immer auf dem Laufenden bleiben muss.
    Die Überprüfung der Impf- und Testnachweise stellt das Personal in der Gastronomie vor große Herausforderungen. Zumal man immer auf dem Laufenden bleiben muss. Foto: Jasmin Miehle (Symbolbild)

    Sabine Simon, Chefin im Wertinger Restaurant Gänsweid ist frustriert. „Die Zwangsschließung dauerte viel zu lange und war für uns brutal frustrierend“, erklärt die erfahrene

    Schon im vergangenen Frühjahr hatte sich die Ausbilderin und Prüferin für den Gastro-Nachwuchs darüber beklagt, dass in der ganzen Diskussion um die Corona-Maßnahmen ihr Bereich hinten herunterfalle und vergessen werde. „Kann jemand nachvollziehen, was sieben Monate Sperre mit einem machen?“, fragt die betroffene Restaurantleiterin ein halbes Jahr nach einem „Sommer, der für uns als kleiner Lichtblick in Erinnerung bleiben wird“.

    Viele Weihnachtsfeiern im Kreis Dillingen wurden storniert

    Allerdings gefolgt von einem schmerzhaften Ausbleiben des für die Branche so wichtigen Weihnachtsgeschäfts. Darauf hat jetzt vor wenigen Tagen auch die Präsidentin des bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes, Angela Inselkammer, hingewiesen. Gerade der Dezember sei eigentlich einer der stärksten Monate des Jahres, die Umsatzeinbrüche damit noch dramatischer, beklagte die Verbandschefin. Auch an Zusam und Donau fielen die Weihnachtsfeiern aus, die Stornierungen der lange vorausgeplanten Veranstaltungen enttäuschten die Betreiber der Einrichtungen zwischen Syrgenstein und Buttenwiesen zusätzlich.

    Rückblickend auf das vergangene Jahr ist Sabine Simon froh, dass „wir das alte Jahr Gott sei Dank überstanden haben“ und setzt weiter auf die Treue der zahlreichen Stammgäste. „Deren Feedback über die gesamte Zeit gab Hoffnung, aber wichtiger wäre mir, dass sie bald wieder zu uns kommen können.“

    Essen to go hat in der Region abgenommen

    Das bei den Kunden anfänglich starke Interesse an „Essen to go“ sei abgeflaut, was auch andere Gasthäuser zu spüren bekamen: „Ist doch klar, dass die Leute irgendwann nicht mehr aus der Schachtel essen, sondern bei uns am Tisch sitzen möchten“, folgert die Frau. Die staatlichen Überbrückungshilfen ansprechend beklagt sie, dass die Mittel über so eine lange Zeit kaum ausreichten und „doch nur den Effekt hatten, dass wir nicht endgültig kaputtgingen“. Auch fürs neue Jahr rechnet die Branchenexpertin mit eher schwierigen Zeiten. „Da wird Angst und Panik verbreitet wegen der neuen Virusvariante und ich rechne mit einer weiteren Schließung“, gibt Simon verärgert von sich.

    Ganz so düster möchte Kollege Josef Stark vom gleichnamigen Landgasthof in Gottmannshofen nicht vorausblicken. Aber der Kreisvorsitzende beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband sieht Omikron als eine Art Damoklesschwert über allem schweben: „Es ist nun wie 2021, als man nicht wusste, was noch kommen würde.“ Und: „Hoffentlich kein Lockdown.“ Die Stimmung bei den fast vier Dutzend in der Organisation vertretenen Häusern sei „gemischt bis schwierig“. Über das ganze Jahr gesehen hätten bis zu 40 Prozent Umsatzrückgänge hingenommen werden müssen. Erst kürzlich hat die Pizzeria Romana in Wertingen geschlossen (wir berichteten).

    Die Informationen seitens des Verbandes sind nach Einschätzung von Stark gerade für den einzelnen Wirt sehr hilfreich, angesichts einer unübersichtlichen Gemengelage an Vorschriften und Verordnungen: Hatte der Bund doch gerade am Freitag 2G-Plus in der Gastronomie beschlossen – Bayern dagegen hält weiter an 2G fest.

