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Landkreis Dillingen: Wie schnell verlieren Senioren ihren Führerschein?

Landkreis Dillingen

Wie schnell verlieren Senioren ihren Führerschein?

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    Wann sollten Senioren ihren Führerschein zurückgeben? Darüber wird viel diskutiert.
    Wann sollten Senioren ihren Führerschein zurückgeben? Darüber wird viel diskutiert. Foto: Matthias Becker (Symbol)

    Verringertes Sehvermögen, langsamere Reaktionen und schlechteres Gehör– das alles bleibt wohl den wenigsten Menschen im Alter erspart. Trotzdem möchte man die Eigenständigkeit nur ungern aufgeben. Und gerade in ländlichen Regionen ist ein Führerschein essenziell, um von A nach B zu kommen. Aber wird man dann nicht zur Gefahr im Straßenverkehr und sollte die Fahrerlaubnis lieber abgeben? Ob und wann das der Fall ist und welche Maßnahmen im Zweifel getroffen werden können, das haben uns Experten verraten.

    2341 Verkehrsunfälle im Landkreis Dillingen

    Katharina von Rönn, Pressesprecherin der Polizei Dillingen, verweist hierbei auf die Verkehrsunfallbilanz für den Landkreis Dillingen. 2019 gab es 2341 Verkehrsunfälle, dabei waren Senioren ab dem Alter von 65 an 203 Fällen beteiligt. Zum Vergleich: Junge Erwachsene an 231 Unfällen – beide Gruppen waren also gleichermaßen Verursacher der Unfälle.

    Hauptunfallursachen sind Sicherheitsabstand, Vorfahrt und „Abbiegen/Wenden/Rückwärtsfahren“, wobei bei jungen Erwachsenen vermehrt auch die Geschwindigkeit zu Verkehrsunfällen beiträgt. Meistens sind es allerdings bei beiden Gruppen Fehler bei der Vorfahrtsregelung.

    Das Fazit der Statistik: Senioren sind etwas seltener in Unfälle verwickelt als jüngere Verkehrsteilnehmer. Interessant ist, dass die Altersgruppen 51 bis 60 Jahre mit 21 Prozent und 61 bis 70 Jahre mit 14 Prozent am häufigsten an Fahrradunfällen beteiligt sind. Dieses Jahr seien bislang drei Radfahrer tödlich verunglückt, alle im Alter von 72 bis 89.

    Zwischen 72 und 89 Jahren

    Ist ein Senior an einem Verkehrsunfall beteiligt und wirkt danach eventuell verwirrt, beurteilt die Polizei laut von Rönn zuerst mal den Allgemeinzustand. Die Beamten können anschließend dem Landratsamt empfehlen, die betroffene Person vorzuladen und eine Begutachtungsfahrt zu beantragen. Auch Bernd Meyer von der Fahrschule Meyer hat damit bereits Erfahrung. Etwa sechs Mal im Jahr kommen Senioren zu ihm, meist sind sie bereits Mitte 80. „Wir bereiten die Senioren dann auf ihre Begutachtungsfahrt vor. Je nach Fall sind das fünf bis 15 Praxisstunden“, sagt der Fahrlehrer. Die Vorbereitung sei zwar reine „Praxissache“, aber auch neuere Regelungen werden dann besprochen.

    Nach der Fahrprüfung, die ähnlich abläuft wie die normale Führerscheinprüfung, spricht der TÜV eine Empfehlung darüber aus, ob der Schein behalten, abgegeben oder gedrosselt wird – auch das ist möglich, es darf dann weiter gefahren werden, allerdings nur bis zu einer festgelegten Höchstgeschwindigkeit.

    „Die Abgabe des Führerscheins sollte wirklich die allerletzte Maßnahme sein, ist aber bei einer Gefährdung des Straßenverkehrs natürlich sinnvoll“, sagt Meyer.

    Wer gibt den Führerschein freiwillig ab?

    Er plädiert eher für Schulungen, denn „sonst nimmt man den Menschen ein großes Stück Lebensqualität“. Gerade auf dem Land habe man ohne Auto keine Chance, vor allem Alleinstehende, die nicht von anderen Personen zu Terminen oder zum Einkaufen gefahren werden können. „Ihnen dann den Führerschein zu nehmen, ist fatal.“

    Weiter sei der Führerschein für ältere Menschen eine Art Statussymbol, gerade für Männer sei das ein großer Einschnitt. „Ich bin wirklich mit Herzblut dabei, dass entsprechend geschult wird, wenn ein Zweifel besteht und die Menschen den Schein behalten können“, betont er. Es sei nicht einfach, wenn man nach so viel Lebenserfahrung noch mal belehrt werden muss, allerdings habe der Fahrschulleiter nie Probleme gehabt. „Die meisten Betroffenen sind sehr dankbar. Sie merken, dass man es gut mit ihnen meint und sich für sie einsetzt. Von Alterssturheit keine Spur.“

    Laut Landratsamt haben im vergangenen Jahr 15 Senioren ihren Führerschein abgegeben. Bei allen lag entweder ein ärztliches Gutachten vor oder der Führerschein hätte nach einer angeordneten Fahrprobe entzogen werden müssen.

    Hierbei zeigten sie sich in der Regel einsichtig und gaben den Führerschein ab. Dass jemand ohne Anlass auf die Fahrerlaubnis verzichtet hat, kam in den vergangenen Jahren nicht vor.

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