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Landkreis Dillingen: Wie kommt man im Kreis Dillingen zu einem Impftermin?

Landkreis Dillingen

Wie kommt man im Kreis Dillingen zu einem Impftermin?

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    Der Kreis Dillingen hinkte zu Beginn der Impfkampagne lange hinterher, und auch in den letzten Wochen, als sich wieder mehr Menschen impfen lassen wollten, gab es teils keine Termine. Jetzt sollen die Impfkapazitäten wieder aufgestockt werden.
    Der Kreis Dillingen hinkte zu Beginn der Impfkampagne lange hinterher, und auch in den letzten Wochen, als sich wieder mehr Menschen impfen lassen wollten, gab es teils keine Termine. Jetzt sollen die Impfkapazitäten wieder aufgestockt werden. Foto: Willing/Holtz, DRK

    „Das ist ein Krimi, eine Idiotie“, sagt Helga Sand. Die Wittislingerin ist sauer. „Es heißt, als Risikogruppe wird man bevorzugt behandelt.“ Doch vom mobilen Impfteam in Bergheim und auch in Dillingen werden Sand und ihr 75-jähriger Mann weggeschickt. Es sei nur genug Impfstoff für die Menschen mit Termin da. Und einen Termin kann das Ehepaar ohne Handynummer nicht vereinbaren, sonst kann man das Online-Formular nicht ausfüllen. Über eine SMS wird der oder die Impfwillige verifiziert. Sand wurde an den Hausarzt verwiesen, doch auch dort sei kein Termin bis Ende Januar zu bekommen. „Es kann sein, dass andere absagen und wir früher drankommen, weil der Hausarzt mit Moderna impft“, sagt Sand. Mit dem Impfstoff habe sie kein Problem. „Hauptsache geimpft“, das ist ihre Meinung. So wie

    Das Impfteam von Ecolog verweist an die Hausarztpraxen, und die verweisen ans Impfzentrum, weil auch sie keine Termine mehr haben, sagt Dr. Katrin Peschel. Sie ist Hausärztin in Lauingen. „Unsere Impfplanung reicht bis Februar.“ Zu den vielen Anfragen nach Impfterminen käme die allgemeine Verunsicherung über den Impfstoff von Moderna. „Nächste Woche bekommen wir nur noch 60 Dosen Biontech, den Rest müssen wir mit Moderna auffüllen. Das wird wieder riesige Diskussionen geben.“ Was man zudem nur selten sehe, sei der zusätzliche bürokratische Aufwand für das Praxisteam, denn jeder Impfstoff habe eine eigene Abrechnungsziffer.

    Viele sind auf der Suche nach einem neuen Hausarzt

    Hinzu kämen Grippeimpfungen und die Behandlung von anderen Krankheiten. „Noch dazu bekommen wir permanent Anfragen von Menschen, die einen neuen Hausarzt suchen“, sagt Peschel. Denn erst vor kurzem wurde bekannt, dass eine Hausärztin, die in Syrgenstein eine Praxis betrieben hatte, gestorben ist. Das habe das Problem der unzureichenden Hausarztversorgung noch verschärft, so Peschel. „Aber wir können keine neuen Patienten aufnehmen.“

    Dr. Rainer Schindler sieht es ähnlich. Er und zwei Kollegen haben eine Gemeinschaftspraxis in Dillingen. Das Impfen sei für ihn auch nur das eine, die Hausarztversorgung sei ein weiteres großes Problem, das durch das Impfen erst in den Fokus der Öffentlichkeit rücke. „Wir sind einfach zu wenige Hausärzte, und viele sind dazu schon im Rentenalter.“ Er plant in seiner Praxis 600 Impfungen bis zum Jahresende, Termine hat er aber auch schon bis Februar vergeben. Im Dezember will er mit seinem Team auch an zwei Samstagen impfen.

    Es ist unklar, wie sich die Impfstofflieferungen entwickeln

    Doch das alles käme zur normalen Versorgung hinzu. „Nicht jeder, der krank ist, hat gleich Corona.“ Auch er spürt eine große Unsicherheit bei den Patientinnen und Patienten, was den Moderna-Impfstoff angeht. „Dass Spahn da Werbung macht für den Impfstoff mit der Botschaft: Sonst läuft der ab“, ärgert sich Schindler. „Ich führe die Diskussionen um Moderna nicht, dafür habe ich keine Zeit, bei uns ist Land unter.“ Daher möchte er eigentlich nur Biontech bestellen, doch der Stoff sei limitiert auf fünf Flaschen pro Arzt und Woche. Mit der Menge komme das Praxisteam gut zurecht. Doch wie sich die Impfstofflieferungen entwickeln, weiß auch er nicht.