    Daniel Stoiber vom Hotel-Restaurant Zur Glocke in Höchstädt (im Bild) ist dagegen mit dem Gästeaufkommen recht zufrieden.
    Daniel Stoiber vom Hotel-Restaurant Zur Glocke in Höchstädt (im Bild) ist dagegen mit dem Gästeaufkommen recht zufrieden. Foto: Weitershausen

    „Wir beschäftigen eine Bedienung, die für den Service vorgesehen ist, jetzt aber hauptsächlich zur Kontrolle der Zertifikate und Ausweise eingesetzt wird“, moniert Stark und bittet die Gäste, neben dem Impfeintrag auch an den Ausweis oder Führerschein zur Identifizierung zu denken. Apropos: Josef Stark bemängelt, dass in der momentanen Regulierungspraxis kaum mehr jemand so richtig durchblicken würde. „Ich wurde darüber informiert, dass eine 20-köpfige Besuchergruppe bei mir einkehren wollte, aber nicht kam, weil ja die vermeintliche maximale Begrenzung auf zehn Personen galt.“

    Dabei dürften laut dem bayerischen Gesundheitsministerium in der Gastronomie ausdrücklich mehr als zehn Personen gemeinsam essen. So würden die behördlichen Vorgaben eher zur Verunsicherung der Leute beitragen und weniger zur Sicherheit. „Warum die Gastro-Branche immer wieder zu den ersten gehört, die mit neuerlichen Auflagen wie beispielsweise 2G-Plus oder gar Schließung vom Gesetzgeber bedacht wird, verstehe wer will“, sagt Daniel Stoiber vom Hotel-Restaurant Glocke in Höchstädt.

    Denn wie etwa durch die Luca-App oder andere überprüfbare Statistiken nachgewiesen, gehöre insbesondere die Speisegastronomie nicht zu den Pandemietreibern. Daher beklage er sich auch nicht über das Gästeaufkommen in seinem Restaurant zu den erlaubten Öffnungszeiten. „Wir sind als Speiserestaurant ganz zufrieden, auch wenn die großen Feiern wie Hochzeiten oder Geburtstage etc. nicht stattfinden können“ sagt Daniel Stoiber und fügt hinzu, dass es andere Gastronomiebetriebe, wie etwa Bars, Clubs oder Discos viel härter getroffen habe.

    Weniger Geschäftsreisen in der Pandemie

    Nachgelassen habe jedoch durch die Pandemie bei ihm im Hotel das Aufkommen von Geschäftsreisenden. Hier zeige sich, dass die Arbeit im Homeoffice sehr zugenommen habe. Dennoch seien Kinos, Theater Konzerte, Messebauer und Veranstalter der Unterhaltungsbranche, um nur einige zu nennen, noch schlechter dran als die Gastronomie-Branche, denn die mussten über den Pandemiezeitraum von mittlerweile zwei Jahren beinahe dauernd ihre Arbeit einstellen, findet Stoiber.

    Qemajl Dervodeli, Betreiber des Mexikanischen Restaurants Cantina Castell in Lauingen meint dazu: „Da sind wir in der Gastro-Branche, mit bisher insgesamt sieben Monaten dichtmachen, gerade noch so an einer Branchen-Katastrophe vorbeigeschrammt, obwohl einige Kolleginnen und Kollegen es nicht geschafft haben oder auch einfach nicht mehr wollten.“ Unter den aktuellen Umständen bestünde keine Planungssicherheit zur Führung eines Gastro-Betriebs, weder für die Bereiche Küche oder Service noch den Einkauf.

    Auch seien die Menschen durch die Corona-Variante Omikron noch mehr verunsichert als vorher. Darüber hinaus störe viele Gäste, dass sie um 22 Uhr das Lokal wieder verlassen müssen, denn häufig wollten sie nach dem Essen noch zusammensitzen. Besonders größere Gruppen von Freunden hätten ja ansonsten nicht die Möglichkeit, sich einfach so zu treffen. „Wir benötigen von der Politik mehr Sicherheit für unser betriebswirtschaftliches Handeln, denn heute so und morgen anders, das kann für die Gastro-Branche nicht mehr lange gut gehen“, fordert Dervodeli.

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