Abgeschaltete Brunnen, gedimmte Straßenbeleuchtung, womöglich werden sogar Ampeln zeitweise ausgemacht. Die Maßnahmen, die die Stadt Augsburg derzeit ergreift, um Energie zu sparen, lassen aufhorchen. Die Stadt müsse gegensteuern. Denn aktuell rechne man mit 80 Prozent höheren Energiekosten. Da stellt sich auch die Frage: Wie reagieren die Kommunen und Einrichtungen im Landkreis Dillingen auf die derzeit ernste Situation? Sind ähnliche Maßnahmen denkbar?
Explodierende Energiekosten: Wie reagieren darauf Kommunen im Landkreis Dillingen?
Dillingens Oberbürgermeister Frank Kunz beginnt mit einer positiven Nachricht: Die Stadt werde immer unabhängiger von auswärtiger Energie, vor allem wegen der steigenden Zahl an Fotovoltaikanlagen. So wird auf dem Dach der Mittelschule eine PV-Anlage installiert. Außerdem entsteht Richtung Holzheim ein Solarpark, der bis zu 600 Haushalte versorgen kann. "Schritt für Schritt wollen wir so in den nächsten Jahren dahin kommen, möglichst unabhängig von externen Energielieferungen zu sein", so Kunz.
Wie viel mehr die Stadt dieses Jahr für Energie ausgeben muss, kann Kämmerer Michael Bregel noch nicht beziffern. "Die Experten sind sich einig, dass die volle Wucht der Auswirkungen erst in einigen Monaten spürbar sein wird", teilt er mit. Darauf bereite man sich vor. Wirklich zu Buche schlagen würden die höheren Preise aber erst in den kommenden Jahren, wenn langfristige Lieferverträge angepasst sind.
Aktuell sind in Dillingen einige Maßnahmen in Kraft, mit denen man Energie sparen will. Diese wurden allerdings schon vor der aktuellen Krise angestoßen. So werden städtische Gebäude an ein Fernwärmenetz angeschlossen, verstärkt auf das Thema Energieeffizienz geschaut und öffentliche Objekte wie der Mitteltorturm bereits seit einiger Zeit nur bis 22 Uhr beleuchtet, was auch nachtaktive Tiere schützen soll.
In Wertingen rechnet man mit bis zu 80 Prozent höheren Gaskosten
In Wertingen gibt es noch keine aktuellen Pläne, wie man gegen die ansteigenden Energiekosten vorgehen möchte. Aber es ist Thema: „In der Verwaltung haben wir aufgerufen, mehr Energie einzusparen“, sagt der Verwaltungs- und Geschäftsleiter Dieter Nägele. Vor Jahren sei bereits die Straßen- sowie Fassadenbeleuchtung, wie am Rathaus oder Schloss, auf energiesparende LED umgestellt worden. Mit dem Freibad, das nun durch eine Pelletheizung und nicht mit Gas betrieben werde, sei man in einer guten Situation.
Jährlich zahlt Wertingen Stromkosten in Höhe von 385.000 Euro. Aufgrund der Abschaffung der EEG-Umlage und der Laufzeit der Stromverträge von drei Jahren erwartet die Stadt für die kommenden ein bis zwei Jahre keine größere Preissteigerung. Beim Gas sieht das anders aus: Dort wird mit einer Anstieg von 60 bis 80 Prozent gerechnet. Bisher zahlt die Stadt 70.000 Euro, dazu könnten Mehrkosten von 50.000 Euro kommen.
Gundelfingen und Haunsheim hat öffentliche Gebäude autarker gemacht
Auch in anderen Städten und Gemeinden im Landkreis Dillingen ist man sich der steigenden Preise bewusst. In Gundelfingen geht man von "deutlich höheren Ausgaben" aus. Bürgermeisterin Miriam Gruß sagt: "Die Stadt hat bereits vor Jahren den Weg eingeläutet, bezüglich der städtischen Gebäude möglichst immer autarker in Sachen Energiegewinnung zu werden."
Ähnlich sieht es auch in der Gemeinde Haunsheim aus. Die LED-Straßenbeleuchtung dimmt nach 24 Uhr das Licht, öffentliche Gebäude sind energieeffizienter umgebaut worden, auf den Dächer der Schule, Feuerwehr und dem Bauhof sollen weitere Fotovoltaikanlagen kommen. Bürgermeister Christoph Mettel merkt an: "Bei einer Eineinhalb-Personen-Verwaltung aus mir und meiner Sekretärin, die nur ein paar Tage da ist, kann ich nicht viel mehr einsparen."
Landratsamt in Dillingen sieht hohe Energiekosten entspannt
Beim Landratsamt beobachtet man die Preisentwicklungen relativ gelassen. Denn auch dort ist der Strompreis dank zurückliegender Ausschreibungen bis 2023 gesichert. Die Heizungen wurden in den vergangenen Jahren auf regenerative Energien umgestellt, teilt Landratsamtssprecher Peter Hurler mit. Neben dem Landratsamt selbst gehören unter anderem auch Sport- und Schwimmhallen dem Landkreis. Die Einrichtung mit dem höchsten Energiebedarf ist übrigens das Wertinger Hallenbad mit 670 Kilowattstunden pro Quadratmeter. Die anstehende Generalsanierung soll aber auch die Energiekosten senken.
Laut Hurler hat der Landkreis in den vergangenen Jahren bereits viel in Energieeffizienz und -einsparung investiert: Durch die Umstellung der Heizungen konnten demnach rund 96,5 Prozent des CO2-Ausstoßes reduziert und 1,31 Millionen Euro jährlich eingespart werden. Außerdem stelle man den Fuhrpark auf E-Mobilität um, habe PV-Anlagen errichtet - und, und, und. Aktuell prüfe der Landkreis die Möglichkeit, in den Bädern die Raum- und die Wassertemperatur zu senken, um Energie zu sparen.
DSDL spricht von "Wahnsinn, wie die Preise nach oben und nach unten gehen"
Mit den explodierenden Energiekosten kennt sich Wolfgang Behringer aus. "Das ist jeden Tag ein Wahnsinn, wie die Preise nach oben und nach unten gehen", sagt der Werkleiter der Donau-Stadtwerke Dillingen-Lauingen (DSDL). Deren Stromkunden müssten in naher Zukunft nicht mit Preiserhöhungen rechnen, sagt er. Denn die DSDL haben den Strom bereits zu einem bestimmten Preis eingekauft und der werde weitergegeben.
Für Neukunden sieht es jedoch anders aus. Zum 1. Oktober werde hier der Preis angepasst, das sei schon allein aus Gesetzesgründen nötig. Gas- und Wärmekunden müssten seiner Einschätzung nach mit deutlichen Preissteigerungen rechnen. Behringer rät deshalb allen, Energie zu sparen und Geld auf die Seite zu legen, um die die Kosten abfedern zu können.