    Apotheker: Es sieht nach einer Knappheit aus

    „Es gab eine Zeit, da konnten wir unbegrenzt bestellen“, bestätigt Dr. Matthias Schneider, Apothekensprecher im Kreis. Doch die Zeit sei vorbei. Seit Anfang Oktober müsse auch das Impfzentrum über die Apotheken bestellen und bekomme auch nicht immer die gewünschten Mengen. „Es sieht nach einer Knappheit aus. Das ist höchst ärgerlich.“ Doch könnten nicht auch Apothekerinnen und Apotheker mit in die Impfkampagne einsteigen? „Das ist eine spannende Frage“, sagt Schneider. „Die grundsätzliche Bereitschaft ist da. Aber dafür braucht es Schulungen und Vorbereitungen.“ Und noch dazu müsse das zusätzlich zur eigentlichen Arbeit erfolgen. Man habe vonseiten der Apotheker bereits angeboten, im Impfzentrum zu unterstützen, „aber das war nie gewünscht“.

    Angesichts der hohen Inzidenz und der prekären Hausärzteversorgung hat das Landratsamt nun angekündigt, die Kapazitäten drastisch zu erhöhen. Landrat Leo Schrell hatte bereits den Wunsch geäußert, 1000 Impfungen pro Tag im Kreis durchzuführen. Wie das Landratsamt mitteilte, waren es in der vergangenen Woche insgesamt 1696 Spritzen, verabreicht durch die mobilen Teams. Darunter ein Großteil Auffrischungsimpfungen. Hinzu kommen die Impfungen durch die Praxen. Das Landratsamt gibt schon seit einer Weile keine Impfstatistiken mehr heraus, da über die Impfstellen nicht erfasst wird, wo ein Impfling wohnt. Erfasst wird nur die Zahl der Impfungen, nicht der Wohnort der Impflinge.

    Aus mobilen Impforten werden feste Impfstellen

    Am Dienstag hat das Landratsamt angekündigt, die Kapazitäten aufzustocken. Aus mobilen Stellen sollen feste Impforte werden. In der Dillinger Sebastian-Kneipp-Halle sollen ab 1. Dezember 200 Impfungen pro Tag, sieben Tage die Woche, durchgeführt werden. Ab 7. Dezember auch in der Gundelfinger Brenzhalle sowie in der Riedblickhalle in Buttenwiesen. Dort soll es sogar jeweils 300 Impfungen täglich geben. Termine würden dann schrittweise in der Buchungssoftware eingestellt. „Voraussetzung dafür ist die Gewinnung entsprechenden Personals“, heißt es vonseiten des Landratsamtes. Mitte Dezember würde dann die 1000 Impfungen pro Tag erreicht werden.

    Medizinische Fachkräfte sollen sich melden und beim Impfen unterstützen

    Schrell ruft daher auch Fachkräfte, die schon im Ruhestand sind, sowie Impfärzte und medizinisches Personal auf, sich bei Ecolog zu melden und beim Impfen zu unterstützen. Die Termine bei den mobilen Teams, die bereits vereinbart sind, blieben bestehen. Schrell ärgert sich, dass das Wertinger Impfzentrum zum 1. Oktober auf Anweisung des Bayerischen Gesundheitsministeriums auf einen Stand-by-Modus von 150 Impfungen pro Tag zurückgebaut werden musste. „Bereits damals war wegen der Auffrischungsimpfungen klar, dass die Kapazitäten im Herbst bei Weitem nicht ausreichen werden.“ Nun stecke man in dem Dilemma, teilweise von vorne, vor allem mit der Personalgewinnung, beginnen zu müssen.

    Helfen werden die zusätzlichen Termine Menschen wie Helga Sand jedoch nicht. Denn auch weiterhin gilt: Impfen am besten nur mit Anmeldung, und das nur übers Internet und mit Handynummer.

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